Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kaum Verstöße gegen neue Testpflicht
An der deutsch-niederländischen Grenze hat die Bundespolizei stichprobenartig Reiserückkehrer überprüft. Seit Sonntag muss bei der Einreise ein Impf- oder Testnachweis erbracht werden. Die Kontrollen verliefen meist problemlos.
EMMERICH Mit der Bundespolizei hatten Rita und Manfred Wagner (Name geändert) aus Beckum bislang noch nie etwas zu tun. Am Sonntag wurden die beiden Rentner jedoch sogar von einer Eskorte der Grenzschützer begleitet. Zwei Wochen hatte das Paar in Egmond aan Zee an der niederländischen Nordseeküste verbracht. Bei der Wiedereinreise nach Deutschland wurde der Kombi der beiden Mitsechziger am Grenzübergang Emmerich-Elten von einer Streife der Bundespolizei abgefangen und zum Rastplatz Hohe Heide an der A3 dirigiert. Die Fahrzeugkontrollen, die hier normalerweise durchgeführt werden, zielen auf Drogenkuriere ab. Seit Sonntag geht es jedoch vorrangig um die Bescheinigungen, die Reisende jetzt bei ihrer Rückkehr nach Deutschland dabei haben müssen.
Seit Sonntag, 0 Uhr, kontrolliert die Bundespolizei stichprobenartig die 300 Kilometer lange Grenze zu den Niederlanden. Seit 1. August gilt eine Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer aus dem Ausland. Damit soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zum Ende der Sommerferien verhindert werden. Alle Menschen ab zwölf Jahren müssen bei der Einreise nachweisen können, dass sie entweder negativ getestet, gegen Corona geimpft oder genesen sind. Eine solche Vorgabe gab es bisher schon für alle Flugpassagiere. Jetzt gilt sie für alle Verkehrsmittel, also auch bei Einreisen per Auto oder Bahn.
Der Grenzübergang Emmerich-Elten an der vielbefahrenen A3 gehört zu einer der festen Stationen, an denen die Beamten für den Schutz der Gesundheit im Einsatz sind. Dienstgruppenleiter Marc Horstmann zog am Nachmittag ein positives Zwischenfazit des ersten Einsatztages: „Wir hatten hier bislang keinerlei Probleme. Die Reisenden sind über die neuen Bestimmungen in der Regel gut informiert und haben sich sehr kooperativ gezeigt. Beschwerden über die Kontrollen gab es keine. Alle haben sich sehr verständnisvoll gezeigt“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar der Dienststelle Kleve. Auch die beiden Beckumer hatten den Impfnachweis sowie das Einreiseformular sofort parat.
Am Düsseldorfer Hauptbahnhof suchte man am Sonntag auf den Bahnsteigen, an denen Züge aus den Niederlanden ankamen, die Bundespolizei vergebens. Und viele Fahrgäste, die den freien Tag für einen Shopping-Ausflug nach Venlo genutzt hatten, wurden nach dem Grenzübertritt auch nicht kontrolliert. „Dabei habe ich extra vorher noch einen Test gemacht“, sagt Manuel Frede, der mit seiner Freundin ein paar Stunden im Nachbarland verbracht hatte. Aber es gab sie schon, die angekündigten Stichproben. „In Kaldenkirchen sind Beamte hinzugestiegen und haben uns kontrolliert. Zum Glück sind wir beide durchgeimpft und haben den Nachweis auf dem Handy“, sagt Bernhard Winter, der mit seiner Frau in Venlo zum Einkaufen war. In einem anderen Fall wollte der Schaffner neben dem Ticket gleich noch den Test sehen. „Das hat mich schon ein wenig gewundert. Ich wusste gar nicht, dass die dazu befugt sind“, sagt Roy Nooistra.
Das ist jedoch der Fall, erklärt ein Bahnsprecher. „Bei Einreise aus einem Hochrisikogebiet kontrolliert das Zugpersonal, sowie in den ersten Wochen Mitarbeitende von DB Sicherheit, bei allen Fahrgästen den Test-, Impf- oder Genesenen-Nachweis und die digitale Einreiseanmeldung“, so der Sprecher. Aktuell betreffe dies Verbindungen aus den Niederlanden und Teilen Frankreichs. Fehlen Nachweise, informiert die Bahn die Bundespolizei. Die betreffenden Reisenden müssen am nächsten Halt den Zug verlassen. Bei anderen Zügen aus dem Ausland, beispielsweise aus Österreich, Polen oder der Schweiz verzichtet die Bahn dagegen auf solche Kontrollen, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion. Schnell handeln mussten Thalys-Passagiere, die von Frankreich nach Deutschland einreisen wollen. Sie wurden am Samstag per Mail informiert, dass dazu ein in Deutschland gültiges, digitales Testzertifikat nötig sei. Umbuchen war möglich.
Auch in anderen Bundesländern gab es gezielte Grenzkontrollen, Verstöße wurden kaum registriert. Alle Reisenden seien gut vorbereitet, hieß es seitens der Bundespolizei. Bußgelder würden ohnehin nicht direkt erhoben. Bei Verstößen gehe die Anzeige einer Ordnungswidrigkeit an die zuständigen Gesundheitsämter weiter, dort werde über das Bußgeld entschieden.