Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Agrarchemie als Brandauslöser identifiziert
Nach dem Unglück von Leverkusen wird weiter nach Ursachen geforscht. Entwarnung für Anwohner gibt es nicht.
LEVERKUSEN (dpa/epd) Mehrere Tage nach der Explosion in einer Leverkusener Sondermüllverbrennungsanlage gibt es nunmehr Klarheit über die bei der Detonation beteiligten Substanzen: Laut der Kölner Bezirksregierung und des Betreibers befanden sich Reste aus der Agrarchemie-Produktion in dem Abfalltank-Lager, in dem es zur Explosion kam. „Bei den Abfällen handelte es sich um flüssige Reststoffe aus der Produktion von Chemikalien für die Landwirtschaft, deren Hauptbestandstandteil phosphorund schwefelhaltige Chemikalien sind“, teilte die Bezirksregierung mit. Noch sei aber offen, ob durch die Detonation möglicherweise gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt worden seien.
Der Betreiber Currenta bestätigte die Angaben und erklärte durch die explosionsartige Freisetzung des Lösungsmittels und der anschließenden „Durchzündung“sei zwar davon auszugehen, dass der Großteil des Abfallstoffs verbrannt sei. „Dennoch ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass in nächster Umgebung der Unglücksstelle noch unverbrannte Partikel niedergegangen sind.“Das Landesumweltamt und Currenta selbst würden daher weiterhin Proben auswerten.
Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hat der bei der Explosion im Chemiepark ums Leben gekommenen Mitarbeitern gedacht. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, sagte die Ministerin bei einem Besuch des Unglücksorts am Samstag. Zugleich dankte sie den Einsatzkräften vor Ort, die um das Leben der Vermissten kämpften und eine weitere Ausweitung des Brandes verhindert hätten. Zur Analyse der Brandrückstände sei eigens eine „Task Force“vereinbart worden, erklärte sie.
Der genaue Inhalt der Tanks in der Müllverbrennungsanlage war zuvor nicht öffentlich bekannt gewesen. Bei einer Pressekonferenz am Freitag hatte Currenta darauf verwiesen, es handele sich um einen Gegenstand in einem Ermittlungsverfahren. Der Betreiber selbst wisse aber über den Inhalt Bescheid.
Die gewaltige Explosion und ein anschließender Brand hatten am Dienstagmorgen mindestens fünf Menschen das Leben gekostet und eine riesige Rauchwolke über Leverkusen aufsteigen lassen, wenig später gingen Rußpartikel nieder. Anwohner befürchteten, es könnte sich um giftige Substanzen wie PCB handeln, was sich durch eine ersten Analyse des Landesumweltamts zunächst nicht bestätigte.