Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein guter Helm ist keine Frage des Preises
Die Stiftung Warentest hat 14 verschiedene Modelle für Radfahrer getestet und miteinander verglichen. Die Ergebnisse sind teilweise durchaus überraschend. Wichtig: Wer einen Fahrradhelm kauft, sollte ihn vorher unbedingt anprobieren.
DÜSSELDORF Fahrradhelm ist nicht gleich Fahrradhelm. Es gibt verschiedene Modelle – Helme mit Airbags, mit Warnleuchten, klassische und einfache Helme. Die „Stiftung Warentest hat 14 Helme getestet, die zwischen 35 und 160 Euro kosten. Acht der Modelle schnitten mit „gut“ab, sechs mit „befriedigend“. Die Tester schreiben, dass einige Tests strenger seien als die Prüfnormen der Hersteller. Am besten schnitt der Helm Uvex City I-Vo Mips ab, ihn gibt es für 120 Euro.
„Käufe übers Internet sind bequem, aber oft nicht hilfreich“
Ludger Vortmann ADFC Nordrhein-Westfalen
Die Stiftung Warentest testete in den Kategorien Unfallschutz (50 Prozent Anteil an der Bewertung), Handhabung und Komfort (40 Prozent), Hitzebeständigkeit und Schadstoffe (je fünf Prozent). Für den Unfallschutz-Test wurde mit 22 km/h der Aufprall auf die Stirn, an den Hinterkopf und auf die Seite simuliert. „Das ist die vorgeschriebene Prüfnorm“, erklärt Stefan Scherfenberg von Warentest. Und dies sei auch das übliche Tempo auf einem normalen Stadtfahrrad. Die untersuchten Helme seien dabei ausdrücklich für normale Fahrräder ohne Elektroantrieb vorgesehen. E-Bike-Fahrer bräuchten einen robusteren Helm.
Außerdem wurden die Erkennbarkeit im Dunkeln sowie die Belastbarkeit von Riemen und Schloss getestet. Den besten Unfallschutz bietet der Helm Fischer Urban Plus. Er zeigt, dass man für einen guten Helm nicht zwingend tief in die Tasche greifen muss. Er kostet 45 Euro und war das zweitgünstigste Modell im Test. „Man muss nicht viel Geld für einen guten Helm ausgeben“, bestätigt Scherfenberg.
Um die Handhabung und den Komfort der Helme zu testen, beurteilte ein Experte der Warentester die Gebrauchsanleitung nach Verständlichkeit. Sechs Radfahrer überprüften zudem, wie leicht sich die Helme auf- und wieder absetzen ließen, und den jeweiligen Tragekomfort. Hier schnitten der Gesamtsieger Uvex City I-Vo Mip und der 85 Euro teure Giro Register Mips am besten ab. Insgesamt am schlechtesten wurde der Decathlon B-Twin City 500 Bowl bewertet. Er bekam die Gesamtnote 2,9 und ist mit 35 Euro zugleich der günstigste der getesteten Helme. Dass ein teurer Helm aber nicht zwingend für Qualität steht, beweist andererseits der Poc Omne Air Spin. Er kostet 160 Euro, gehört also zu den teuersten der getesteten Helme. Mit einer Gesamtbewertung von 2,8 schnitt er am zweitschlechtesten ab.
„Am wichtigsten ist, dass der Helm gut an die Kopfform angepasst ist“, sagt Scherfenberg. Kunden sollten sich beim Kauf also Zeit lassen und mehrere Helme ausprobieren. Ludger Vortmann vom Landesverband Nordrhein-Westfalen des Allgeminen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bestätigt das: „Käufe übers Internet sind zwar bequem, aber oft nicht hilfreich. Ein Besuch im Fahrradladen meines Vertrauens ist besser, weil ich dort Modelle ausprobieren kann. Ein Helm, der nicht gut sitzt, schützt mich nicht. Der Kinnriemen sollte genau unter dem Kinn sitzen und wenig Spiel haben.“
Die Stiftung Warentest untersuchte auch einen besonderen Helm und bewertete ihn außerhalb der 14 weiteren. Dabei geht es um den Airbag-Helm des Herstellers Hövding für 350 Euro: Genau genommen ist er gar kein Helm, sondern wird wie ein Kragen um den Hals getragen. Bei plötzlichen Unfallereignissen bläst sich blitzschnell ein Airbag auf und legt sich schützend um den Kopf. „Wenn der Helm auslöst, schützt er sehr gut“, sagt Warentester Scherfenberg. Doch bei einem plötzlichen Aufprall – wenn zum Beispiel der Radfahrer mit einem Pfeiler zusammenstößt – bläst sich der Airbag nicht schnell genug auf. Und schützt dementsprechend auch nicht.
Ludger Vortmann vom ADFC Nordrhein-Westfalen betont: „Alle Radfahrenden, die einen Helm tragen möchten, sollten das tun.“Aber ein Helm könne nicht vor allen Unfällen und Unfallfolgen schützen. Wichtig sei vor allem der Ausbau einer guten Fahrradinfrastruktur.