Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

US-Star mit deutschem Pass holt Gold im Golf

Xander Schauffele gewinnt das hochklassi­ge Turnier von Tokio. Die beiden deutschen Starter sammeln lediglich Erfahrung.

- VON MARC MÖLLER

TOKIO (dpa) Gleich neben dem 18. Grün des Kasumigase­ki Country Clubs nahm Vater Stefan den neuen Golf-Olympiasie­ger Xander Schauffele liebevoll in die Arme. „Ich bin so stolz auf meinen Sohn. Es ist sein bisher bedeutungs­vollster Sieg“, sagte der Papa und verabschie­dete den 27 Jahre alten US-Star mit einem väterliche­n Klaps auf den Po Richtung Siegerehru­ng.

Für Xander Schauffele und seine Familie ist der olympische Traum wahrgeword­en. Der junge Kalifornie­r mit deutschen Wurzeln gewann am Sonntag die erhoffte Goldmedail­le. Nach einer 67er-Finalrunde siegte er mit einem Gesamterge­bnis von 266 Schlägen vor Rory Sabbatini (267). Dem 45 Jahre alten Slowaken

gelang am Schlusstag auf dem Par-71-Kurs im Norden von Tokio mit 61 Schlägen eine Traumrunde. Die Bronzemeda­ille sicherte C. T. Pan aus Taiwan.

Olympia spielte im Leben der Familie Schauffele schon immer eine wichtige Rolle. Durch seinen Vater, der in Stuttgart aufgewachs­en ist, besitzt Xander auch einen deutschen Pass. Bis vor einem Jahr hätte rein theoretisc­h auch die Möglichkei­t bestanden, in Tokio für Deutschlan­d anzutreten, Vater und Sohn sahen bereits vor vier Jahren bessere Chancen an ein Olympia-Ticket zu kommen. Doch dann begann Xanders kometenhaf­ter Aufstieg auf der lukrativen US-Tour. Vier Turniere konnte Schauffele auf der PGA-Tour gewinnen, dazu gab es noch eine Reihe von Top-Platzierun­gen

bei den wichtigen Major-Turnieren – das Olympia-Ticket im USTeam war gebucht.

Vater Stefan hatte in jungen Jahren olympische Ambitionen im Zehnkampf. Doch ein angetrunke­ner Lastwagenf­ahrer setzte dem Traum des damals 20-Jährigen ein jähes Ende. Bei dem Unfall zog er sich so schwere Verletzung­en zu, dass er auf dem linken Auge erblindete. Nach zwei Jahren mit vielen Operatione­n zog es Schauffele Senior zum Studium in die USA, später arbeitete er als Golflehrer im kalifornis­chen San Diego. Auch Xanders Ur-Opa Richard Schauffele war ein erfolgreic­her Fußballer und Leichtathl­et. Bei Olympia 1936 in Berlin fungierte er als Obmann für die Wurfdiszip­linen.

Olympia-Erfahrung haben auch die beiden deutschen Teilnehmer Hurly Long und Maximilian Kieffer gesammelt. Am Finaltag waren die beiden Freunde gemeinsam mit dem ehemaligen Weltrangli­sten-Ersten Justin Thomas aus den USA auf dem Platz unterwegs. Bei weit über 30 Grad Celsius spielte der 26 Jahre alte Mannheimer Long eine gute 67er-Runde und beendete das Turnier mit 277 Schlägen auf dem geteilten 35. Rang. Der 31-jährige

Kieffer aus Düsseldorf kehrte mit einer 71er-Runde ins Clubhaus zurück und belegte im Feld der 60 Starter mit 280 Schlägen den 45. Platz.

„Das Erlebnis Olympia war unfassbar cool“, schwärmte Long, der erst seit 2019 Profi ist. „Auch für meine Karriere ist das eine tolle Sache, dass ich das jetzt auf meinem Steckbrief stehen habe.“Auf der starken Finalrunde zeigte er sein enormes Potenzial. Kieffer war mit seiner Leistung bei dem olympische­n Turnier nicht zufrieden. „Golferisch war ich ein bisschen platt“, gestand der European-Tour-Spieler. Aufmunteru­ng gab es von Marcus Neumann, Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes: „Ich bin sicher, beide werden diese intensiven Tage auf einem der besten Plätze der Golfwelt nie vergessen.“

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FOTO: AP Xander Schauffele probiert die Goldmedail­le.

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