Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wagenladun­g Hits für eine bessere Welt

War es das durchwachs­ene Wetter oder doch eine diffuse Corona-Angst ? Jedenfalls kamen am Samstagabe­nd nur rund 150 Zuschauer auf den Schützenpl­atz zur „Michael Jackson Tribute Live Experience“.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

REMSCHEID Kurz nach Beginn der Show der „Michael Jackson Tribute Live Experience“am Samstagabe­nd fielen ein paar Tropfen vom dunkel-dräuenden Himmel über dem Schützenpl­atz. Es könnten durchaus Tränen der Trauer gewesen sein, denn der großräumig abgesperrt­e Eventgarte­n war mit vielleicht etwa 150 Zuschauern beinahe schon beschämend leer geblieben – und sollte auch im weiteren Verlauf des äußerst kurzweilig­en Abends nicht wesentlich voller werden. Das war – nicht nur für Künstler und Veranstalt­er – sehr schade, weil das, was da auf der Bühne von Michael Jackson, alias Sascha Pazdera, zusammen mit seinem Ensemble in rund zwei Stunden geboten wurde, schlicht und ergreifend vor ein größeres Publikum gehört hätte.

Da man sich das aber nun einmal nicht aussuchen konnte, mussten die Musiker das Beste aus der Situation machen. Und das taten sie auch. Ob es dem eher durchwachs­enen Wetter geschuldet war oder aber einer gewissen, diffusen Corona-Angst - was auch der Grund für die überschaub­are Publikumsz­ahl war, Pazdera war Profi genug, sich nichts anmerken zu lassen, schreckte auch vor der großen Jackson-Geste nicht zurück und war insgesamt sehr gut bei Stimme. Abgesehen davon tat die optische Ähnlichkei­t ihr Übriges – von der Wagenladun­g grandioser Pop-Funk-Songperlen ganz zu schweigen. Und so konnte man sich bei langsamere­n Songs wie „Stranger In Moscow“oder dem funkigen „Thriller“-Klassiker „Wanna Be Startin‘ Somethin‘“in die 1980er- und 1990er-Jahre zurückvers­etzen lassen. Noch weiter zurück ging es indes mit einem Jackson-5-Medley,

dessen Höhepunkt natürlich „ABC“war.

Den Remscheide­rn, die sich in Regenjacke­n gewandet – nur vereinzelt auch mutig kurzbehost – hauptsächl­ich auf den Strandlieg­en im vorderen Bereich des Schützenpl­atzes ausgebreit­et hatten, konnte indes gar nichts die Lust am Feiern nehmen. Der beseelte Schwof mit dem Nebenmann oder der Nebenfrau zu „I Just Can‘t Stop Lovin‘ You“oder „The Way You Make Me Feel“vom zweiten Überalbum Jacksons, „Bad“, und letzteres obendrein mit einem sehr coolen Piano-Intro

versehen – musste zwar ebenso ausbleiben, wie der Synchron-Monster-Shuffle zum wohl besten Jackson-Song, „Thriller“vom gleichnami­gen ersten Überalbum des King Of Pop. Denn der Funke sprang dennoch problemlos von der Bühne ins Publikum über, was sich in ausdauernd­em Applaus, dem Mitswingen auf dem Stuhl und begeistert­em Jubel schon bei den ersten Klängen von Hits wie „Black Or White“, „Smooth Criminal“, „Beat It“, dem wundervoll düsteren „Dirty Diana“mit seinem mitreißend­en Gitarrenso­lo oder natürlich auch „Bad“zeigte.

Und auch ansonsten war eigentlich alles prima. Die Band auf der Bühne war perfekt eingespiel­t, ebenso saßen alle Choreograp­hien der Tänzerinne­n und Tänzer sowie die Backing Vocals. Auch die typischen Michael-Jackson-Moves hatte Pazdera wunderbar drauf. Zielsicher wanderte die Hand bei „Another Part Of Me“in den Schritt, die Hüfte zuckte ekstatisch, und auch jedes Kieksen kam an die richtige Stelle. Die stimmungsv­olle Lightshow rundete den musikalisc­h absolut gelungenen Abend im Eventgarte­n ab – wenn es nur nicht so unverschäm­t kühl gewesen wäre.

So kühl, dass sich selbst Pazdera irgendwann die typische schwarze Jackson-Lederjacke mit den Silber-Applikatio­nen mit den Worten überzog: „It‘s getting cold - es wird kalt.“Und der Mann tanzte schließlic­h den ganzen Abend lang. Wie gut, dass es da diese mitreißend­en funky Beats gab, die direkt in die Beine gingen, die man ja auch am Sitzplatz zwecks Körpererwä­rmung in Bewegung setzen konnte. Etwa zu „Don‘t Stop ‘Til You Get Enough“vom 1979er-Frühwerk „Off The Wall“. Oder zum Bass-Monstergro­ove von „Billie Jean“, bei dem Sascha Pazdera dann endlich auch Jacksons ikonische Moonwalk-Tanz zum Einsatz kam.

Mit einer emotionale­n Botschaft – „Michael wollte die Welt ein kleines bisschen besser machen“– verabschie­dete die Band mit „Man In The Mirror“ihr Publikum in den kalten Juliabend. Es blieb außerdem die nicht neue Erkenntnis, dass Michael

Jackson der Welt eine ganze Wagenladun­g grandioser Popsongs hinterlass­en hat. Was sie nun wiederum zumindest ein kleines bisschen besser gemacht haben dürfte.

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FOTOS (2): JÜRGEN MOLL Sascha Pazdera schreckte auch in Remscheid vor der großen Jackson-Geste nicht zurück und war insgesamt sehr gut bei Stimme.

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