Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Doppelporträt über Vater und Sohn George
Klimadebatte Nicht jeder Interviewband ist auch spannend, nur weil Meinungen ausgetauscht werden. Dieser aber ist es schon, weil es sehr inspiriert um Fragen unserer Zukunft geht, weil sich oft die Rollen zwischen den Gesprächspartnern verschieben und weil es ein Dialog der Generationen ist: mit dem „Zeit“-Journalisten Bernd Ulrich (61) und der Klimaaktivistin Luisa Neubauer (25). Außerdem duzen sie einander, weil Luisa es wollte, heißt es. Natürlich geht es um Ökologie, aber auch um Moral, das Recht der Älteren, um ein Leben nach Merkel und Utopien. Und was macht Neubauer, sollte der Klimakram irgendwann vorbei sein? Ausschlafen, sagt sie, Basketball lernen, um Frauenrechte kümmern. los
Neubauer/Ulrich: „Noch haben wir die Wahl“. Tropen, 240 Seiten, 18 Euro
Sachbuch Acht Jahre hätten Vater und Sohn Zeit füreinander haben können, doch diese Zeit war von den Wirren des Zweiten Weltkriegs überschattet. Als Heinrich George 1946 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen starb, war der kleine Götz noch ein Bub. Der Vater, der berühmte Theatermann, blieb zeitlebens eine Instanz für ihn, ein unerreichbarer, trotzdem innig geliebter Bezugspunkt. Dass beide als Volksschauspieler im wahren Sinn des Wortes berühmt wurden, ist kein Zufall. Thomas Medicus nennt sein großartiges Doppelporträt im Untertitel „Zwei Leben“, doch beim Lesen hat man das Gefühl, das eine Leben sei gleichsam aus dem anderen geschnitzt worden. Während der Vater als Franz Biberkopf in „Berlin Alexanderplatz“zur Legende wurde, brannte sich der Sohn dem öffentlichen Bewusstsein Jahrzehnte später in Karl-MayFilmen und als „Tatort“-Kommissar ein. Großartig, das nachzulesen.
w.g.
Thomas Medicus,