Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Schönheit im Namen

Schon die Römer hinterließ­en ihre Spuren in Bedburg-Hau, viele Jahrhunder­te später ließen sich Pfälzer am Niederrhei­n nieder. Heute ist der Ort vor allem für das Museum Schloss Moyland bekannt – und die LVR-Klinik.

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erade erst ist der Niedergerm­anische Limes zum Welterbe ernannt worden. Die Unesco zeichnete den am Rhein verlaufend­en Teil der Grenze des Römischen Reichs aus. Sie war mehr als 400 Kilometer lang – und ein Teil davon verlief mitten durch Bedburg-Hau. Auf einer Strecke von 2,2 Kilometern reihen sich hier verschiede­ne römische Anlagen aneinander, eine davon könnte gar das Lager einer Legion gewesen sein. Viele Menschen haben im Laufe der Geschichte ihre Spuren in Bedburg-Hau hinterlass­en – manche mit Namen von Weltruhm.

Heute ist die Gemeinde im Kreis Kleve mit ihren 13.000 Einwohnern und sieben Ortsteilen überregion­al vor allem für zwei Dinge bekannt: Das Museum Schloss Moyland und die LVR-Klinik. Wer ein wenig länger Zeit für einen Besuch mitbringt, der sollte die Wanderschu­he einpacken oder sich vor Ort ein Fahrrad mieten. Die alte Kulturland­schaft, geprägt durch den Rheinverla­uf, lockt Touristen und Naturfreun­de. Es geht durch Wiesen und Wälder zum Beispiel auf dem Voltaire-Weg oder auf Naturpfade­n im Moyländer Wald.

Moyland. Das schöne Land. Hier steckt der Reiz schon im Namen. Das Schloss wurde erstmals 1307 urkundlich erwähnt. Nach Umbauten im Mittelalte­r und im Barock geht die heutige Anlage auf das späte 19. Jahrhunder­t zurück. In seiner wechselvol­len Geschichte war Schloss Moyland

Klosterkir­che St. Markus

Joseph Beuys

Moritzgrab

Theater mini-art

auch im Besitz des preußische­n Königshaus­es. Zu dieser Zeit ist es hier auch zu einem ganz besonderen Treffen gekommen: 1740 begegneten sich am Schloss zum ersten Mal Friedrich der Große und der französisc­he Vordenker Voltaire. Heute ist das Museum Schloss Moyland bekannt wegen seiner weltweit größten Sammlung der Werke von Joseph Beuys. Auch der Skulpturen­und Kräutergar­ten lohnt einen Besuch. Zehntausen­de Besucher zieht zur Winterzeit der Weihnachts­markt auf dem Schlossgel­ände an.

Über die Grenzen des Kreises Kleve hinaus bekannt ist Bedburg-Hau auch im Zusammenha­ng mit der dortigen Klinik. Anfang des 20. Jahrhunder­ts als Rheinische Kliniken gegründet, stellt die LVR-Klinik Bedburg-Hau heute eine der größten Einrichtun­gen in Nordrhein-Westfalen zur Behandlung, Betreuung und Pflege psychisch und neurologis­ch erkrankter Menschen dar.

Eine Rarität gibt es im kleinen Ort Louisendor­f zu entdecken. Dort haben sich Pfälzer niedergela­ssen, von 1820 bis 1823 rodeten die Bauern den dortigen Wald. Die entstanden­e Kolonie benannten sie nach der preußische­n Königin Luise. Wer heute genau hinhört, kann die Menschen hier noch Pfälzisch sprechen hören. Für gewöhnlich hört man am Niederrhei­n ja eher vor allem eines: Plattdeuts­ch.

Ludwig Krause

Bedburg-Hau ist bei Besuchern vor allem für Natur und Kultur beliebt. Aber was ist Ihr persönlich­er Lieblingso­rt in der Gemeinde?

STEPHAN REINDERS Das ist schwer zu sagen. Es gibt hier in Bedburg-Hau viele schöne Fleckchen, an denen man es gut aushalten kann. Ich bin aber auch ganz gerne mal in meinem eigenen Garten zum Entspannen.

Was kann man in Bedburg-Hau Ihrer Meinung nach besonders gut?

REINDERS In Bedburg-Hau haben wir eine hohe Lebensqual­ität. Wir haben eine gute Nahversorg­ung, kommen, wenn nötig, aber auch schnell mal weiter weg und können dazu noch in der Natur einfach mal die Seele baumeln lassen. Bei einer Fietstour etwa, oder auch mal zu Fuß.

Was wünschen Sie sich als Bürgermeis­ter für die Zukunft von Bedburg-Hau?

REINDERS Ich wünsche mir für die Zukunft eine gute Entwicklun­g für das Gemeindeze­ntrum, viel Leben in der neuen grünen Mitte im Nordteil des Klinikgelä­ndes und auch weiterhin vereinzelt­e Baumöglich­keiten in den sieben Ortschafte­n.

 ?? FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Moderne Kunst in historisch­em Gemäuer: Das Schloss Moyland mit seinen weitläufig­en Parkanlage­n und dem Museum genießt einen überregion­alen Ruf. Tipp: Vom Nordturm aus hat man einen fantastisc­hen Blick auf den Niederrhei­n.
FOTO: MARKUS VAN OFFERN Moderne Kunst in historisch­em Gemäuer: Das Schloss Moyland mit seinen weitläufig­en Parkanlage­n und dem Museum genießt einen überregion­alen Ruf. Tipp: Vom Nordturm aus hat man einen fantastisc­hen Blick auf den Niederrhei­n.
 ?? FOTO: EVERS ?? Im Jahr 1124 gründete der heilige Norbert von Xanten ein Kloster mit der romanische­n Kirche als Zentralbau aus Tuffstein mit mächtigem Vierungstu­rm. 1902 wurde die Kirche in ihrem ursprüngli­chen Stil wieder errichtet. Auf dem Gelände des heutigen Klosterpla­tzes fand man Gräber aus der Römerzeit, die auf einen römischen Friedhof hinweisen.
FOTO: EVERS Im Jahr 1124 gründete der heilige Norbert von Xanten ein Kloster mit der romanische­n Kirche als Zentralbau aus Tuffstein mit mächtigem Vierungstu­rm. 1902 wurde die Kirche in ihrem ursprüngli­chen Stil wieder errichtet. Auf dem Gelände des heutigen Klosterpla­tzes fand man Gräber aus der Römerzeit, die auf einen römischen Friedhof hinweisen.
 ?? FOTO: EVERS ?? Wer sich dem Phänomen Joseph Beuys nähern will, kommt an Bedburg-Hau nicht vorbei. Der Bestand des Museums Schloss Moyland basiert auf der Kunstsamml­ung der Brüder Hans und Franz-Josef van der Grinten. Nahezu 6000 Arbeiten von Beuys – von Zeichnunge­n, bis zu plastische­n Arbeiten – befinden sich heute in der Sammlung des Museums.
FOTO: EVERS Wer sich dem Phänomen Joseph Beuys nähern will, kommt an Bedburg-Hau nicht vorbei. Der Bestand des Museums Schloss Moyland basiert auf der Kunstsamml­ung der Brüder Hans und Franz-Josef van der Grinten. Nahezu 6000 Arbeiten von Beuys – von Zeichnunge­n, bis zu plastische­n Arbeiten – befinden sich heute in der Sammlung des Museums.
 ?? FOTO: ARCHIV ?? 32 Jahre lang hat Johann Moritz von Nassau-Siegen als Statthalte­r in Kleve residiert und Anlagen geschaffen, die noch heute Besucher anziehen. Das Grabmal ließ er neben seinem Landhaus errichten, in einem Halbrund wurden römische Altertümer eingemauer­t. Nach seinem Tode 1679 wurde Johann Moritz zunächst hier beigesetzt, ehe er in Siegen seine letzte Ruhe fand.
FOTO: ARCHIV 32 Jahre lang hat Johann Moritz von Nassau-Siegen als Statthalte­r in Kleve residiert und Anlagen geschaffen, die noch heute Besucher anziehen. Das Grabmal ließ er neben seinem Landhaus errichten, in einem Halbrund wurden römische Altertümer eingemauer­t. Nach seinem Tode 1679 wurde Johann Moritz zunächst hier beigesetzt, ehe er in Siegen seine letzte Ruhe fand.
 ?? FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Klein, aber sehr fein. So ungefähr könnte man das Theater mini-art auf dem LVR-Gelände in Bedburg-Hau bezeichnen. 1993 gegründet, steht es unter der künstleris­chen Leitung von Crischa Ohler und Sjef van der Linden. Es handelt sich um ein grenzübers­chreitende­s Kinderund Jugendthea­ter und wurde bereits mehrfach ausgezeich­net.
FOTO: MARKUS VAN OFFERN Klein, aber sehr fein. So ungefähr könnte man das Theater mini-art auf dem LVR-Gelände in Bedburg-Hau bezeichnen. 1993 gegründet, steht es unter der künstleris­chen Leitung von Crischa Ohler und Sjef van der Linden. Es handelt sich um ein grenzübers­chreitende­s Kinderund Jugendthea­ter und wurde bereits mehrfach ausgezeich­net.
 ?? FOTO: VAN OFFERN ?? Stephan Reinders, Bürgermeis­ter Bedburg-Hau.
FOTO: VAN OFFERN Stephan Reinders, Bürgermeis­ter Bedburg-Hau.

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