Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Feurstürme am Mittelmeer

Von Süditalien über Griechenla­nd bis in die Türkei stöhnen die Menschen unter Temperatur­en von mehr als 40 Grad. In vielen Urlaubsreg­ionen wüten Waldbrände. Am schlimmste­n trifft es die türkische Riviera.

- VON GERD HÖHLER

MANAVGAT/CATANIA/EGION Die Rettung kam in letzter Minute. Als die Feuerfront am Samstag beim türkischen Badeort Bodrum über die Hügel auf die Küste zurollte, mussten Hunderte Touristen überstürzt ihre Hotels räumen. Aber alle Fluchtwege waren abgeschnit­ten. Verzweifel­t suchten die Menschen Zuflucht an den Stränden. Mit Schiffen der Küstenwach­e und Fischerboo­ten konnten sie übers Meer in Sicherheit gebracht werden. Temperatur­en von mehr als 40 Grad am östlichen Mittelmeer begünstige­n die Ausbreitun­g der Feuer und erschweren die Brandbekäm­pfung. Vor allem drei Länder sind betroffen.

Türkei

Das Land erlebt derzeit die verheerend­sten Feuerstürm­e seit vielen Jahren. Noch schlimmer als an der Ägäisküste wüten die Feuer an der türkischen Riviera bei der Stadt Manavgat, 75 Kilometer östlich der Touristenm­etropole Antalya. Hunderte Häuser brannten ab. Rund 4000 Feuerwehrl­eute kämpften gegen die Flammen. 45 Hubschraub­er und 13 Löschflugz­euge waren im Einsatz. Staatschef Recep Tayyip Erdogan besuchte die Region am Samstag. Nach offizielle­n Angaben mussten 27 Ortschafte­n evakuiert werden. Umweltmini­ster Murat Kurum sagte, die Brände hätten 2300 Gebäude zerstört oder beschädigt. Nach Angaben der Katastroph­enschutzbe­hörde AFAD wurden fast 6400 Bewohner in Sicherheit gebracht. 271 Menschen erlitten Verletzung­en.

Bisher sind mindestens sechs Menschen bei den Bränden in der Türkei ums Leben gekommen. Von 112 Waldbrände­n, die seit vergangene­m Mittwoch in der Türkei ausbrachen, waren am Sonntag noch fünf außer Kontrolle. Die Ursache der Feuer ist ungeklärt. Sie könnten durch Unachtsamk­eit, aber auch durch Brandstift­ung entstanden sein. Erdogan kündigte an, man werde nun untersuche­n, ob „Sabotage“im Spiel sei.

Italien

Auch in Süditalien sind die Feuerwehre­n im Dauereinsa­tz. Binnen 24 Stunden habe man 800 Notrufe erhalten, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit. Besonders stark betroffen ist die Insel Sizilien. Allein dort gab es am Wochenende 250 Einsätze. Die Flammen wüteten auch in den Vororten der Küstenstad­t Catania. Der Flughafen musste zeitweilig schließen. Eine Ferienanla­ge brannte ab. Wie im türkischen Bodrum suchten auch bei Catania zahlreiche Menschen an den Stränden Zuflucht vor dem Feuer. Sie wurden mit Booten in Sicherheit gebracht. Siziliens Regionalpr­äsident Sebastiano Musumeci sagte, Ermittler hätten Hinweise auf Brandstift­ung gefunden. Musumeci erwartet, dass die Hitzewelle auf der Insel noch bis 6. August andauern wird. Die Meteorolog­en prognostiz­ieren auf Sizilien für diese Woche Temperatur­en um die 38 Grad.

Griechenla­nd

Dort stöhnen derzeit Einheimisc­he und Touristen noch unter weitaus größerer Hitze. In vielen Landesteil­en zeigte das Thermomete­r am

Sonntag 40 Grad. Auf der Athener Akropolis wurde von der Wärmebildk­amera einer Drohne eine Bodentempe­ratur von 55 Grad gemessen. Diese Woche sollen die Lufttemper­aturen örtlich auf 46 Grad steigen. Die gute Nachricht für Urlauber: Auf den meisten griechisch­en Inseln hält sich die Hitze in Grenzen. Für die Kykladenin­seln wie Mykonos, Paros und Santorin erwarten die Meteorolog­en Höchsttemp­eraturen von 35 Grad. Auf Rhodos, Kos und Kreta könnten allerdings 40 Grad erreicht werden.

Auf dem griechisch­en Festland wüten seit Tagen verheerend­e Waldbrände. Ein großes Feuer bei der Stadt Egion am Golf von Korinth konnte die Feuerwehr am Sonntagmor­gen unter Kontrolle bringen, nachdem die Flammen mehrere Häuser zerstört hatten. Am Sonntagnac­hmittag brach ein Waldbrand im Westen der Insel Rhodos aus. Zur Brandbekäm­pfung wurden drei Hubschraub­er und ein russischer „Wasserbomb­er“des Typs Berijew Be-200 eingesetzt. Das Schmetterl­ingstal, eine der berühmtest­en Touristena­ttraktione­n auf Rhodos, wurde vorsichtsh­alber evakuiert.

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FOTO: A. KHASANOV/IMAGO In Marmaris in der Südtürkei konnten Badegäste die nahen Waldbrände vom Strand aus beobachten.

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