Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Orte des Gedenkens in der Region

Der Friedhof in Deutz ist nur eine Möglichkei­t, jüdischer Geschichte zu begegnen.

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1. Das Kulturhaus Landsynago­ge Rödingen

Ein Dokument der Geschichte und Kultur des rheinische­n Landjudent­ums ist das 2009 in Titz-Rödingen (Kreis Düren) eröffnete Kulturhaus Landsynago­ge Rödingen. Die 1841 errichtete Synagoge ist zusammen mit dem Wohnhaus der jüdischen Familie Ullmann das einzige weitgehend im Originalzu­stand erhaltene Gebäudeens­emble dieser Art im westlichen Rheinland. Einen wichtigen Erzählstra­ng bildet die Familienge­schichte der Ullmanns, die bis 1934 Eigentümer der Gebäude waren. Die Lebensgesc­hichten aus fünf Generation­en stehen exemplaris­ch für die Geschichte der Jüdinnen und Juden im Rheinland vom Ende des 18. Jahrhunder­ts bis heute.

In der ehemaligen Synagoge dokumentie­ren Tora-Nische, Frauenempo­re und Schablonen­malerei, aber auch Spuren der Zweckentfr­emdung nach 1934 die wechselhaf­te Geschichte des Gebäudes. Im Vorderhaus bietet die Dauerausst­ellung anschaulic­he Informatio­nen zu verschiede­nen Facetten jüdischen Lebens im Rheinland, unter anderem zur koscheren Küche früher und heute, zu Aspekten der jüdischen Religion und zur Geschichte des rheinische­n Judentums. Weitere Informatio­nen im Internet unter:

synagoge-roedingen.lvr.de

2. Der jüdische Friedhof in Deutz

Am Judenkirch­hofsweg 6 in KölnDeutz war der Begräbnisp­latz der Deutzer und Kölner Juden zwischen 1695 und 1941 mit rund 5500 Gräbern. Erweitert wurde der Friedhof 1880 sowie 1910, und 1989 wurde er unter Denkmalsch­utz gestellt. Im mittleren Teil sind die Grabplatte­n flach auf den Boden gelegt. Das war eine Auflage der Preußen, die in Nachbarsch­aft zum Friedhof eine Wehranlage gebaut hatten. Das Schussfeld musste frei bleiben.

Doch das sind alles nur Formalien. Was diesen Friedhof neben Gräbern berühmter Persönlich­keiten ganz besonders macht: Der Natur wird hier weitestgeh­end freier Lauf gelassen. Es gibt nur wenig Eingriffe. Gräber, Bäume und Gräser bilden eine auf Ewigkeit angelegte Einheit. Der Friedhof ist zwar nicht frei zugänglich, kann aber nach Rücksprach­e

mit der jüdischen Gemeinde besichtigt werden. Weitere Informatio­nen gibt es im Internet:

www.sgk.de

3. Die Gedenkstät­te der Landjuden an der Sieg

In Windeck-Rosbach befindet sich an der Bergstraße Nr. 9 des Ortes eine Gedenkstät­te. Es ist ein Fachwerkha­us, das früher als Wohnhaus diente und heute zu einem Museum über die dortige jüdische Kultur und das jüdische Leben an der Sieg in der Zeit des Nationalso­zialismus umfunktion­iert wurde. Die aktuelle Dauerausst­ellung in dem Haus widmet sich der Geschichte der Familie Seligmann, beginnend mit der Generation von Moses und Fanni Seligmann Mitte des 19. Jahrhunder­ts. Anhand dieser Familienge­schichte wird auch immer wieder ein Bezug zur Geschichte der Region hergestell­t. So wird auch der Ort Rosbach in die Erzählung eingebette­t. Der Fokus wird mal weggelenkt von den großen Gemeinden in den großen Städten. Weitere Informatio­nen unter der Telefonnum­mer 02241 132928.

4. Die Synagoge in Stommeln

Das jüdische Gotteshaus in Pulheim-Stommeln im Rhein-ErftKreis wurde in den Jahren 1881/82 erbaut. Es befindet sich in der zweiten Reihe hinter dem Haus Hauptstraß­e 85 und blieb vor der Zerstörung bewahrt, weil es schon zu Beginn der 1930er-Jahre nicht mehr genutzt und dann verkauft wurde. Seit 1979 steht das Gebäude unter Denkmalsch­utz und wird für unterschie­dliche kulturelle Veranstalt­ungen genutzt.

Die Kulturabte­ilung der Stadt lädt seit 1991 einmal im Jahr einen Künstler oder eine Künstlerin ein, eine Arbeit zu realisiere­n, die eine enge Wechselbez­iehung mit dem Raum eingeht. Max Neuhaus entwickelt­e sein Time Piece Stommeln im Jahr 2007 als permanente Klanginsta­llation für die Synagoge. Seitdem ist der über wenige Minuten anschwelle­nde Ton als „Stimme der Synagoge“täglich 13 Mal in der Zeit zwischen Sonnenaufg­ang und Sonnenunte­rgang auf dem Dorfanger (Marktplatz) zu hören. Weitere Informatio­nen gibt es im Internet:

www.synagoge-stommeln.de

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FOTO: G. MEISENBERG Der Friedhof in Deutz steht unter Denkmalsch­utz.

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