Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Wir sind auf der Zielgeraden“
Ab dem 1. Oktober betreibt die Stadt Remscheid Arztpraxen in Eigenregie.
REMSCHEID (dani) „Der klassische Kinderarzt ist weiblich, hat Interesse an einer gesunden Work-life-balance und möchte vielleicht auch mal einige Jahre in Elternzeit gehen“, erklärt Sozialdezernent Thomas Neuhaus – und liefert damit gleich die Begründung, warum es auch für Remscheid schier unmöglich war, Nachfolger für gleich mehrere Kinderarztpraxen zu finden, deren Inhaber sich im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedet hatten.
Um eine massive Unterversorgung junger Patienten abzuwenden, entschied sich die Stadt letztlich dazu, die Praxen in eigener Trägerschaft weiterzuführen. Ab dem 1. Oktober wird Remscheid somit die erste Großstadt sein, die ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) für Kinder- und Jugendliche an den beiden Standorten Peterstraße und Gertenbachstraße betreibt.
„Für uns als Kommune ist der Bereich absolutes Neuland“, erklärt Neuhaus. „Da geht es um spezielle Betriebswirtschaft, um Verträge mit den Krankenkassen und um Abrechnungsmodelle, um Steuerfragen – ein riesiger Komplex, in den wir uns erst einmal einfinden mussten. So etwas dauert natürlich seine Zeit, bis man damit starten kann. Kurz gesagt: Es war ein knallharter,
„Wir sind sicher, dass wir künftig eine hohe medizinische Qualität gewährleisten können“
Thomas Neuhaus Sozialdezernent
kräftezehrender Weg, und wir befinden uns jetzt auf der Zielgraden. Und wir sind sicher, dass wir künftig eine hohe medizinische Qualität gewährleisten können.“
Aus diesem Grund musste nach dem Ausscheiden der beide niedergelassenen Ärzte im vergangenen Jahr zunächst einmal eine Zwischenlösung gefunden werden – damit die medizinische Versorgung der insgesamt rund 2000 jungen Patienten weiterhin gewährleistet werden konnte.
Diese bestand darin, dass die Praxis Peterstraße kommissarisch noch bis zum 1. Oktober vom Sana Klinikum, die Praxis Gerstenbachstraße von der Diakonie weitergeführt wird. „Das hat bislang wunderbar funktioniert“, resümiert der Fachbereichsleiter, der bereits jetzt erste Details über die Modalitäten des neuen MVZ preis gibt. „Wir freuen uns riesig, dass wir personell gut aufgestellt sein werden, wir haben in unserem Team vier hoch qualifizierte Ärzte. Dazu konnten wir einige der ehemaligen Mitarbeiterinnen übernehmen. Zudem haben wir beide Praxen modernisiert, Geräte und Software erneuert.“
Das MVZ wird an das Gesundheitsamt angegliedert und auf ein gut aufgestelltes Netzwerk fachspezifischer Organisationen zurückgreifen können. Zudem soll künftig über die Arbeit in den Praxen hinaus ein Schwerpunkt in der präventiven Gesundheitsförderung der Kinder liegen, in die die Eltern bestmöglich mit eingebunden werden.