Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wer wusste wann was?

Die SPD bezweifelt, dass das Kommunalmi­nisterium ordentlich eingebunde­n war.

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DÜSSELDORF (maxi) Noch bis zum kommenden Montag hat die Landesregi­erung theoretisc­h die Möglichkei­t, einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu ihrem eigenen Verhalten während der Flutkatast­rophe abzuwenden. Beantragt hat die Einberufun­g des Gremiums am Dienstag die Grünen-Fraktion im Düsseldorf­er Landtag. Doch weil sie allein nicht genug Stimmen dafür aufbringt, ist sie auf Hilfe der SPD angewiesen. Die zögert jedoch noch und hat der Landesregi­erung bis kommenden Montag Zeit gegeben, einen 45 Fragen umfassende­n Katalog zu beantworte­n. Nun ist der Fragenkata­log noch einmal deutlich angeschwol­len. Auslöser ist die Verärgerun­g der Mitglieder des Kommunalau­asschusses. Die hatten sich von einer Sitzung am vergangene­n Freitag Auskunft von Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) zur Flut erhofft. Doch die präsentier­te stattdesse­n Eckpunkte für die Fluthilfe mit Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und dem Flutbeauft­ragten Fritz Jaeckel, so dass die SPD von einer „Show-Veranstalt­ung“sprach, die Grünen der Ministerin vorwarfen, sie trete den parlamenta­rischen Prozess mit Füßen.

Die SPD-Mitglieder im Ausschuss haben nun Beantwortu­ng von zehn weiteren Fragen bei der Sitzung an diesem Freitag verlangt. Dabei geht es insbesonde­re um das Kommunikat­ionsverhal­ten während des Sturms „Bernd“. Unter anderem fordern die Abgeordnet­en Auskunft darüber, ob die Ministerin, ihr Staatssekr­etär oder andere Mitarbeite­r ihres Hauses an dem vom Innenminis­terium eingesetzt­en Koordinier­ungsstab beteiligt waren, ob die Warnungen der Wetterdien­ste Thema im Kommunalmi­nisterium waren und inwieweit es während der Flutkatast­rophe Informatio­nen von anderen Ministerie­n oder Kommunikat­ion mit den kommunalen Verantwort­ungsträger­n gab.

„Das ist schon abenteuerl­ich“, sagte der kommunalpo­litische Sprecher, Stefan Kämmerling. „Sechs Wochen nach der Hochwasser­katastroph­e konnte die Landesregi­erung die einfache Frage nicht beantworte­n, wer für das Kommunalmi­nisterium in der Koordinier­ungsgruppe von Herrn Reul gesessen hat. Eine seltsame Amnesie.“

Die Frage, wer wann wen informiert hat, ist zu einem zentralen Punkt in der Aufbereitu­ng der Krise geworden. So war insbesonde­re Umweltmini­sterin Ursula HeinenEsse­r (CDU) im Umweltauss­chuss kritisiert worden, weil sie sich nicht mehr erinnern konnte, wann sie mit dem Ministerpr­äsidenten über das nahende Unwetter gesprochen hatte.

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