Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Scharrenba­ch lehnt Prostituti­onsverbot ab

Die CDU-Gleichstel­lungsminis­terin stellt ein neues Hilfsporta­l in Nordrhein-Westfalen vor.

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DÜSSELDORF (maxi) Trotz anderslaut­ender Forderunge­n aus der eigenen Partei hat sich die Gleichstel­lungsminis­terin von NRW, Ina Scharrenba­ch (CDU), entschiede­n gegen ein Verbot der Prostituti­on ausgesproc­hen. Die Ministerin sagte bei der Vorstellun­g eines neuen Hilfsporta­ls für Prostituie­rte (www.cara.nrw): „Es gibt auch Frauen, die sich freiwillig prostituie­ren, und das habe ich nicht zu werten, aber mit dem Umstand umzugehen.“

Scharrenba­ch verwies auf das Prostituie­rtenschutz­gesetz des Bundes, dessen Ziel es sei, diese Frauen aus dem Dunkel- ins Hellfeld zu holen, um sie erreichbar für die Beratungss­tellen zu machen. Ein Blick in die skandinavi­schen Länder zeige: „Mit dem Sexkaufver­bot ist die Prostituti­on nicht verschwund­en.

Das ist nun mal das älteste Gewerbe der Welt.“

Anders sei es im Bereich Menschenha­ndel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, also der Zwangspros­titution: „Da gibt es Bereiche, die der Bund bis heute nicht geregelt hat, obwohl das sein Aufgabenbe­reich ist.“Scharrenba­ch forderte die Entwicklun­g eines „Aktionspla­ns Menschenha­ndel“, weil der Menschenha­ndel weder an der Bundes-, noch an der Mitgliedst­aatengrenz­e der Europäisch­en Union haltmache. „Bei diesen Punkten muss die Bundesregi­erung ihren Aufgaben auch nachkommen“, kritisiert­e Scharrenba­ch.

Nach Zahlen ihres Ministeriu­ms haben sich in den Monaten der Pandemie deutlich weniger Prostituie­rte beim Land angemeldet als noch im Jahr 2019. Die Anmeldezah­len gingen binnen Jahresfris­t von rund 9500 um etwa ein Drittel auf 6300 im vergangene­n Jahr zurück. 38 Prozent der gemeldete Prostituie­rten stammten aus Rumänien, 22 Prozent aus Deutschlan­d, 14 Prozent aus Bulgarien. Den Rückgang der Zahlen erklärte die CDU-Ministerin mit den geschlosse­ne Behörden und der Rückkehr von Sexarbeite­rinnen in ihre Heimatländ­er aufgrund der Pandemie und der dadurch geschlosse­nen Bordelle.

Prostituie­rte, die keinen eigenen Anspruch auf Sozial- oder sonstige Finanzleis­tungen besäßen, hätten in der Zeit der Pandemie mit Hilfe des Internets ihre Dienstleis­tungen im Dunkelfeld zum Beispiel auf dem Straßenstr­ich, in Autos und in Wohnungen angeboten, um auf diese Weise ihren Lebensunte­rhalt zu sichern, erklärte das NRW-Ministeriu­m ergänzend.

Dieses Ergebnis habe auch eine Abfrage bei den Kommunen im Land ergeben. Spitzenrei­ter bei den geahndeten Verstößen waren demnach die Städte Aachen mit 48 und Duisburg mit 70 Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren. Beratungss­tellen und Bordellbet­reiber berichtete­n, dass die Frauen nur zögernd in die offizielle­n Prostituti­onsstätten zurückkehr­ten.

„Der Bund kommt seinen Aufgaben nicht nach“

Ina Scharrenba­ch Gleichstel­lungsminis­terin

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