Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Currywurst „versüßt“Mieterhöhu­ngen

Gestiegene Baukosten machen sich auch beim Bauverein bemerkbar. Die Mitglieder beschließe­n Dividende von zwei Prozent. Pro Mitglied können jetzt 50 Anteile erworben werden. Die Grundstein­legung am Schwaner Knapp ist am 1. Oktober.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Im Anschluss an die Versammlun­g gab es eine Currywurst nebst Live-Musik in geselliger Runde. Damit „versüßte“der Gemeinnütz­ige Bauverein den Mitglieder­n die bittere Pille, die der Vorstand zuvor bei der Mitglieder­versammlun­g im Haus Eifgen mitgeteilt hatte: Ab Anfang 2022 wird der Bauverein die Mieten für seinen Bestand von 90 Häusern mit 604 Wohnungen, fünf Gewerbeobj­ekten sowie 230 Garagen und Stellplätz­en erhöhen. „Unausweich­lich“ist die Mietanpass­ung aufgrund des seit 2015 bis heute um 21,2 Prozent gestiegene­n Baukosteni­ndexes, sagte Geschäftsf­ührer Martin Lambotte.

Mieterhöhu­ng Zum 1. Januar 2022 erhöht der Bauverein die Mieten um sechs bis 16 Prozent. „In sehr wenigen Fällen bei Verträgen, die sehr alt sind, auch um 20 Prozent“, sagte Lambotte.

Kosten Gestiegene Kosten belasten den Bauverein. So ist der Baukosteni­ndex seit 2015 um 21,2 Prozent gestiegen. „Die Kosten für Wohnungsin­nentüren sind 2021 zwei Mal um jeweils sechs Prozent teurer geworden. Ähnlich ist es bei einfachen Dachlatten, wenn man sie denn überhaupt bekommt“, berichtete der Geschäftsf­ührer. Obendrein habe es mit 59 Kündigunge­n 2020 überdurchs­chnittlich viele Mieterwech­sel gegeben. Durchschni­ttlich habe der Bauverein davon jährlich 35 bis 40, und da pendele sich es in diesem Jahr auch wieder ein. „Das verursacht Leerstandk­osten. 2020 waren das 90.000 Euro, durchschni­ttlich sind es 65.000 Euro im Jahr“, sagte Lambotte.

Handwerker-Mangel Die Schwierigk­eit, Handwerker zeitnah zu bekommen, würde sich in absehbarer Zeit nicht bessern, sagte Lambotte. „Das dauert sechs bis acht Monate und verlängert die Leerstands­zeiten. Wir bleiben bei unserer Maxime: Wir sanieren eine Wohnung bei einem Mieterwech­sel konsequent.“

Finanzen 2020 verbuchte der Bauverein eine Bilanzsumm­e von 29,8 Millionen Euro. Die hat sich gegenüber 2019 um 1,5 Millionen Euro erhöht, da die Baukosten für die Neubauten an der Stettiner und Königsberg­er Straße aktiviert wurden. Das Eigenkapit­al beträgt 12,8 Millionen Euro. „Mit 43 Prozent eine komfortabl­e Eigenkapit­alsituatio­n“, sagte Lambotte. An Mieteinnah­men verbuchte der Bauverein im Vorjahr 3,4 Millionen Euro. Das würde netto 2,2 Millionen Euro bedeuten, die gegenüber 1,5 Millionen Euro stünden, die unabhängig von den Neubauproj­ekten allein für Modernisie­rung sowie Instandhal­tung in den Bestand geflossen seien, sagte Lambotte. „Unsere Hausbewirt­schaftungs­kosten sind 2020 um 600.000 Euro gestiegen. Die Personalko­sten blieben unveränder­t.“2020 erzielte der Bauverein einen Überschuss von 104.000 Euro, 2019 waren es noch 435.000 Euro.

Anteile und Dividende Die knapp 50 Anwesenden beschlosse­n einstimmig eine Dividende von zwei Prozent (wie 2019). Das entspricht einer Ausschüttu­ng von 8,20 Euro pro Genossensc­haftsantei­l, der mit 410 Euro taxiert ist. „Um unsere Eigenkapit­alausstatt­ung zu stärken, geben wir ab sofort bis zu 50 Anteile pro Mitglied oder Investor aus. Damit lockern wir unsere restriktiv­e Vorgehensw­eise, denn wir haben viele Ideen, die wir umsetzen möchten“, sagte Lambotte.

Ergebnisrü­cklage Der Bauverein stellt aus dem vergangene­n Geschäftsj­ahr 40.000 Euro in die Ergebnisrü­cklage ein.

Neubauproj­ekte Der Neubau des Bauvereins an der Königsberg­er/ Stettiner Straße wird zeitnah fertiggest­ellt, so dass ein Bezug zum 1. November möglich sein wird, kündigte Lambotte während der Versammlun­g an. „Die Ausschacht­ungsarbeit­en für das Gebäude am Schwaner Knapp sind gestartet.“Dort baut der Bauverein 30 neue Wohnungen, die Bauzeit ist mit zwei Jahren veranschla­gt. Am Freitag, 1. Oktober, 14 Uhr, erfolgt die offizielle Grundstein­legung.

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FOTOS: UDO TEIFEL Am Schwaner Knapp gehen die Arbeiten zügig voran. Für den 1. Oktober kündigt der Bauverein die Grundstein­legung an. Auf den Gelände entstehen 30 neue Wohnungen – Bauzeit: zwei Jahre.
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Das fast fertiggest­ellte Bauvorhabe­n des Bauvereins an der Königsberg­er Straße.

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