Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Currywurst „versüßt“Mieterhöhungen
Gestiegene Baukosten machen sich auch beim Bauverein bemerkbar. Die Mitglieder beschließen Dividende von zwei Prozent. Pro Mitglied können jetzt 50 Anteile erworben werden. Die Grundsteinlegung am Schwaner Knapp ist am 1. Oktober.
WERMELSKIRCHEN Im Anschluss an die Versammlung gab es eine Currywurst nebst Live-Musik in geselliger Runde. Damit „versüßte“der Gemeinnützige Bauverein den Mitgliedern die bittere Pille, die der Vorstand zuvor bei der Mitgliederversammlung im Haus Eifgen mitgeteilt hatte: Ab Anfang 2022 wird der Bauverein die Mieten für seinen Bestand von 90 Häusern mit 604 Wohnungen, fünf Gewerbeobjekten sowie 230 Garagen und Stellplätzen erhöhen. „Unausweichlich“ist die Mietanpassung aufgrund des seit 2015 bis heute um 21,2 Prozent gestiegenen Baukostenindexes, sagte Geschäftsführer Martin Lambotte.
Mieterhöhung Zum 1. Januar 2022 erhöht der Bauverein die Mieten um sechs bis 16 Prozent. „In sehr wenigen Fällen bei Verträgen, die sehr alt sind, auch um 20 Prozent“, sagte Lambotte.
Kosten Gestiegene Kosten belasten den Bauverein. So ist der Baukostenindex seit 2015 um 21,2 Prozent gestiegen. „Die Kosten für Wohnungsinnentüren sind 2021 zwei Mal um jeweils sechs Prozent teurer geworden. Ähnlich ist es bei einfachen Dachlatten, wenn man sie denn überhaupt bekommt“, berichtete der Geschäftsführer. Obendrein habe es mit 59 Kündigungen 2020 überdurchschnittlich viele Mieterwechsel gegeben. Durchschnittlich habe der Bauverein davon jährlich 35 bis 40, und da pendele sich es in diesem Jahr auch wieder ein. „Das verursacht Leerstandkosten. 2020 waren das 90.000 Euro, durchschnittlich sind es 65.000 Euro im Jahr“, sagte Lambotte.
Handwerker-Mangel Die Schwierigkeit, Handwerker zeitnah zu bekommen, würde sich in absehbarer Zeit nicht bessern, sagte Lambotte. „Das dauert sechs bis acht Monate und verlängert die Leerstandszeiten. Wir bleiben bei unserer Maxime: Wir sanieren eine Wohnung bei einem Mieterwechsel konsequent.“
Finanzen 2020 verbuchte der Bauverein eine Bilanzsumme von 29,8 Millionen Euro. Die hat sich gegenüber 2019 um 1,5 Millionen Euro erhöht, da die Baukosten für die Neubauten an der Stettiner und Königsberger Straße aktiviert wurden. Das Eigenkapital beträgt 12,8 Millionen Euro. „Mit 43 Prozent eine komfortable Eigenkapitalsituation“, sagte Lambotte. An Mieteinnahmen verbuchte der Bauverein im Vorjahr 3,4 Millionen Euro. Das würde netto 2,2 Millionen Euro bedeuten, die gegenüber 1,5 Millionen Euro stünden, die unabhängig von den Neubauprojekten allein für Modernisierung sowie Instandhaltung in den Bestand geflossen seien, sagte Lambotte. „Unsere Hausbewirtschaftungskosten sind 2020 um 600.000 Euro gestiegen. Die Personalkosten blieben unverändert.“2020 erzielte der Bauverein einen Überschuss von 104.000 Euro, 2019 waren es noch 435.000 Euro.
Anteile und Dividende Die knapp 50 Anwesenden beschlossen einstimmig eine Dividende von zwei Prozent (wie 2019). Das entspricht einer Ausschüttung von 8,20 Euro pro Genossenschaftsanteil, der mit 410 Euro taxiert ist. „Um unsere Eigenkapitalausstattung zu stärken, geben wir ab sofort bis zu 50 Anteile pro Mitglied oder Investor aus. Damit lockern wir unsere restriktive Vorgehensweise, denn wir haben viele Ideen, die wir umsetzen möchten“, sagte Lambotte.
Ergebnisrücklage Der Bauverein stellt aus dem vergangenen Geschäftsjahr 40.000 Euro in die Ergebnisrücklage ein.
Neubauprojekte Der Neubau des Bauvereins an der Königsberger/ Stettiner Straße wird zeitnah fertiggestellt, so dass ein Bezug zum 1. November möglich sein wird, kündigte Lambotte während der Versammlung an. „Die Ausschachtungsarbeiten für das Gebäude am Schwaner Knapp sind gestartet.“Dort baut der Bauverein 30 neue Wohnungen, die Bauzeit ist mit zwei Jahren veranschlagt. Am Freitag, 1. Oktober, 14 Uhr, erfolgt die offizielle Grundsteinlegung.