Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Deutlich weniger Tafel-Kunden im Corona-Jahr
Während der Jahreshauptversammlung blickten die Mitglieder der Tafel auf ein ungewöhnliches Jahr zurück. Der Vorstand wurde komplett im Amt bestätigt.
WERMELSKIRCHEN Geraden hatten sich die Zahlen der Kunden wieder normalisiert, das Team der Tafel arbeitete eingespielt Hand in Hand. Der Vorstand beschäftigte sich mit Fragen nach der Reduzierung von Plastikmüll und einer Bewerbung um den Heimatpreis. Dann kam Corona. Und die Pandemie veränderte den Alltag an der ehrenamtlichen Lebensmittelausgabe neben der Feuerwache grundlegend.
„Der erste Lockdown hat uns hart erwischt“, erinnerte Brigitte Krips, Vorsitzende der Tafel während der Jahreshauptversammlung, die nach einjähriger Pause wieder stattfinden konnte. Noch im März wurde der Regelbetrieb eingestellt. „Und gleichzeitig wussten wir, dass der Bedarf bei den Kunden groß war“, berichtete die Vorsitzende und blickte auf ein ungewöhnliches Jahr zurück.
Dann aber geschah etwas Unerwartetes: Viele Ehrenamtliche, die wegen der Pandemie nicht arbeiten konnten, meldeten sich bei der Tafel und boten Unterstützung an. „Und wir erhielten viele Spenden“, sagt Brigitte Krips. Mehr als 36.000 Euro an Corona-Hilfe – Spenden und Zuschüsse – erreichten die Tafel.
Dazu kamen reguläre Spenden von etwa 30.000 Euro im vergangenen Jahr – für die höchsten Einnahmen sorgten die Tente-Stiftung und die Rewe-Leergut-Aktion. „Die Tafel wurde auch in diesen Zeiten nicht alleine gelassen“, resümierte Kassenprüferin Helga Loepp während der Versammlung, „in der Stadt gibt es eine richtige Spendenkultur.“
Die Tafel blieb also auch in Krisenzeiten handlungsfähig, organisierte drei Not-Ausgaben unter freiem Himmel und richtete dann eine Ausgabe ein, bei der die Kunden die Lebensmittel an den Fenstern des Gebäudes abholen können. „Wir sind dankbar, dass der
Parkplatz pünktlich zur Pandemie fertig geworden ist und wir deshalb die Ausgabe nach draußen verlegen konnten“, berichtete Brigitte Krips. Als dann im Winter die große Weihnachtsaktion stattfinden sollte, stellte der Vorstand das Modell coronabedingt um: Statt um bunte Pakete bat das Team um Spenden. Fast 21.000 Euro kamen zusammen – für das Geld wurden Einkaufsgutscheine gekauft und an die Kunden verschenkt.
Währenddessen sanken coronabedingt die Kundenzahlen – von etwa 300 Haushalte auf 221, von etwa 1000 Personen auf etwa 700. Deutlich mehr Familien mit mindestens drei Kindern kamen zur Tafel, die Zahl der Einzelpersonen sank. Die Menge der Lebensmittel schwankte – vor allem mit Blick auf Gemüse und Obst. „Wir sind froh, dass wir durch Kooperationen auch vermehrt den Zugang zu Großlieferungen haben“, erklärte Brigitte Krips. In Wermelskirchen sammeln die Ehrenamtlichen an sechs Supermärkten und vier Bäckereien Lebensmittel ein. Was fehlt, wird über Spendengelder hinzugekauft.
Trotz der Krise konnte die Tafel auch in den vergangenen zwei Jahren Rücklagen bilden – für das Fahrzeug und für ein Gebäude. „Wir suchen weiter“, erklärte Brigitte Krips mit Blick auf einen neuen, geeigneten Standort für den Verein. 2019 sah es kurze Zeit so aus, als zeichne sich eine Perspektive ab: Das alte Gebäude der Zeugen Jehovas an der Nordstraße stand zum Verkauf. „Das hätte gepasst“, erzählte die Vorsitzende und erinnerte an den Abriss der Halle neben der Feuerwehr, an
den neuen Lagerraum, der an den Bahndamm grenzt und die Situation in den Containern. Also gab die Tafel ein Gebot ab – hatte aber wegen eines anderen, deutlichen höheren Gebots das Nachsehen und blieb in den Containern neben der Feuerwehr. Die Suche läuft weiter.
„Wir werden sehen, wie wir im Winter verfahren werden“, berichtete Brigitte Krips. Die Entscheidung sei auf den September verlegt worden, dann wolle der Vorstand Möglichkeiten vorstellen, damit die Ausgabe an den Fenstern für die Kunden erträglicher werde. Bei schlechtem Wetter sind sie Regen und Sturm ausgesetzt. „Wir brauchen eine Lösung“, erinnerte Brigitte Krips.