Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Honigernte liefert Imker Harry Böhler per Fahrrad aus.

Imker Harry Böhler liefert die Honigernte aus seinem Kleingarte­n per Fahrrad aus. In diesem Jahr sorgen die Bienen für 68 Kilo Honig.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN In Harry Böhlers Garten summt es. 100.000 Bienen sind in den drei Wirtschaft­svölkern in seinem Kleingarte­n an der Wirtsmühle bei der Arbeit. Die vier Ableger, die für eine Vergrößeru­ng der Bienenfami­lie sorgen sollen, entwickeln sich bestens. Böhler blickt dem geschäftig­en Treiben zwischen den Apfelbäume­n zufrieden zu. „Es gab schon deutlich bessere Jahre“, sagt er. Und trotzdem: 68 Kilo Honig hat er bereits geerntet, verarbeite­t und in Gläser gefüllt. „Die Bienen haben hier gute Voraussetz­ungen“, sagt der Imker und spaziert an seinem Gartenhäus­chen vorbei. Nicht umsonst gebe es in der Kleingarte­nanlage drei Imker. Der Wald sei nah, viele Linden seien in der Nähe, die Gärten würden viel Nahrung für die Bienen bieten, und gleichzeit­ig würden sich die Kleingärtn­er freuen, dass die Tiere mit der Blütenbest­äubung die Obsternte in Schwung bringen. Er verzichte auf das Wandern mit den Bienen, die Tiere würden auch im Umkreis des Kleingarte­ns fündig.

Neben dem Gartenhäus­chen hat Böhler sein Fahrrad geparkt. Vorsichtig räumt er einige Honiggläse­r in die Holzkiste auf dem Gepäckträg­er. „Die habe ich selber gebaut“, sagt er, „für den Transport.“Denn der Honig aus dem Kleingarte­n an der Wirtsmühle wird unters Volk gebracht. Wenn Böhler den Honig schleudert und die Gläser befüllt, steht im Sommer zuweilen eine kleine Schlange vor seinem Garten. „Aber es gibt eben auch Menschen, die nicht so mobil sind“, sagt der Imker. Deswegen hat er sich der bundesweit­en Initiative „Honigfahrr­ad“angeschlos­sen: Er liefert seinen Honig und die Bienenwach­skerzen mit dem Rad aus. „Manchmal hilft der Motor“, sagt er und deutet auf das EBike. 17 Kunden hat er diesen Sommer beliefert. Schon früher habe es manchmal die Anfragen gegeben, ob er den Honig vorbeibrin­gen könne. Dann hat er sich mit Frau und Hund auf ihren Spazierrun­den mit dem wertvollen Honig ausgestatt­et und ihn an Haustüren abgeliefer­t. Irgendwann wurde Böhler im Internet auf die Initiative „Honigfahrr­ad“aufmerksam. „Das passte einfach“, sagt er.

Seitdem ist der Imker nach der Ernte mit Rad, Holzkiste und Honig unterwegs. Seit sieben Jahren leben und summen die Tiere bei Böhler.

„Ich habe schon bei meinem Großvater mit den Bienen geholfen“, erzählt er. Dann gründete er selbst eine Familie und war als Busfahrer in der ganzen Welt unterwegs. „Dabei hatte ich immer einen Blick auf die Bienen“, erzählt er. Er probierte den Honig bei den Imkern im Ausland, ließ sich die Techniken und Beutesyste­me erklären und sammelte viele Erzählunge­n und Erfahrunge­n. Im Kürtener Imkerverei­n machte er 2014 seinen Imkerschei­n – seine Mitgliedsc­haft im Wermelskir­chener Imkerverei­n pflegt er seit Jahren. „Damals wusste ich, dass die Rente nahte, und ich hatte immer geplant, Bienen in unseren Garten zu holen“, sagt er. Und weil dieses Unternehme­n Zeit, Ausbildung und

Vorbereitu­ng brauche, habe er früh angefangen. 2015 habe sein erstes Bienenvolk Honig erwirtscha­ftet.

Seit 1. Mai ist Böhler im Ruhestand: „Die Zahl der Völker habe ich sofort erhöht“, sagt er, lacht und deutet auf die vier Ableger in seinem Garten. Gerade testet er verschiede­ne Fluglöcher, prüft, was die Bienen besonders mögen und hat die werdenden Völker genau unter der Lupe genommen, um zu sehen, wie gut sie sich entwickeln. In den Bienenstöc­ken herrscht eine Temperatur von 35 Grad. Deswegen lässt er in den kühlen Spätsommer­tagen die Finger davon: „Wenn ich sie jetzt öffnen würde, wären die Bienen gestresst, einige würden sterben“, sagt er. Also lässt er sie in Ruhe. Die Bienen

danken es ihm. Die Apfelernte sei deutlich höher, seit die Bienen in seinem Garten leben. Zwölf Kilo Äpfel habe er an dem Frühblüher geerntet. Der Garten sei abgestimmt auf die Bienen – und beide profitiere­n davon.

Inzwischen hat sich Böhler auf sein schwarzes Fahrrad geschwunge­n. In der Holzkiste hat er Honiggläse­r für fünf Kunden untergebra­cht. „Die liefere ich jetzt innerhalb des Stadtgebie­ts aus“, sagt er. Bezahlt wird mit Karte. Oft hätten die Kunden kein Kleingeld. Also sah sich der 64-Jährige nach Möglichkei­ten der Kartenzahl­ung um. Während Harry Böhler auf der Bachstraße davon fährt, summt es in seinem Garten heiter weiter.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Harry Böhler und sein Honigfahrr­ad. Im Kürtener Imkerverei­n machte er 2014 seinen Imkerschei­n – seine Mitgliedsc­haft im Wermelskir­chener Imkerverei­n pflegt er seit Jahren.
FOTO: JÜRGEN MOLL Harry Böhler und sein Honigfahrr­ad. Im Kürtener Imkerverei­n machte er 2014 seinen Imkerschei­n – seine Mitgliedsc­haft im Wermelskir­chener Imkerverei­n pflegt er seit Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany