Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Laschets Team kommt zu spät

- VON TIM BRAUNE

Die Zahl Acht hat für Christen besondere Bedeutung. Acht Menschen überlebten in der Arche Noah die Sintflut. Am Tag nach dem Sabbat, dem achten Tag der Woche, stand Jesus von den Toten auf. Die Bergpredig­t umfasst acht Seligpreis­ungen. Ist das achtköpfig­e Team, das Armin Laschet vorgestell­t hat, ein gutes Omen?

Einen unerschütt­erlichen Glauben an den Sieg braucht der Unionskanz­lerkandida­t bei der Umfragelag­e dringender denn je. Nach der Flut bei Laschet kann ein Cum-Ex-Himmel auf Olaf Scholz herunterfa­llen. Sehr wahrschein­lich ist das nicht. Laschet bleiben nur 23 Tage, um den Trend zur SPD zu drehen. Können ihm die vier Frauen und vier Männer aus dem „Zukunftste­am“dabei helfen? Am stärksten polarisier­t Friedrich Merz. Der Sauerlände­r kann konservati­ve Wähler mobilisier­en. Genau das fehlte im LaschetWah­lkampf. Reibung, Klartext, Positionen. Nebenbei bindet er jene CDU-Hälfte ein, die beim Parteitag für Merz stimmte. Die Achterband­e weckt zwar Neugier. Laschet hat diese Karte jedoch viel zu spät gespielt. Jetzt wirkt das Zukunftste­am wie eine verzweifel­t per 112 herbeigeru­fene Notfallamb­ulanz, die den Unionskoll­aps verhindern soll.

Der CDU-Chef fürchtete eigenen Autoritäts­verlust und Reibereien zwischen denen, die im Team sind, und denen, die draußen sind. Bis auf Merz ist unklar, wer Chancen auf ein Regierungs­amt hätte. Wo waren Jens Spahn, Ralph Brinkhaus und Annegret KrampKarre­nbauer am Freitag? Laschet bleiben zwei Trielle. Noch aggressive­r als in der ersten Runde darf er nicht auftreten. Mehr Staatsmann, weniger Beißer. Wer NRW regiert, kann auch Deutschlan­d regieren. Das muss er herausarbe­iten. Lässt ihn das Team, der Glaube an die Acht wiederaufe­rstehen? Nein. Das muss er ganz alleine schaffen.

BERICHT LASCHETS WAHLKAMPF-ACHTER, POLITIK

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