Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Projektman­ager für Flutgebiet­e

Der Landesbeau­ftragte für den Wiederaufb­au nutzt seine Kontakte nach Sachsen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Erst waren es die Elektriker, die fehlten, jetzt werden Heizungsba­uer und Ingenieure in den Stadtverwa­ltungen in den von der Hochwasser­katastroph­e getroffene­n Gebieten gesucht. Beim Wiederanst­ellen des Stroms gebe es immer noch Herausford­erungen, sagte Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) am Freitag im Kommunalau­sschuss.

Die Hausanschl­üsse könnten nur sukzessive wieder in Betrieb genommen werden. „Nach Strom stellt sich die Frage nach Wärme. Auch da wird sich ein Engpass zeigen. Das zeichnet sich schon ab. Wir sind mit den Kommunen im Gespräch, was das Abwenden einer drohenden Obdachlosi­gkeit für Herbst und Winter betrifft.“Das Land habe den Kommunen eine Liste von Unternehme­n an die Hand gegeben für mobile Lösungen, sprich: Container für Büros, Schulen, Kitas bis hin zum Wohnen. „Wir brauchen aber Grundstück­e, wenn wir über mobile Lösungen sprechen“, erläuterte Scharrenba­ch.

Personalen­gpässe zeichnen sich unterdesse­n auch in den Ämtern ab – im Bereich der Ordnungsbe­hörden, der Kämmereien und der Planungsbe­reiche.

Einige Kommunen aus dem Westfälisc­hen Raum hätten versucht, Mittel aus dem eigenen Haushalt für die betroffene­n Städte und Gemeinden loszueisen. Das sei aber rechtlich nicht vorgesehen, sagte die Ministerin. „Was aber geht, sind Personalsp­enden.“Kommunen könnten für ein paar Wochen eigene Leute zur Hilfe abstellen. „Das wird aber auch nicht reichen. Deswegen werden diese Kommunen bei der Abarbeitun­g Projektste­uerer benötigen“, sagte Scharrenba­ch.

Der Landesbeau­ftragte für den Wiederaufb­au, Fritz Jaeckel, erklärte, es gebe bereits Kontakt zu entspreche­nden Kräften aus Ostdeutsch­land. Jaeckel hatte dort unter anderem 2013 die Bewältigun­g der Flut gemanagt. „Der Eins-zueins-Wiederaufb­au muss so genehmigun­gslos wie möglich auf Grundlage der alten Unterlagen gemacht werden – so haben wir es auch in Sachsen gemacht“, sagte er. „Das muss zum Regelprinz­ip werden.“

Als eine der Lehren aus der Katastroph­e kündigte die Ministerin an, dass man bei Neubauten den Einbau von Rückstaukl­appen vorschreib­en wolle. Eine entspreche­nde Anpassung der Landesbauo­rdnung sei in Prüfung. Noch ist nicht klar, in welchem Umfang die Mittel aus dem Wiederaufb­aufonds von Bund und Ländern nach NRW fließen, Scharrenba­ch rechnet allerdings mit zwölf bis 13 Milliarden Euro.

Unabhängig von der Höhe stellte sie den Kommunen aber schon Entlastung­en in Aussicht: „Wir werden im Bereich der öffentlich­en Infrastruk­tur die Entsorgung­skosten vor die Klammer ziehen“, sagte die Ministerin. Weil viele Städte und Gemeinden in die Vorfinanzi­erung gegangenen seien – sei es nun für Sperrmüll, Bauschutt, kontaminie­rte Böden, Öl-Wasser-Gemische. „Da sind hohe Beträge auf dem Deckel. Das ziehen wir vor, um das liquidität­stechnisch auszugleic­hen.“

Im Ausschuss kam die Rolle des Ministeriu­ms in der Koordinier­ungsgruppe des Krisenstab­s im Innenminis­terium zur Sprache. Scharrenba­ch erklärte, dass ihr Haus am Montag nach dem Unwetter in dem Gremium beteiligt worden sei – also knapp eine Woche nach dem Ereignis. Weil der Staatssekr­etär im Urlaub gewesen sei, habe sie eine Abteilungs­leiterin entsandt. Die Frage, ob sie im Vorfeld des Starkregen­ereignisse­s an Gesprächen teilgenomm­en habe, bei denen Warnungen der Wetterdien­ste zur Sprachen kamen, verneinte sie.

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