Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Großstadtmärchen mit Musik im Film-Eck
WERMELSKIRCHEN Man merkt erst, wie sehr etwas gefehlt hat, wenn man es wieder hat. Am Donnerstagabend fand im altehrwürdigen Film-Eck endlich wieder Theater statt, und das vor vollem Haus. Es wurde eine Theater-Adaption des Romans „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“von Éric-Emmanuel Schmitt gegeben.
Mathias Hilbig und Pascal Macowka aus Bremen erweckten das tragikomische Paris der 1960er Jahre sowie das zumindest anfangs triste Leben des zwölfjährigen Moses und des liebenswerten Monsieur Ibrahim, den alle nur den „Araber der Straße“nannten, auf der recht minimalistisch dekorierten Bühne zum Leben.
Im Grunde war es eine Comingof-Age-Story, die von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Jungen, der unter seinem freudlosen und kalten Vater leidet, und Monsieur Ibrahim erzählte. Den beklaute er zunächst in dessen Krämerladen, nur um dann in ihm den Vater zu finden, der ihm in seinem Leben so sehr fehlte. Dabei schlüpften die beiden großartig aufeinander eingespielten Schauspieler in die verschiedensten Rollen. Etwa den Vater, der dem Sohn ständig vermittelte, dass er nicht sein älterer Bruder war und er ihn deswegen ablehnte. Oder die Prostituierten in der Rue de Paradis, von denen der frühreife Zwölfjährige sich unter Vorspiegelung eines höheren Lebensalters zum Mann machen ließ.
Das funktionierte erstaunlich prima, dem ließ sich wunderbar folgen. Sogar dass Hilbig und Macowka scheinbar spontan untereinander die Rollen wechselten, war da kein Problem. Mal war da der eine der Erzähler, mal der andere, dann war der eine der Vater, im nächsten Moment wieder der andere. Das war kurzweilig. Und das ließ einem der Entwicklung der Geschichte auch gut folgen.
Ein Eindruck, der auch durch die immer wieder eingestreuten musikalischen Beiträge durch Pfeifen, die Ukulele oder das Akkordeon verstärkt wurde. Die waren zwar nicht besonders anspruchsvoll, funktionierten aber ebenso wie die Musik vom Band prima als eigenständiges stilistisches Element. Die Geschichte entwickelte sich sehr rasant, und die ungewöhnliche Freundschaft zwischen den grundverschiedenen Persönlichkeiten sorgte für Lachen und auch für die eine oder andere verdrückte Träne im Publikum. Denn bei aller bisweilen aufblitzenden Komik, waren es doch die leisen, ein wenig traurigen Momente, bis hin zum Tod von Monsieur Ibrahim, die deutlich machten, dass die Geschichte von Momo, wie Moses von Anfang an genannt wurde, und Monsieur Ibrahim vor allem eine der Annäherung der unterschiedlichen Religionen und Kulturen war. Die, gerade im Vergleich zur realen Welt, funktionierte. Und das machte ein wenig traurig.
Mathias Hilbig und Pascal Macowka erweckten das tragikomische Paris der 1960er Jahre zum Leben