Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Freiheitsrechte werden missbraucht
Der Impfirrsinn findet eine Fortsetzung. Und im Zukunftsausschuss tritt man das Ehrenamt mit Füßen. Mit der Herbstkirmes steigt das Risiko, sich mit der Delta-Variante zu infizieren – also: AHA-Regeln befolgen und Maske tragen!
Es ist wie immer ein Irrsinn, was da regelmäßig aus dem Gesundheitsministerium des Landes verkündet wird. Erinnern Sie sich noch, als Anfang des Jahres ein Wermelskirchener Arzt versuchte, vor Ort Impfmöglichkeiten, also ein eigenes Impfzentrum, zu schaffen. Weder der Kreis (man könnte ja dem Nordkreis ein Eigenleben ermöglichen) noch das Land (alles muss sauber bürokratisch ablaufen) unterstützen dieses Begehren. Blockierten es sogar. Monate später dann durften die Hausärzte impfen. Die deutsche Bürokratie hatte gesiegt. Und doch verloren. Denn vielmehr Menschen hätten schon geimpft werden können.
Nun die Rolle rückwärts: Das Impfzentrum wird aufgelöst, das Impfen obliegt einzig und allein den Hausärzten. Das belastet. Aber der Kreis muss eine Koordinierende Covid-Impfeinheit aufbauen. Letztlich ist das doch nichts anderes als ein Impfzentrum unter neuem Namen. Und nicht mehr in der Regie der Kassenärztlichen Vereinigung, sondern des Kreises. Was die Politik da wieder verzapft, kann man nicht mehr nachvollziehen. Aber das gilt ja nicht nur für diesen Fall.
Wermelskirchen sieht sich immer als eine Stadt. So geformt 1975 mit der Kommunalen Neugliederung. Da wurden die eigenständigen Gemeinden Dhünn und Dabringhausen mit den dazugehörigen Hofschaften eingemeindet. Als Wermelskirchener fühlen sich da eigentlich nur die Dazugezogenen.
UDO TEIFEL
Wenn sie nicht gerade durch Partner in die Dorfgemeinschaft tief eingebunden wurden. Jetzt hat es eine Fraktion, nämlich die WNKUWG gewagt, für diese beiden Ortsteile ein Handlungskonzept zu schreiben. 80 Seiten umfasst das Werk. Mit vielen Ideen. Zu viel für die Mehrheit des Zukunftsausschusses, sich damit zu befassen. Und zu viel für die Verwaltung, das Werk zu bearbeiten. Grundsätzlich kann man das nachvollziehen. Aber diese Ablehnung ist eine Missachtung des Ehrenamtes. Das steht schon mal fest. Und natürlich eine Abwertung der Ortsteile Dhünn und Dabringhausen. Denn für die Innenstadt von Wermelskirchen wurde ein teures Büro beauftragt, für die
Dörfer findet nicht mal das ehrenamtlich erstellte Konzept Interesse. So kann man damit nicht umgehen. Der Vorsitzende des Zukunftsausschusses, der ja auch immerhin in den Landtag will, sollte hier, wenn nicht gleiche, so doch ähnliche Ansätze finden. Und nicht ein Konzept abbügeln, in dem er nun die WNKUWG auffordert, sich drei Ideen rauszusuchen. Das ist doch lächerlich!
Corona-Meldungen erreichen die Redaktion fast täglich. Wir veröffentlichen sie, um den Lesern ein Abbild der Situation zu geben. So zum Beispiel, dass 81 Prozent der Neuinfizierten nicht geimpft sind. Da heutzutage die Kontaktnachverfolgung (Luca oder Zettel) abgeschafft wurde, scheint es niemanden mehr zu interessieren, wer sich wo ansteckt. Zu sorglos wird damit umgegangen. Wer nach einer ZweifachImpfung mit dem Delta-Virus angesteckt wurde und vier Wochen mit schweren Auswirkungen im Quarantäne-Bett lag, wird äußerst vorsichtig sein. Denn vor einer erneuten Ansteckung ist auch diese Person nicht geschützt. Daran sollte jeder denken, der am Wochenende auf Kirmes und Krammarkt geht. Die Maske sollte nicht nur am Stand zur festen Ausstattung gehören. Wer sich und andere schützen will, sollte sie dauerhaft tragen. Das ist nicht angenehm, aber sollte Routine sein. Denn leider wollen sich manche nicht impfen lassen. Sie aber sind es auch, die andere gefährden. Das ist rücksichtslos und hat nichts mehr mit Freiheitsrechten zu tun.