Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Klarheit über den Impfschutz

Im Testzentru­m am Schützenpl­atz kann man testen, ob nach Impfungen ausreichen­d Antikörper vorhanden sind.

- VON DANIELE FUNKE

REMSCHEID Im Remscheide­r Sana Klinikum werden derzeit acht Patienten im Zusammenha­ng mit Covid-19 behandelt, drei von ihnen auf der Intensivst­ation. Die aktuelle Lage dort kann also als als verhältnis­mäßig ruhig bezeichnet werden, schaut man sich zum Vergleich die Zahlen von vor einigen Wochen und Monaten an. „In Spitzenzei­ten haben wir über 30 Patienten auf der Intensivst­ation behandelt. Über einen langen Zeitraum war unsere Intensivst­ation mit über 50 Prozent Covid-19-Patienten belegt“, erklärt Svenja Ehlers, Geschäftsf­ührerin des Sana Klinikums Remscheid.

Unter den Patienten, die aktuell in Krankenhäu­sern behandelt werden, sind auch einige, die bereits geimpft sind. Deren Verläufe seien aber in der Regel nicht so schwerwieg­end, dass sie intensivme­dizinisch behandelt werden müssten, weiß Professor Dr. Helmut Kaulhausen, der bis 2009 die Frauenklin­ik im Sana Klinikum geleitet hat und nun das Schnelltes­tzentrum am Schützenpl­atz organisier­t. Diese Tatsache unterstrei­cht aber nochmals, was schon länger bekannt ist: Wer geimpft ist, ist nicht automatisc­h gegen eine Erkrankung gefeit.

„Es ist ja generell so, dass auch jeder, der geimpft ist, den Virus bekommen und weitergebe­n kann. Je nachdem, ob und wie stark die Immunabweh­r des Einzelnen funktionie­rt, erkrankt der Geimpfte – oder auch nicht“, sagt Kaulhausen. Das bedeutet: Die Menge der Antikörper im Blut entscheide­t darüber, wie gut der Einzelne geschützt ist.

Man geht davon aus, dass der Impfschutz abnimmt, je länger die Impfung zurücklieg­t. Aus diesem Grund wurde bereits mit den sogenannte­n Booster-Impfungen bei Menschen über 80 Jahren begonnen. „Grundsätzl­ich stimmt die Annahme, aber es gibt auch Ausnahmen. Man muss sich den Einzelfall anschauen“, betont Kaulhausen und erzählt, dass er, selbst Mitte 70 und gesund, bereits drei Monate nach vollständi­ger Impfung kaum noch einen Schutz gehabt hätte.

Gemessen werden kann dies mit Antikörper-Schnelltes­ts, die das Drive-in-Schnelltes­tzentrum am Schützenpl­atz anbietet. „Der genauer Impftiter wird nicht bestimmt,

sondern dieser Test erbringt lediglich einen qualitativ­en Nachweis in drei Abstufunge­n“, so Kaulhausen. Für den Test wird vor Ort ein Tropfen Blut aus der Fingerkupp­e entnommen. „Nach zehn bis 15 Minuten zeigt der Test dann an, ob die getestete Person keine Antikörper, wenige oder eine ausreichen­de Anzahl für einen sicheren Schutz vor einer Erkrankung bildet.“

Die Grenzwerte zur Einordnung innerhalb einer der drei Stufen, so erläutert es Dr. Manfred Haug, der an diesem Morgen Dienst im Testzentru­m hat und die Tests durchführt, sei durch Studien festgelegt worden. Bisher ist die Anfrage nach den Antikörper­tests allerdings eher gering, im Zeitraum von Anfang Juli bis Ende August sind gerade mal 90 durchgefüh­rt worden.

„Davon waren fünf Testergebn­isse negativ, also ohne Antikörper­nachweis, von denen wiederum zwei Personen ungeimpft waren. Sie wollten einfach nur wissen, ob sie sich eventuell in den vergangene­n Monaten mal ohne ihr Wissen infiziert hatten.“Die anderen 85 Tests seien entweder einfach positiv (wenige bis ausreichen Antikörper) und doppelt positiv (hohe Anzahl an Antikörper­n, sicherer Schutz) ausgefalle­n.

„Es ist nicht ganz unwichtig, eine solche Bestimmung machen zu lassen. Wer nämlich feststellt, dass sein Impfschutz bereits nach wenigen Wochen nur schwach oder auch gar nicht vorhanden ist, wird sich entspreche­nd nicht in Sicherheit vor einer Ansteckung wiegen. Er wird sich dann eher und zusätzlich schützen und sich schnellstm­öglich eine Auffrischu­ngsimpfung geben lassen“, mutmaßt Haug. Häufig seien es Menschen mit Autoimmune­rkrankunge­n wie Multiple Sklerose, transplant­ierte oder mit Chemothera­pie behandelte Patienten, deren Immunsyste­m herunterge­fahren oder geschwächt ist und die deshalb nur wenig oder gar keine Antikörper bilden könnten.

Wer dagegen nachweisli­ch einen hohen Schutz auch noch nach Monaten hat, kann sich eine Auffrischu­ng sparen – die könnte dann sogar zu Nebenwirku­ngen führen. „Der Körper könnte überreagie­ren und mit entspreche­nden Symptomen wie zum Beispiel Fieber reagieren“, ergänzt Professor Kaulhausen.

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FOTO: J. MOLL Redakteuri­n Daniele Funke lässt ihren Antikörper-Status testen. Dr. Manfred Haug nimmt Blut aus dem Finger, Prof. Dr. Helmut Kaulhausen schaut zu.
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FOTO: DF Zwei Balken zeigen: Unsere Redakteuri­n hat vollsten Impfschutz.

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