Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Klarheit über den Impfschutz
Im Testzentrum am Schützenplatz kann man testen, ob nach Impfungen ausreichend Antikörper vorhanden sind.
REMSCHEID Im Remscheider Sana Klinikum werden derzeit acht Patienten im Zusammenhang mit Covid-19 behandelt, drei von ihnen auf der Intensivstation. Die aktuelle Lage dort kann also als als verhältnismäßig ruhig bezeichnet werden, schaut man sich zum Vergleich die Zahlen von vor einigen Wochen und Monaten an. „In Spitzenzeiten haben wir über 30 Patienten auf der Intensivstation behandelt. Über einen langen Zeitraum war unsere Intensivstation mit über 50 Prozent Covid-19-Patienten belegt“, erklärt Svenja Ehlers, Geschäftsführerin des Sana Klinikums Remscheid.
Unter den Patienten, die aktuell in Krankenhäusern behandelt werden, sind auch einige, die bereits geimpft sind. Deren Verläufe seien aber in der Regel nicht so schwerwiegend, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssten, weiß Professor Dr. Helmut Kaulhausen, der bis 2009 die Frauenklinik im Sana Klinikum geleitet hat und nun das Schnelltestzentrum am Schützenplatz organisiert. Diese Tatsache unterstreicht aber nochmals, was schon länger bekannt ist: Wer geimpft ist, ist nicht automatisch gegen eine Erkrankung gefeit.
„Es ist ja generell so, dass auch jeder, der geimpft ist, den Virus bekommen und weitergeben kann. Je nachdem, ob und wie stark die Immunabwehr des Einzelnen funktioniert, erkrankt der Geimpfte – oder auch nicht“, sagt Kaulhausen. Das bedeutet: Die Menge der Antikörper im Blut entscheidet darüber, wie gut der Einzelne geschützt ist.
Man geht davon aus, dass der Impfschutz abnimmt, je länger die Impfung zurückliegt. Aus diesem Grund wurde bereits mit den sogenannten Booster-Impfungen bei Menschen über 80 Jahren begonnen. „Grundsätzlich stimmt die Annahme, aber es gibt auch Ausnahmen. Man muss sich den Einzelfall anschauen“, betont Kaulhausen und erzählt, dass er, selbst Mitte 70 und gesund, bereits drei Monate nach vollständiger Impfung kaum noch einen Schutz gehabt hätte.
Gemessen werden kann dies mit Antikörper-Schnelltests, die das Drive-in-Schnelltestzentrum am Schützenplatz anbietet. „Der genauer Impftiter wird nicht bestimmt,
sondern dieser Test erbringt lediglich einen qualitativen Nachweis in drei Abstufungen“, so Kaulhausen. Für den Test wird vor Ort ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe entnommen. „Nach zehn bis 15 Minuten zeigt der Test dann an, ob die getestete Person keine Antikörper, wenige oder eine ausreichende Anzahl für einen sicheren Schutz vor einer Erkrankung bildet.“
Die Grenzwerte zur Einordnung innerhalb einer der drei Stufen, so erläutert es Dr. Manfred Haug, der an diesem Morgen Dienst im Testzentrum hat und die Tests durchführt, sei durch Studien festgelegt worden. Bisher ist die Anfrage nach den Antikörpertests allerdings eher gering, im Zeitraum von Anfang Juli bis Ende August sind gerade mal 90 durchgeführt worden.
„Davon waren fünf Testergebnisse negativ, also ohne Antikörpernachweis, von denen wiederum zwei Personen ungeimpft waren. Sie wollten einfach nur wissen, ob sie sich eventuell in den vergangenen Monaten mal ohne ihr Wissen infiziert hatten.“Die anderen 85 Tests seien entweder einfach positiv (wenige bis ausreichen Antikörper) und doppelt positiv (hohe Anzahl an Antikörpern, sicherer Schutz) ausgefallen.
„Es ist nicht ganz unwichtig, eine solche Bestimmung machen zu lassen. Wer nämlich feststellt, dass sein Impfschutz bereits nach wenigen Wochen nur schwach oder auch gar nicht vorhanden ist, wird sich entsprechend nicht in Sicherheit vor einer Ansteckung wiegen. Er wird sich dann eher und zusätzlich schützen und sich schnellstmöglich eine Auffrischungsimpfung geben lassen“, mutmaßt Haug. Häufig seien es Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, transplantierte oder mit Chemotherapie behandelte Patienten, deren Immunsystem heruntergefahren oder geschwächt ist und die deshalb nur wenig oder gar keine Antikörper bilden könnten.
Wer dagegen nachweislich einen hohen Schutz auch noch nach Monaten hat, kann sich eine Auffrischung sparen – die könnte dann sogar zu Nebenwirkungen führen. „Der Körper könnte überreagieren und mit entsprechenden Symptomen wie zum Beispiel Fieber reagieren“, ergänzt Professor Kaulhausen.