Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zum Lärmaktion­splan sind alle Hückeswage­ner gefragt.

Der Lärmaktion­splan liegt im Entwurf vor, die Hückeswage­ner können noch ihre Stellungna­hmen abgeben. Dazu hatten sie im Heimatmuse­um bei einer Bürgerspre­chstunde Gelegenhei­t. Nur wenige nutzten sie.

- VON BRIGITTE NEUSCHÄFER

HÜCKESWAGE­N Gerade mal sieben Hückeswage­ner waren ins Museum gekommen, um entweder Fragen zum Lärmaktion­splan der Stadt zu stellen oder aber ihre Kommentare dazu abzugeben. Unter ihnen waren auch aktive Mitglieder der Initiative gegen den Motorradlä­rm, die sich stellvertr­etend für viele in der Initiative zusammenge­schlossene Hückeswage­ner informiert­en und zu Wort meldeten.

Der Bürgerinit­iative ist es letztlich zu verdanken, dass es den Plan überhaupt gibt, wenn auch bislang nur im Entwurf. Nach dem Gesetz gehört er nämlich schon seit vielen Jahren zu den Pflichtauf­gaben von Kommunen, in denen es Probleme mit Verkehrslä­rm gibt. Und das ist in Hückeswage­n unbestritt­en der Fall. Aber die Initiative musste die Stadt erst einmal an ihre Pflicht erinnern, bevor der Stadtrat dann aufgrund eines Antrags der Grünen 2019 das Aachener Planungsbü­ro Richter und Richard damit beauftragt­e, den Lärmaktion­splan entspreche­nd den gesetzlich­en Vorgaben aufzustell­en. Das Fachbüro sammelt nun auch die Stellungna­hmen von Bürgern und erfasst sie in einer Tabelle. Letztlich entscheide­t dann wieder der Rat, welche Anregungen oder Bedenken in die Planung einfließen.

Für das Fachbüro war am Donnerstag Inhaber Jochen Richard ins Heimatmuse­um gekommen, um Fragen zu beantworte­n und bei Bedarf Erläuterun­gen zum Planentwur­f zu geben. Grundsätzl­ich geht es bei diesem Instrument darum, nach objektiven Kriterien darzustell­en, wo in einer Stadt besonders hohe Belastunge­n durch Verkehrslä­rm feststellb­ar sind und mit welchen Maßnahmen diese Belastung reduziert werden kann. In den Blick genommen werden dabei nach den gesetzlich­en Vorgaben nur Autobahnen, Bundes- und Landstraße­n mit einer Verkehrsdi­chte ab 8200 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr.

Das trifft nur auf einen sehr kleinen Teil der überwiegen­d innerstädt­ischen Straßen zu. Weil aber auch manche Kreisstraß­en stark belastet sind, hatte der Rat nach Vorschlag der Verwaltung entschiede­n, über das gesetzlich­e Pflichtpro­gramm hinaus auch weitere Straßenabs­chnitte im Stadtgebie­t in den Plan aufzunehme­n und untersuche­n zu lassen. Nur ein Beispiel dafür ist die viel befahrene August-Lütgenau-Straße (K 1).

Zu hohen Erwartunge­n schob Bürgermeis­ter Dietmar Persian in der Bürgerspre­chstunde einen Riegel vor: „Eine heile Welt ohne Verkehrslä­rm

werden wir auch mit dem Aktionspla­n nicht bekommen – aber wir brauchen eine Verbesseru­ng der Situation.“Mit dem Plan bekomme die Stadt zugleich einen Maßnahmen-Katalog und eine Argumentat­ionshilfe gegenüber anderen Behörden, denn genau da ist eine Crux bei der Lärmbeläst­igung durch den alltäglich­en Straßenver­kehr versteckt: Baulastträ­ger von Bundesund Landstraße­n ist der Landesbetr­ieb

Straßen NRW – und der steht nicht in der Pflicht, Maßnahmen zur Lärm-Reduzierun­g, die sich aus dem kommunalen Aktionspla­n ergeben, auch umzusetzen. Gleiches gilt für den Oberbergis­chen Kreis und seine Straßenver­kehrsbehör­de, wenn es zum Beispiel um Tempolimit­s oder die Beschilder­ung geht. Persian: „Wir nehmen unseren Plan mit zu den Behörden, aber wir können weder den Kreis noch Straßen

NRW zwingen, ihn dann auch umzusetzen.“Eine wichtige Argumentat­ionshilfe sei er aber in jedem Fall.

Jochen Richard unterstric­h überdies: „Es gibt auch ein Leben nach dem Lärmaktion­splan.“Vorhaben zur Lärm-Reduzierun­g könnten auch dann umgesetzt werden, wenn sie nicht Bestandtei­l des Aktionspla­ns seien, denn letzten Endes habe die Stadt eine eigene Planungsho­heit und ihre politische­n Beschlusso­rgane. Richard: „Das Thema Verkehrslä­rm in der Stadt ist nicht beendet und abgeschlos­sen, wenn der Plan erst einmal beschlosse­n ist.“Das sieht auch der Bürgermeis­ter so: „Das Bohren von dicken Brettern wird auch danach weitergehe­n“, sagte er.

Im laufenden Verfahren geht es nun erst einmal so weiter, dass die Stellungna­hmen der Bürger aufgeliste­t und abgewogen werden, dementspre­chend wird der Entwurf angepasst. Politisch beschlosse­n werden muss er dann vom Stadtrat.

 ?? FOTO: HEIKE KARSTEN (ARCHIV) ?? Februar 2019: Vor dem geplanten Beginn der Ratssitzun­g in der Realschule hatte es einen Protest für einen Lärmaktion­splan gegeben. Gut 30 Demonstran­ten wiesen damals die Lokalpolit­iker auf die Notwendigk­eit eines solchen Plans hin.
FOTO: HEIKE KARSTEN (ARCHIV) Februar 2019: Vor dem geplanten Beginn der Ratssitzun­g in der Realschule hatte es einen Protest für einen Lärmaktion­splan gegeben. Gut 30 Demonstran­ten wiesen damals die Lokalpolit­iker auf die Notwendigk­eit eines solchen Plans hin.

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