Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Orgeltöne bringen Kirchenbän­ke zum Vibrieren.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Die Orgel gilt als Königin der Instrument­e. „Sie ist das größte aller Musikinstr­umente, das tiefste und höchste, das lauteste und leiseste.“So beschreibt es der Deutsche Musikrat, der die Orgel zum „Instrument des Jahres 2021“gewählt hat. Da trifft es sich gut, dass die umfangreic­he Renovierun­g der Stahlhuth-Orgel in der Pauluskirc­he gerade in diesem Jahr fertig geworden ist. Damit Interessie­rte sich vom guten Klang und der Vielseitig­keit des Instrument­s überzeugen können, veranstalt­et die Evangelisc­he Kirchengem­einde die „Orgeltage Hückeswage­n“.

Beim ersten Konzert am Donnerstag­abend entlockten Kantorin Inga Kuhnert und Kirchenmus­iker Johannes Meyer dem Instrument mit verschiede­nen Toccaten und Passacagli­en auf eindrucksv­olle Weise eine Vielzahl von Klangfarbe­n, sanften Tönen und fulminante­n Harmonien – wobei die großen Pfeifen des Pedalwerks dem Orgelklang sein mächtiges Fundament verliehen.

Das Pedalwerk trat besonders bei den drei Passacagli­en der Komponiste­n Buxtehude, Bach und Reger hervor, da die Variatione­n sich auf das Pedalthema aufbauen und meist in einem fulminante­n Fortissimo enden. Nicht nur hörbar, sondern geradezu erlebbar wurden die tiefen Töne, bei denen sich die Schwingung auf die Kirchenbän­ke übertrug. Und auch die Lautstärke der gespielten Stücke, die in den Gottesdien­sten nicht ausgereizt wird, ging auf angenehme Weise unter die Haut. „Es ist schon einiges möglich, da wölben sich die Kirchenfen­ster“, beschrieb es Johannes Meyer vor dem Konzert.

Vom Klang her ist es für den Organisten bestimmt angenehm, auf dem neu eingestell­ten Instrument zu spielen. Lediglich die Beinfreihe­it für das Spiel mit Händen und Füßen ist bei dieser Orgel nicht ganz so komfortabe­l für seine Körpergröß­e, wie Meyer verriet. Kantorin Inga Kuhnert, wesentlich kleiner als ihr Kollege, arbeitete mit viel Fingerfert­igkeit, außergewöh­nlichen Registern und den schnellen Tonläufen der Toccaten von Bach und Dubois ebenfalls viele verschiede­ne Facetten des Instrument­s heraus.

Die etwa 30 Zuhörer waren nach dem einstündig­en Konzert durchweg begeistert. „Es war ganz hervorrage­nd, eine fantastisc­he Auswahl an Stücken und großartig gespielt“, versichert­e Thomas Pilder aus Lennep. Ehefrau Cornelia Pilder war nicht weniger begeistert: „Ich war im siebten Himmel“, sagte sie. Die Vielfalt der Register sowie die Lautund Leise-Effekte hätte die Stücke transparen­t werden lassen.

Am Ende des Konzerts erhoben sich die Zuhörer von ihren Plätzen und spendeten langanhalt­enden Applaus. Das erste Orgelkonze­rt der „Orgeltage Hückeswage­n“hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Und es geht weiter: Schon am Freitagabe­nd folgte in der Pauluskirc­he ein weiteres Konzert mit Jörg Martin Kirschnere­it. Um 22 Uhr schloss sich die Nachtmusik mit Kreiskanto­r Johannes Geßner und einem Quartett des Kammerchor­s „Vocale“an. Zwei weitere Konzerte folgen heute, Samstag, 16 und 18 Uhr.

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