Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Angst, dass es an Polizisten und Ärzten fehlt.
In dieser Woche wurde wieder darüber diskutiert, wie gut die ärztliche Versorgung in der Stadt ist und ob die Polizeipräsenz für Radevormwald ausreicht.
Es sind zwei Dinge, auf die jeder Bürger einer Stadt Wert legt: es soll ausreichend Ärzte vor Ort geben, und die Polizei soll genug Präsenz zeigen, damit die Einwohner sich sicher fühlen können.
Beide Themen wurden in dieser Woche in Radevormwald wieder diskutiert. Ein brutaler Angriff auf einen Feuerwehrmann vor dem Bürgerhaus hat für Aufsehen gesorgt. Die Polizei teilte mit, ihre Beamten seien innerhalb von zehn Minuten vor Ort gewesen, Anwesende hatten jedoch den Eindruck, dass es deutlich länger gedauert hatte. Das mag ein subjektives Empfinden sein, doch das ungute Gefühl, dass von der Wache
in Wipperfürth Hilfe im Notfall schlimmstenfalls lange braucht, bis sie in Rade ist, haben viele Bürger. Natürlich fahren die Beamten regelmäßig Streife in der Stadt. Aber es gibt wohl keinen Radevormwalder, der nicht froh wäre, wenn es wieder eine dauerhaft besetzte Wache geben würde.
Bei der ärztlichen Versorgung sieht es, wenn man nach der Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung geht, in Rade, gut aus. Der Versorgungsgrad ist überdurchschnittlich, so heißt es. Auch hier haben allerdings manche Bürger das Gefühl, dass die Zahlen allein nicht alles sagen. Hausarztpraxen sind stark beansprucht, gerade in der Corona-Pandemie, und einen Termin zu bekommen, kann manchmal mühsam sein, so berichten Betroffene. Als die Praxen zu Beginn der Impfaktionen viele Anfragen erhielten, gab es kaum ein Durchkommen am Telefon, und persönlich vorzusprechen, war wegen der Ansteckungsgefahr keine kluge Option.
Auch sind die Zahlen nicht aussagekräftig, was die Versorgung in einzelnen Ortschaften angeht, etwa in den Wupperorten. Ältere Menschen, die in Flächenkommunen wohnen, die vor einigen Jahrzehnten aus mehreren Ortschaften zusammengefügt wurden, fühlen sich unsicher, wenn sie in einem Dorf leben und die Hausarztpraxen sich in der größten Ortschaft konzentrieren. In den Wupperorten konnte das drohende Problem bei der medizinischen Versorgung zum Glück abgewendet werden, es gibt ein neues Ärztehaus.
In Radevormwald droht in den nächsten Jahren sicher kein Notstand bei der ärztlichen Versorgung, zudem hat die Stadt ein eigenes Krankenhaus, was sich andere Kommunen wünschen würden. Doch in manchen Gegenden des Kreises sieht es schon anders aus. Betagte Ärztinnen und Ärzte geben ihren Praxen auf, und eine Nachfolge ist nicht leicht zu finden, denn die bergische Idylle allein lockt junge Mediziner nicht fort aus den Metropolen in die Kleinstadt.