Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wahlkampf geht auf die Zielgerade
Drei Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl. Am 14. September gibt es eine Podiumsdiskussion mit vier Kandidatinnen und Kandidaten. Schon jetzt zeigt sich: Der Andrang bei den Briefwahlanträgen ist enorm.
RADEVORMWALD Auch im Stadtgebiet von Radevormwald ist nun unübersehbar, dass die abschließende Phase des Bundestagswahlkampfes begonnen hat. An Dreieckständern oder gesammelt auf großen Plakatwänden werben die Parteien um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler. Kandidatinnen und Kandidaten schauen mal freundlich-lächelnd, mal staatsmännisch ernst auf die Bürger herab.
im Kommunalwahlkampf im vergangenen Jahr gab es Probleme mit Vandalismus an den Plakaten, doch bislang ist es im aktuellen Wahlkampf ruhig geblieben. „Uns liegen dazu keine Beschwerden vor“, sagt Jochen Knorz, der Leiter des Ordnungsamtes. Ebenso wenig gebe es Probleme mit einer nicht genehmigten Überzahl von Plakaten, mit der im vergangenen Kommunalwahlkampf das Linke Forum für einen Streit mit der Verwaltung gesorgt hatte.
Drei Wochen sind es jetzt noch, bis die Radevormwalder Bürgerinnen und Bürger ihre Stimmen abgeben können, und die Mitglieder der Parteien vor Ort verstärken ihre Aktivitäten. „Wir werden jetzt jeden Samstag mit Infoständen in der Innenstadt vertreten sein“, kündigt Dietmar Stark an, der Vorsitzende und Fraktionschef der SPD. Nicht nur politische Inhalte sollen den Wählerinnen und Wählern geboten werden, sondern auch Waffeln und Pflaumenkuchen. Für die Sozialdemokraten hat sich der Wahlkampf zunehmend erfreulich entwickelt. „Es ist unglaublich, laut einer Umfrage sind wir bereits bei 27,5 Prozent“, sagt Dietmar Stark. Der Zuspruch sei auch bei den Rückmeldungen der Bürger zu spüren. „Viele hatten die SPD als Volkspartei ja schon abgeschrieben.“
Nicht ganz so gut wie erwartet läuft es dagegen für die Christdemokraten im Wahlkampf. „Trotzdem ist die Stimmung unter den Wahlkämpfern unserer Partei gut“, versichert der christdemokratische Fraktionschef Dejan Vujinovic. Auch seine Partei werde nun mit Infoständen die Inhalte an die Bürger bringen. „Wir müssen zeigen, dass wir die besten Ideen und Konzepte für die Zukunft
Deutschlands haben.“Auch müsse man vermitteln, dass bei einem Wahlerfolg der SPD die Linke künftig in der Regierung sitzen könnte. „Es gibt Kräfte bei den Sozialdemokraten, die dafür offen sind“, so Vujinovic.
Die Grünen hatten in ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstag ihre Pläne für den WahlkampfEndspurt festgezurrt. „Wir werden an den drei Samstagen vor der Wahl auch im der Innenstadt präsent sein“, kündigt die Fraktionsvorsitzende Elisabeth PechBüttner an. Weiterhin stehe man hinter Annalena Baerbock als Kandidatin. Dass sich die Hochwasserereignisse und das damit verbundene Thema Klimaschutz nicht stärker auf die Werte der Grünen auswirken, sieht Pech-Büttner in der regionalen Wirkung begründet: „In vielen Regionen in Deutschland sind die Menschen nicht betroffen. Und andere
Themen wie Afghanistan drängen nun nach vorn.“
Die FDP könnte am Ende bei der Bildung der Koalitionen das Zünglein an der Waage bilden und entscheiden, ob es eine „Ampel“-, eine „Jamaika“- oder eine „Deutschland“-Koalition gibt. Annette Pizzato, die Fraktionsvorsitzende der Liberalen in Radevormwald, erklärt unserer Zeitung: „Ich habe keinen festen Favoriten.“Bei den bisherigen Kontakten mit Bürgern im Wahlkampf habe sie aber „eine positive Stimmung zur FDP“festgestellt. Neben der Corona-Pandemie treibe auch das Problem der übertriebenen Bürokratie im Land die Menschen um, wie es sich beispielsweise bei den Hilfsaktionen im Hochwassergebiet zeige.
Auch eine Podiumsdiskussion in Radevormwald mit Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundestagswahl wird es in den kommenden Wochen geben. Die Kolpingfamilie lädt für Dienstag, 14. September, um 19 Uhr dazu ins Caritashaus an der Hohenfuhrstraße ein. Teilnehmen werden Carsten Brodesser (CDU), Michaela Engelmeier (SPD), Jörg von Polheim (FDP) und Diyar Agu (LINKE). „Wir haben alle Parteien gefragt – bis auf die AfD“, erklärt Dr. Jörg Weber, Vorsitzender der Rader Kolpingfamilie. „Dieser Partei möchten wir kein Forum bieten.“
Bei einer Teilnahme der Rechtspopulisten hätten die Veranstalter zudem auf die Teilnahme von Michaela Engelmeier verzichten müssen: Seit die SPD-Politikerin massiv aus dem rechten Lager bedroht wurde, lehnt sie jeden Wahlkampfauftritt ab, bei dem auch AfD-Vertreter anwesend sind.
Ein deutlicher Trend zeichnet sich bereits ab: Es wird viele Radevormwalder geben, die per Briefwahl abstimmen. „Aktueller Stand sind bereits 3157 Anträge auf Briefwahl“, sagt Marc Bormann, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Bereits am ersten Wochenende, nachdem die Anträge möglich wurden, seien mehr als tausend Anträge eingegangen. Was die Besetzung der Wahllokale mit Helferinnen und Helfen angeht, ist man beim Wahlamt ebenfalls auf einem guten Weg: „Wir konnten die meisten Beisitzerposten bereits besetzen, für die Reserve sind aber immer noch Interessierte willkommen“, sagt Bormann.