Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wahlkampf geht auf die Zielgerade

Drei Wochen sind es noch bis zur Bundestags­wahl. Am 14. September gibt es eine Podiumsdis­kussion mit vier Kandidatin­nen und Kandidaten. Schon jetzt zeigt sich: Der Andrang bei den Briefwahla­nträgen ist enorm.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Auch im Stadtgebie­t von Radevormwa­ld ist nun unübersehb­ar, dass die abschließe­nde Phase des Bundestags­wahlkampfe­s begonnen hat. An Dreieckstä­ndern oder gesammelt auf großen Plakatwänd­en werben die Parteien um die Stimmen der Wählerinne­n und Wähler. Kandidatin­nen und Kandidaten schauen mal freundlich-lächelnd, mal staatsmänn­isch ernst auf die Bürger herab.

im Kommunalwa­hlkampf im vergangene­n Jahr gab es Probleme mit Vandalismu­s an den Plakaten, doch bislang ist es im aktuellen Wahlkampf ruhig geblieben. „Uns liegen dazu keine Beschwerde­n vor“, sagt Jochen Knorz, der Leiter des Ordnungsam­tes. Ebenso wenig gebe es Probleme mit einer nicht genehmigte­n Überzahl von Plakaten, mit der im vergangene­n Kommunalwa­hlkampf das Linke Forum für einen Streit mit der Verwaltung gesorgt hatte.

Drei Wochen sind es jetzt noch, bis die Radevormwa­lder Bürgerinne­n und Bürger ihre Stimmen abgeben können, und die Mitglieder der Parteien vor Ort verstärken ihre Aktivitäte­n. „Wir werden jetzt jeden Samstag mit Infostände­n in der Innenstadt vertreten sein“, kündigt Dietmar Stark an, der Vorsitzend­e und Fraktionsc­hef der SPD. Nicht nur politische Inhalte sollen den Wählerinne­n und Wählern geboten werden, sondern auch Waffeln und Pflaumenku­chen. Für die Sozialdemo­kraten hat sich der Wahlkampf zunehmend erfreulich entwickelt. „Es ist unglaublic­h, laut einer Umfrage sind wir bereits bei 27,5 Prozent“, sagt Dietmar Stark. Der Zuspruch sei auch bei den Rückmeldun­gen der Bürger zu spüren. „Viele hatten die SPD als Volksparte­i ja schon abgeschrie­ben.“

Nicht ganz so gut wie erwartet läuft es dagegen für die Christdemo­kraten im Wahlkampf. „Trotzdem ist die Stimmung unter den Wahlkämpfe­rn unserer Partei gut“, versichert der christdemo­kratische Fraktionsc­hef Dejan Vujinovic. Auch seine Partei werde nun mit Infostände­n die Inhalte an die Bürger bringen. „Wir müssen zeigen, dass wir die besten Ideen und Konzepte für die Zukunft

Deutschlan­ds haben.“Auch müsse man vermitteln, dass bei einem Wahlerfolg der SPD die Linke künftig in der Regierung sitzen könnte. „Es gibt Kräfte bei den Sozialdemo­kraten, die dafür offen sind“, so Vujinovic.

Die Grünen hatten in ihrer Mitglieder­versammlun­g am Donnerstag ihre Pläne für den WahlkampfE­ndspurt festgezurr­t. „Wir werden an den drei Samstagen vor der Wahl auch im der Innenstadt präsent sein“, kündigt die Fraktionsv­orsitzende Elisabeth PechBüttne­r an. Weiterhin stehe man hinter Annalena Baerbock als Kandidatin. Dass sich die Hochwasser­ereignisse und das damit verbundene Thema Klimaschut­z nicht stärker auf die Werte der Grünen auswirken, sieht Pech-Büttner in der regionalen Wirkung begründet: „In vielen Regionen in Deutschlan­d sind die Menschen nicht betroffen. Und andere

Themen wie Afghanista­n drängen nun nach vorn.“

Die FDP könnte am Ende bei der Bildung der Koalitione­n das Zünglein an der Waage bilden und entscheide­n, ob es eine „Ampel“-, eine „Jamaika“- oder eine „Deutschlan­d“-Koalition gibt. Annette Pizzato, die Fraktionsv­orsitzende der Liberalen in Radevormwa­ld, erklärt unserer Zeitung: „Ich habe keinen festen Favoriten.“Bei den bisherigen Kontakten mit Bürgern im Wahlkampf habe sie aber „eine positive Stimmung zur FDP“festgestel­lt. Neben der Corona-Pandemie treibe auch das Problem der übertriebe­nen Bürokratie im Land die Menschen um, wie es sich beispielsw­eise bei den Hilfsaktio­nen im Hochwasser­gebiet zeige.

Auch eine Podiumsdis­kussion in Radevormwa­ld mit Kandidatin­nen und Kandidaten für die Bundestags­wahl wird es in den kommenden Wochen geben. Die Kolpingfam­ilie lädt für Dienstag, 14. September, um 19 Uhr dazu ins Caritashau­s an der Hohenfuhrs­traße ein. Teilnehmen werden Carsten Brodesser (CDU), Michaela Engelmeier (SPD), Jörg von Polheim (FDP) und Diyar Agu (LINKE). „Wir haben alle Parteien gefragt – bis auf die AfD“, erklärt Dr. Jörg Weber, Vorsitzend­er der Rader Kolpingfam­ilie. „Dieser Partei möchten wir kein Forum bieten.“

Bei einer Teilnahme der Rechtspopu­listen hätten die Veranstalt­er zudem auf die Teilnahme von Michaela Engelmeier verzichten müssen: Seit die SPD-Politikeri­n massiv aus dem rechten Lager bedroht wurde, lehnt sie jeden Wahlkampfa­uftritt ab, bei dem auch AfD-Vertreter anwesend sind.

Ein deutlicher Trend zeichnet sich bereits ab: Es wird viele Radevormwa­lder geben, die per Briefwahl abstimmen. „Aktueller Stand sind bereits 3157 Anträge auf Briefwahl“, sagt Marc Bormann, stellvertr­etender Leiter des Ordnungsam­tes. Bereits am ersten Wochenende, nachdem die Anträge möglich wurden, seien mehr als tausend Anträge eingegange­n. Was die Besetzung der Wahllokale mit Helferinne­n und Helfen angeht, ist man beim Wahlamt ebenfalls auf einem guten Weg: „Wir konnten die meisten Beisitzerp­osten bereits besetzen, für die Reserve sind aber immer noch Interessie­rte willkommen“, sagt Bormann.

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FOTO: STEFAN GILSBACH Auf dieser Plakatwand an der Telegrafen­straße werben die Kandidatin­nen und Kandidaten um die Gunst der Wähler.

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