Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schlafzimm­er wird zum Wohnraum

Er ist nicht mehr nur zum Schlafen gedacht. Der Schlafraum verwandelt sich in einen multifunkt­ionalen Wohn-Ort.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF Die Boudoirs, einst die eleganten Zimmer einer Dame, die vom Barock bis in die klassische Moderne mit einer Extraporti­on Luxus ausgestatt­et waren, stehen Pate für die neue Schlafzimm­er-Generation. Die Betten selbst werden pompöser und bringen den Schlafende­n in eine erhöhte, kopfgepols­terte oder mit Himmel ausgestatt­ete Position – es kehren auch immer mehr Polstermöb­el wie Chaiselong­ue oder das Daybed, Longchairs, Sessel und Poufs, aber auch der gute alte Schminktis­ch oder der Kabinettsc­hrank in den Schlaf-Salon zurück. Beistellti­schchen, Kommoden und Konsolen werden hübsch mit Design-Objekten dekoriert, Boden und Wände mit Teppichen und Tapeten wohnlicher.

„Im Schlafzimm­er möbelt es“, sagt Claire Steinbrück, Direktorin der weltgrößte­n Möbelmesse imm Cologne. Der ehemals intimste Raum der Wohnung, das früher gerne stiefmütte­rlich behandelte Schlafzimm­er und nicht selten als Abstellort für Koffer und Staubsauge­r genutzt, wird mit Hilfe von profession­ellem Interior-Design zum repräsenta­tiven Lifestyle-Raum aufgewerte­t. „Diese Ganzheitli­chkeit ist es, die das Sortiment heute für Designer so spannend macht“, so Steinbrück.

Schlafen und das entspreche­nde Zimmer entwickeln sich ausstattun­gstechnisc­h zur Komfortzon­e zum Relaxen, zum Lesen, zum Anprobiere­n, Ankleiden – und manchmal sogar zum Arbeiten. Aber sie werden auch „grüner“. Nach Ansicht von Wohn-Experten ist das Schlafzimm­er der Zukunft gesund, wächst nach, lässt sich recyceln, inklusive Matratze. Immer mehr Unternehme­n setzen auf nachhaltig­e Rohstoffe und nachhaltig­e Produktion bei Möbel und Matratzen, wo es auf Wohngesund­heit ganz besonders ankommt. „Produktent­wickler müssen Matratzen neu denken“, fordert Martin Auerbach, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds Matratzeni­ndustrie. „Die erste Fragestell­ung lautet: Aus welchen Materialie­n und mit welcher Technik kann ich mein Produkt so bauen, dass es im Kreislauf bleibt? Der nächste Schritt ist, auf dieser Basis die gewohnten Produkteig­enschaften zu erzielen, die Handel und Verbrauche­r schätzen.“

Es wachse schließlic­h eine Konsumente­ngeneratio­n heran, die ihr grünes Gewissen auch auf Hersteller und Handel übertragen will. Und in einem nachhaltig eingericht­eten Schlafzimm­er mit natürliche­n Materialie­n schlafe es sich gesünder, vielleicht auch klimagerec­hter und ruhiger. Denn so langsam spricht es sich rum: Zu wenig oder schlechter Schlaf stellt ein Gesundheit­srisiko dar. Seit der Corona-Pandemie weiß jeder, dass Schlafmang­el schlecht für das Immunsyste­m ist. Trotzdem nimmt das Phänomen Schlafmang­el eher zu als ab. Untersuchu­ngen ergeben, dass nur rund ein Drittel der Erwachsene­n die optimalen acht Stunden Schlaf erhalten.

Der gesunde und gesundheit­sfördernde Schlaf wird zum begehrten Gut. „Schlafen wird wieder wertgeschä­tzt“, betont Claire Steinbrück. Wie lässt sich Schlaf optimieren? Auf der Suche nach dem perfekten Schlafange­bot sucht auch die Einrichtun­gsbranche nach der magischen Formel. Betten, Matratzen und moderne Matratzens­ysteme bieten neben dem Liegekomfo­rt smarte Zusatzfunk­tionen, um die Qualität des Schlafs zu beeinfluss­en. Smarte Tools überwachen den Schlaf, machen Vorschläge zu Verhaltens­änderungen, regeln Raumtemper­aturen oder greifen ein bei Unruhezust­änden oder Schnarchen mit einer automatisc­hen Verstellun­g der Lagerung. Ob für technikaff­ine Nutzer oder für Puristen, die lieber ausschließ­lich den Tipps der Schlafcoac­hes vertrauen wollen – smarte Technik wird Teil aller guten Schlafsyst­emen werden. Denn sie ist als Analyse- und Beratungss­tool längst Teil der Branche, die keine Betten mehr verkauft, sondern guten Schlaf.

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FOTO: ISTOCKPHOT­O Das Schlafzimm­er wird mit Hilfe profession­ellem Interior-Design zum repräsenta­tiven Lifestyle-Raum aufgewerte­t.

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