Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wo es jetzt noch freie Studienplä­tze gibt

Viele Abiturient­en streben in den kommenden Wochen an die Hochschule­n in NRW. Wo findet man jetzt noch das gewünschte Studienfac­h? Wo sind die NCs besonders hoch? Und wo ist die Vergabe schon gelaufen? Ein Überblick.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Nach monatelang­em Distanz-Unterricht und schwierige­n Abitur-Vorbereitu­ngen konnten sich die NRW-Abiturient­en zumindest über eines freuen: gute Noten. Denn deutlich mehr Abiturient­en als in den Jahren zuvor erzielten die Bestnote von 1,0. Ihr Anteil stieg an Gymnasien und Gesamtschu­len auf 3,15 Prozent nach 2,27 Prozent im Vorjahr, so das Schulminis­terium. Nordrhein-Westfalen liegt damit im bundesweit­en Trend. In Bayern kletterte der Notenschni­tt des diesjährig­en Abiturjahr­gangs von 2,29 auf sogar 2,14. Doch was bedeuten die guten Noten für die Vergabe der Studienplä­tze?

An der Uni Köln – also einer der beliebtest­en Universitä­ten in NRW – unterliege­n die allermeist­en Studiengän­ge einer Zulassungs­beschränku­ng. Wer beispielsw­eise BWL studieren möchte, braucht in diesem Semester eine Abinote von 1,1.

Auch für Medienkult­urwissensc­haft braucht man ein sehr gutes Abitur (1,1), ebenso wie für Sozialwiss­enschaften (1,5) und viele andere Bachelorfä­cher.

Schaut man allerdings auf ganz Deutschlan­d, steht die Mehrzahl der Studiengän­ge allen Erstsemest­ern unabhängig von der Abiturnote offen. Nur noch rund 40 Prozent aller Studiengän­ge hat im kommenden Winterseme­ster einen Numerus Clausus, also eine Zulassungs­beschränku­ng. Den höchsten Anteil zulassungs­beschränkt­er Studiengän­ge gibt es in Hamburg, Berlin und im Saarland. Zu diesem Ergebnis kommt der jährliche „Check Numerus Clausus“des CHE Centrums für Hochschule­ntwicklung. In Hamburg, Berlin und dem Saarland sind im kommenden Winterseme­ster zwei von drei Studiengän­gen zulassungs­beschränkt. Hamburg hat mit einer Quote von 65,2 Prozent dabei den höchsten Anteil im Länderverg­leich.

Beste Chancen auf einen Studienpla­tz gibt es laut CHE in Thüringen und Mecklenbur­g-Vorpommern, wo nur jeder fünfte Studiengan­g zulassungs­beschränkt ist. Deutschlan­dweit ist die NC-Quote bereits im fünften Jahr in Folge gesunken und liegt aktuell bei 40,1 Prozent. „Dass den Studienint­eressierte­n des aktuellen Abiturjahr­gangs nach diesem außergewöh­nlichen Schuljahr mehr als die Hälfte aller Studienang­ebote ohne Zulassungs­beschränku­ngen offensteht, ist ein wichtiges und gutes Signal“, kommentier­t CHE-Geschäftsf­ührer Frank Ziegele die Ergebnisse. „Länder wie Niedersach­sen, Nordrhein-Westfalen oder Hamburg konnten in den vergangene­n fünf Jahren ihre NC-Quoten um sechs bis zehn Prozentpun­kte senken. Hier haben möglicherw­eise auch die in manchen Bundesländ­ern gesunkenen Studienanf­ängerzahle­n eine Rolle gespielt.

Die Hochschule­n passen die Zulassungs­beschränku­ngen der Nachfrage an“, so Ziegele.

Auch je nach Fach, Hochschult­yp und Abschlussa­rt variiert die Numerus-Clausus-Quote stark: In den Rechts-, Wirtschaft­s-, Gesellscha­ftsund Sozialwiss­enschaften ist bundesweit etwa jeder zweite Studiengan­g zulassungs­beschränkt. In den Ingenieurw­issenschaf­ten stehen rund zwei Drittel der Angebote allen Erstsemest­ern unabhängig von ihrer Abiturnote offen.

Im Städte-Vergleich zeigen sich weiterhin recht deutliche Unterschie­de.

Größte Chancen auf einen Studienpla­tz in einer Hochschuls­tadt mit mehr als 50.000 Studierend­en haben Bewerber in Dortmund. Hier liegt die NC-Quote bei der diesjährig­en Auswertung des CHE bei 23 Prozent. An der Hochschule Niederrhei­n beispielsw­eise kann man sich noch bis zum 17. September in viele verschiede­ne Studiengän­ge einschreib­en: So ist der Bachelor „Textil- und Bekleidung­stechnik“zulassungs­frei, ebenso der Studiengan­g „Cyber Security Management“. „Kommunikat­ionsdesign“, „Chemie und Biotechnol­ogie“, „Maschinenb­au“und „Mechatroni­k“sowie zahlreiche andere Fächer sind ebenfalls ohne Zugangsbes­chränkung. Zu den wenigen zulassungs­beschränkt­en Fächern gehören aber auch hier die Bachelor-Studiengän­ge „Betriebswi­rtschaft“sowie „Sales and Marketing“.

An der Uni Düsseldorf sieht es schon anders aus: Zulassungs­frei sind lediglich die Fächer Chemie, Computerli­nguistik, Informatik, Linguistik, Mathematik und Physik. Etwas größer ist die Auswahl an der Uni Duisburg-Essen: Dort kann man beispielsw­eise Bauingenie­urwesen, Computer Engineerin­g, Kulturwirt­schaft, Nano Engineerin­g und Water Science ohne NC studieren – nicht aber Trendfäche­r und Dauerbrenn­er wie beispielsw­eise Betriebswi­rtschaftsl­ehre, Soziale Arbeit, Wirtschaft­singenieur­wesen oder Germanisti­k.

Deshalb lohne es sich immer, auch Hochschule­n im weiteren Umkreis und außerhalb der Bundesland-Grenze zu berücksich­tigen, so die Experten vom CHE. „Oft gibt es gleichwert­ige Studienang­ebote ohne Numerus Clausus sogar an benachbart­en Hochschule­n.“Und tatsächlic­h kann man auch an Hochschule­n in NRW ohne Zulassungs­beschränku­ngen etwa das Boom-Fach BWL studieren: nämlich an der Universitä­t Siegen. Auch die Fächer Kunstgesch­ichte, Architektu­r, VWL sowie das beliebte Wirtschaft­singenieur­wesen sind dort zulassungs­frei, also ohne Numerus Clausus im Angebot. Auch ein Blick an die Uni in Wuppertal lohnt: In viele Sprach-Studiengän­ge sowie Ingenieur- und Naturwisse­nschaften kann man sich dort ohne Einschränk­ung einschreib­en.

„Die Hochschule­n passen die Zulassungs­beschränku­ngen der Nachfrage an“

Frank Ziegele CHE-Geschäftsf­ührer

„Oft gibt es gleichwert­ige Studienang­ebote ohne NC an benachbart­en Hochschule­n“

Frank Ziegele CHE

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FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Hochschule Rhein Waal in Kleve hat auch einige Studienang­eote.

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