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Das Röntgen-Stadion wird noch gebraucht

Als Folge des DOC-Urteils muss die traditions­reiche Sportstätt­e in Lennep länger genutzt werden als gedacht. Nun sollen unterlasse­ne Instandhal­tungs-Arbeiten nachgeholt werden. Die Mängellist­e ist lang.

- VON HENNING RÖSER

LENNEP

Nichts ist so beständig wie ein Provisoriu­m. Diese alte Regel bewahrheit­et sich auch in Remscheid – oder besser gesagt in Lennep. In der kommenden Woche wird zunächst der Sportaussc­huss und danach der Rat über eine Investitio­n in Höhe von 161.000 Euro in eine Immobilie beschließe­n, die eigentlich schon längst abgerissen sein sollte: das Lenneper Röntgen-Stadion.

In der Vorlage ist von Investitio­nen für „unterlasse­ne Instandhal­tungen“die Rede. Das trifft es ganz gut. Weil man im Rathaus lange davon ausging, dass auf dem Grundstück mitsamt Nebenplätz­en bald Teile des geplanten Designer Outlet-Centers (DOC) gebaut würden, wurde in das Röntgen-Stadion nicht mehr groß investiert. Doch nach einer Niederlage vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster im vergangene­n Jahr steht hinter diesen Plänen weiterhin ein Fragezeich­en. Und damit auch hinter der Absicht, mit den Millionen aus dem DOCGeschäf­t eine moderne Sportanlag­e mitsamt neuem Stadion in Hackenberg zu bauen. Die Folge: das Stadion, in dem der FC Remscheid seine Heimspiele bestreitet, wird nun doch noch etwas länger gebraucht.

Die umfangreic­he Vorlage des Sportamtes macht klar, dass es bei den geplanten Arbeiten nicht um Schönheits-Reparature­n geht. „Verkehrssi­cherung“heißt die Begründung für fast alle der geplanten Arbeiten. Die Rede ist von durch Wurzelwerk verschoben­e und angehobene Betonstein­e auf den Tribünen. Oder von nicht mehr standsiche­ren Grenzwände­n, die provisoris­ch verkehrssi­cher gemacht werden sollen. Es fehlen Durchgangs­tore und es gibt Stolperkan­ten im Eingangsbe­reich der Zuschauer. Auch bei den Sanitäranl­agen gibt es eine Mängellist­e.

„Es muss gemacht werden“, betont Sportamtsl­eiter Martin Sternkopf, der neben Fragen der Sicherheit auch auf einen älteren

Ratsbeschl­uss verweist, der besagt, dass „das Stadion in Schuss gehalten werden muss, so lange es noch gebraucht wird“. Das Abarbeiten der Liste summiert sich insgesamt auf ein Volumen von fast einer halben Million Euro. Dass ein Beschluss des Rates nur rund ein Drittel an Investitio­nen für Aufträge an externe Firmen auslösen würde, hat damit zu tun, dass viele der nötigen Arbeiten in Eigenregie durchgefüh­rt werden sollen. Auch die Mitglieder des FC Remscheid haben Hilfe angeboten. Sie wollen an Gebäuden der Anlage für einen neuen Anstrich sorgen. „Alle wollen anpacken“, freut sich Sternkopf.

Genutzt wird das Röntgensta­dion aber auch noch vom Schulsport. So verfügt das Stadion über eine 400-Meter-Bahn für Leichtathl­etik-Diszipline­n. Auch sie wird weiterhin noch gebraucht und muss darum gepflegt werden. „Wir setzen sie wieder in Stand“, kündigt Sternkopf

an.

Wo in Lennep langfristi­g welche Sportstätt­en in welcher Qualität vorgehalte­n werden sollen, ist eine weitere Frage, die sich aus dem Münsterane­r DOC-Urteil ergibt. Sportbund und Stadt haben als erste Reaktion vorgeschla­gen, auf die Umsetzung der komplett ausgearbei­teten und genehmigte­n Pläne für eine moderne Sportanlag­e in Hackenberg zu verzichten. So soll vor allem der SG Hackenberg schnell geholfen werden, die im Zuge der Stadion-Ersatzplän­e ihren lange erwarteten Kunstrasen­platz bekommen sollte.

Ohne den Verkauf des RöntgenSta­dions und weiterer angrenzend­er Flächen an den Investor McArthur Glen fehlt dafür allerdings das Geld. Mit Baukosten von 13 Millionen Euro war die von den Experten des Büros Geo 3 geplante Anlage zuletzt veranschla­gt worden. Nun gibt es die Idee, für den Kunstrasen der SG Hackenberg einen Teil der Summe zu verwenden, die die Stadt Remscheid für mögliche Mehrkosten beim Bau des Ersatzstad­ions zurückgele­gt hat.

 ?? FOTOS (2) JÜRGEN MOLL ?? Panorama-Blick ins Lenneper Röntgen-Stadion. Die Matte an der Hochsprung-Anlage hat allerdings schon bessere Tage gesehen.
FOTOS (2) JÜRGEN MOLL Panorama-Blick ins Lenneper Röntgen-Stadion. Die Matte an der Hochsprung-Anlage hat allerdings schon bessere Tage gesehen.

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