Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Röntgen-Stadion wird noch gebraucht
Als Folge des DOC-Urteils muss die traditionsreiche Sportstätte in Lennep länger genutzt werden als gedacht. Nun sollen unterlassene Instandhaltungs-Arbeiten nachgeholt werden. Die Mängelliste ist lang.
LENNEP
Nichts ist so beständig wie ein Provisorium. Diese alte Regel bewahrheitet sich auch in Remscheid – oder besser gesagt in Lennep. In der kommenden Woche wird zunächst der Sportausschuss und danach der Rat über eine Investition in Höhe von 161.000 Euro in eine Immobilie beschließen, die eigentlich schon längst abgerissen sein sollte: das Lenneper Röntgen-Stadion.
In der Vorlage ist von Investitionen für „unterlassene Instandhaltungen“die Rede. Das trifft es ganz gut. Weil man im Rathaus lange davon ausging, dass auf dem Grundstück mitsamt Nebenplätzen bald Teile des geplanten Designer Outlet-Centers (DOC) gebaut würden, wurde in das Röntgen-Stadion nicht mehr groß investiert. Doch nach einer Niederlage vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster im vergangenen Jahr steht hinter diesen Plänen weiterhin ein Fragezeichen. Und damit auch hinter der Absicht, mit den Millionen aus dem DOCGeschäft eine moderne Sportanlage mitsamt neuem Stadion in Hackenberg zu bauen. Die Folge: das Stadion, in dem der FC Remscheid seine Heimspiele bestreitet, wird nun doch noch etwas länger gebraucht.
Die umfangreiche Vorlage des Sportamtes macht klar, dass es bei den geplanten Arbeiten nicht um Schönheits-Reparaturen geht. „Verkehrssicherung“heißt die Begründung für fast alle der geplanten Arbeiten. Die Rede ist von durch Wurzelwerk verschobene und angehobene Betonsteine auf den Tribünen. Oder von nicht mehr standsicheren Grenzwänden, die provisorisch verkehrssicher gemacht werden sollen. Es fehlen Durchgangstore und es gibt Stolperkanten im Eingangsbereich der Zuschauer. Auch bei den Sanitäranlagen gibt es eine Mängelliste.
„Es muss gemacht werden“, betont Sportamtsleiter Martin Sternkopf, der neben Fragen der Sicherheit auch auf einen älteren
Ratsbeschluss verweist, der besagt, dass „das Stadion in Schuss gehalten werden muss, so lange es noch gebraucht wird“. Das Abarbeiten der Liste summiert sich insgesamt auf ein Volumen von fast einer halben Million Euro. Dass ein Beschluss des Rates nur rund ein Drittel an Investitionen für Aufträge an externe Firmen auslösen würde, hat damit zu tun, dass viele der nötigen Arbeiten in Eigenregie durchgeführt werden sollen. Auch die Mitglieder des FC Remscheid haben Hilfe angeboten. Sie wollen an Gebäuden der Anlage für einen neuen Anstrich sorgen. „Alle wollen anpacken“, freut sich Sternkopf.
Genutzt wird das Röntgenstadion aber auch noch vom Schulsport. So verfügt das Stadion über eine 400-Meter-Bahn für Leichtathletik-Disziplinen. Auch sie wird weiterhin noch gebraucht und muss darum gepflegt werden. „Wir setzen sie wieder in Stand“, kündigt Sternkopf
an.
Wo in Lennep langfristig welche Sportstätten in welcher Qualität vorgehalten werden sollen, ist eine weitere Frage, die sich aus dem Münsteraner DOC-Urteil ergibt. Sportbund und Stadt haben als erste Reaktion vorgeschlagen, auf die Umsetzung der komplett ausgearbeiteten und genehmigten Pläne für eine moderne Sportanlage in Hackenberg zu verzichten. So soll vor allem der SG Hackenberg schnell geholfen werden, die im Zuge der Stadion-Ersatzpläne ihren lange erwarteten Kunstrasenplatz bekommen sollte.
Ohne den Verkauf des RöntgenStadions und weiterer angrenzender Flächen an den Investor McArthur Glen fehlt dafür allerdings das Geld. Mit Baukosten von 13 Millionen Euro war die von den Experten des Büros Geo 3 geplante Anlage zuletzt veranschlagt worden. Nun gibt es die Idee, für den Kunstrasen der SG Hackenberg einen Teil der Summe zu verwenden, die die Stadt Remscheid für mögliche Mehrkosten beim Bau des Ersatzstadions zurückgelegt hat.