Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der offene Ganztag wird Stückwerk bleiben
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Ein Scheitern ausgerechnet dieses Regierungsprojekts wäre überhaupt nicht vermittelbar gewesen. Die meisten berufstätigen Eltern kennen das Zittern darum, ob sie einen Platz für ihr Grundschulkind bekommen haben. Wenn nicht, heißt dies für viele Familien auch im Jahr 2021 noch, dass ein Elternteil zu Hause bleibt oder in Teilzeit arbeitet. Deutschland ist nicht umsonst eines der europäischen Länder mit der höchsten Quote an teilzeitarbeitenden Mütter.
Welch eine Verschwendung! Millionen Frauen durchlaufen Ausbildungen, die insgesamt Milliarden Euro verschlingen. Nach wenigen Berufsjahren bleibt ihnen dann nichts anderes übrig, als unter ihrer Qualifikation zu arbeiten – was Teilzeitjobs nur allzu häufig mit sich bringen – oder gleich ganz zu Hause zu bleiben. Weil sie keine Betreuung für ihre Schulkinder haben. Die Folgen sind hinlänglich bekannt: Sie reichen von Unzufriedenheit und finanziellen Problemen im Privaten bis hin zu fehlenden Steuereinnahmen und höheren Ausgaben für den Staat, etwa wegen Altersarmut.
Nun ist es aber bis zur Umsetzung des Rechtsanspruchs noch ein sehr weiter Weg. Und – so viel lässt sich heute schon sagen – das Ergebnis wird nicht zufriedenstellend sein: Weil die Qualität der Betreuung zu wünschen übrig lassen wird. Denn es wird an qualifiziertem Personal ebenso mangeln wie an verbindlichen Standards. So wird es trotz des Rechtsanspruchs weiterhin von Ort zu Ort höchst unterschiedlich sein, welches Angebot die Kinder erwartet. Besser wäre daher gleich ein konsequenter Umbau des Schulwesens hin zur verpflichtenden Ganztagsschule. So wie es in fast allen westlichen Ländern die Normalität ist. BERICHT EIN GANZTAGSPLATZ FÜR JEDEN..., TITELSEITE