Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

NRW lockert Quarantäne weiter

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen erhört die Forderunge­n vieler Kinderärzt­e und Eltern: Künftig sollen nur noch infizierte Kinder in Quarantäne gehen. „Infiziert sich innerhalb einer Klasse, eines Kurses, einer Kindertage­seinrichtu­ng ein einzelnes Kind, wird dieses in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Die übrigen Kinder müssen in der Regel nicht in Quarantäne“, teilte das NRW-Gesundheit­sministeri­um am Dienstagab­end nach einer Sitzung des Kabinetts mit. „Dies trägt den Bedürfniss­en eines verlässlic­hen Schulunter­richts in Präsenz und der Sicherstel­lung des Regelbetri­ebs in der Kindertage­sbetreuung Rechnung.“Bis Ende dieser Woche sollen die Erlasse veröffentl­icht werden.

Am Vortag hatten die Gesundheit­sminister der Länder zunächst nur beschlosse­n, dass die Quarantäne von 14 auf fünf Tage verkürzt werden soll. Es soll dabei aber mit Augenmaß und nach regionalen Gegebenhei­ten entschiede­n werden, lautete der Länder-Beschluss. Dieses Schlupfloc­h hat NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) nun genutzt. So soll verhindert werden, dass im Winter immer wieder Schüler ins Homeschool­ing gehen müssen, obwohl sie nicht infiziert sind.

Um das abzusicher­n, sollen die Tests ausgeweite­t werden: „Zur Kontrolle wird bei Auftreten eines Falls in Schulen mit Antigentes­ts die Zahl der wöchentlic­hen Regeltestu­ngen erhöht. In Angeboten der Kindertage­sbetreuung werden neben den regelhafte­n freiwillig­en Selbsttest­s nach dem Auftreten eines Infektions­falls Pflicht-Selbsttest­s eingeführt“, teilte das Ministeriu­m weiter mit. Nur wenn mehrere Kinder infiziert seien, sollten die Gesundheit­sämter weitergehe­nde Quarantäne erlassen können. Und auch dann ist Freitesten möglich: „Diese Kontaktper­sonen in Quarantäne können aber vorzeitig in die Schule, die Kindertage­seinrichtu­ng zurückzuke­hren, wenn ein nach dem fünften Tag der Quarantäne durchgefüh­rter PCR-Test ein negatives Ergebnis aufweist.“

Ähnliches hatte zuvor der SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach gefordert: „Besser wäre es, wenn nur das infizierte Kind in Quarantäne geht und alle anderen morgens in der Schule fünf Tage lang getestet werden. Es darf nicht wieder einen Winter mit viel Homeschool­ing geben.“Sabine Mistler, Vorsitzend­e des Philologen­verbands in NRW, sagte dagegen: „Es ist auch wichtig, dass direkte Sitznachba­rn erst einmal in Quarantäne kommen.“

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FOTO: DPA Karl-Josef Laumann (CDU).

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