Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
NRW lockert Quarantäne weiter
DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen erhört die Forderungen vieler Kinderärzte und Eltern: Künftig sollen nur noch infizierte Kinder in Quarantäne gehen. „Infiziert sich innerhalb einer Klasse, eines Kurses, einer Kindertageseinrichtung ein einzelnes Kind, wird dieses in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Die übrigen Kinder müssen in der Regel nicht in Quarantäne“, teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Dienstagabend nach einer Sitzung des Kabinetts mit. „Dies trägt den Bedürfnissen eines verlässlichen Schulunterrichts in Präsenz und der Sicherstellung des Regelbetriebs in der Kindertagesbetreuung Rechnung.“Bis Ende dieser Woche sollen die Erlasse veröffentlicht werden.
Am Vortag hatten die Gesundheitsminister der Länder zunächst nur beschlossen, dass die Quarantäne von 14 auf fünf Tage verkürzt werden soll. Es soll dabei aber mit Augenmaß und nach regionalen Gegebenheiten entschieden werden, lautete der Länder-Beschluss. Dieses Schlupfloch hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nun genutzt. So soll verhindert werden, dass im Winter immer wieder Schüler ins Homeschooling gehen müssen, obwohl sie nicht infiziert sind.
Um das abzusichern, sollen die Tests ausgeweitet werden: „Zur Kontrolle wird bei Auftreten eines Falls in Schulen mit Antigentests die Zahl der wöchentlichen Regeltestungen erhöht. In Angeboten der Kindertagesbetreuung werden neben den regelhaften freiwilligen Selbsttests nach dem Auftreten eines Infektionsfalls Pflicht-Selbsttests eingeführt“, teilte das Ministerium weiter mit. Nur wenn mehrere Kinder infiziert seien, sollten die Gesundheitsämter weitergehende Quarantäne erlassen können. Und auch dann ist Freitesten möglich: „Diese Kontaktpersonen in Quarantäne können aber vorzeitig in die Schule, die Kindertageseinrichtung zurückzukehren, wenn ein nach dem fünften Tag der Quarantäne durchgeführter PCR-Test ein negatives Ergebnis aufweist.“
Ähnliches hatte zuvor der SPDGesundheitsexperte Karl Lauterbach gefordert: „Besser wäre es, wenn nur das infizierte Kind in Quarantäne geht und alle anderen morgens in der Schule fünf Tage lang getestet werden. Es darf nicht wieder einen Winter mit viel Homeschooling geben.“Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands in NRW, sagte dagegen: „Es ist auch wichtig, dass direkte Sitznachbarn erst einmal in Quarantäne kommen.“