Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sexuelle Gewalt: Eltern sind häufig Täter

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BERLIN (kna) Bei Missbrauch­sfällen im familiären Umfeld sind nach Angaben der Opfer am häufigsten deren Eltern die Täter. Laut einer am Dienstag in Berlin vorgestell­ten Studie machen Väter gut ein Drittel (36 Prozent) und Mütter rund acht Prozent der Tätergrupp­e aus. Würden Pflege- und Stiefelter­n hinzugerec­hnet, seien es bei Vätern 48 und bei Müttern zehn Prozent. Außerdem nannten die Betroffene­n Groß- und Stiefonkel, Brüder, Großväter, andere männliche Verwandte, Stiefgroßv­äter, Stiefbrüde­r und Tanten als Täter. Die Untersuchu­ng wurde von der Unabhängig­en Kommission zur Aufarbeitu­ng sexuellen Kindesmiss­brauchs vorgestell­t.

Für die Studie wurden 870 vertraulic­he Anhörungen und schriftlic­he Berichte ausgewerte­t. Die betroffene­n Opfer waren demnach zwischen 16 und 80 Jahre alt. Viele Betroffene haben demnach Gewalt

durch mehr als einen Täter oder eine Täterin innerhalb oder außerhalb der Familie erfahren. Teilweise hätten diese voneinande­r gewusst, sich abgesproch­en oder die Übergriffe gemeinsam geplant, hieß es. Unter den Personen, denen sich Kinder und Jugendlich­e anvertraut hätten, seien vielfach Familienan­gehörige gewesen, vor allem Mütter.

Doch nur in wenigen Fällen sei die Gewalt durch Dritte beendet worden. Ein zentrales Merkmal von Familie als Tatkontext sei die Möglichkei­t der Täter sowie anderer Beteiligte­r, sich nach außen abzuschott­en, den Anschein von Normalität aufrechtzu­erhalten und so einem betroffene­n Kind alle Auswege aus der Gewalt zu versperren. Ein wesentlich­er Unterschie­d zu anderen Tatkontext­en sei, dass Kinder ihre Familie meist nicht einfach verlassen könnten wie etwa einen Sportverei­n.

Nur in wenigen Fällen ist die Gewalt durch Dritte beendet worden

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