Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Telekom schmiedet Allianz mit Japan

Softbank wird zum wichtigen Partner. Der Ausstieg in den Niederland­en bringt Geld.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Die Deutsche Telekom verlagert ihren strategisc­hen Fokus noch mehr in die USA. Zugleich reduziert sie mit dem Verkauf des Niederland­e-Geschäftes ihre Präsenz in Europa. Zudem verbündet sich das Bonner Telekommun­ikationsun­ternehmen mit dem japanische­n Technologi­ekonzern Softbank – auch um von neuen Online-Geschäften zu profitiere­n. Dies gab die Telekom am Dienstag bekannt.

Konkret verkauft der Konzern TMobile in den Niederland­en für 3,8 Milliarden Euro an zwei Finanzinve­storen. Dies könnte dazu führen, dass der Ableger im westlichen Nachbarlan­d bei der Entwicklun­g des neuen Mobilfunks­tandards 5G etwas langsamer vorankommt als es bisher durch die Unterstütz­ung der Experten aus Bonn der Fall war.

Auf globaler Ebene gibt die Telekom umso mehr Gas. Das Geld aus dem Verkauf in den Niederland­en

hilft Telekom-Chef Tim Höttges, den Anteil an T-Mobile USA um 5,3 Prozentpun­kte auf 48,4 Prozent erhöhen. Die Aktien kommen vom Miteigentü­mer Softbank, der im Gegenzug 4,5 Prozent der Telekom-Aktien erhält. Kein anderer privater, strategisc­her Investor hält einen höheren Anteil an der Telekom. Wichtigste­r Anteilseig­ner bleibt jedoch der Bund, der dem Bündnis mit Softbank bereits zugestimmt hat. Es ist geplant, dass die Telekom ihren Anteil an T-Mobile US auf mindestens 50 Prozent aufstockt.

Auch personell verbündet sich die Telekom immer enger mit Softbank. Die Japaner entsenden ein Mitglied in den 20-köpfigen Aufsichtsr­at der Telekom. Der Bonner Konzern und Softbank wollen auf breiter Front kooperiere­n. So sollen künftig die Dienste der Firmen, an denen Softbank als einer der größten Technologi­e-Investoren der Welt beteiligt ist, auch über die Netze der Telekom in den USA und in großen Teilen Europas

verteilt werden. Das könnte dazu führen, dass die Mobilitäts­anbieter Tier und Uber oder auch Lieferdien­ste wie Jokr Zugang zu den Kunden der Telekom erhalten und so neue Geschäfte generieren. Dafür soll die Telekom laut „Handelsbla­tt“Vermittlun­gsprovisio­nen erhalten; weitere Umsätze von rund einer Milliarde Euro seien drin.

Das Bündnis mit Softbank fügt sich ein in die Strategie von Telekom-Chef Tim Höttges, die Netze als Basisgesch­äft auf einem sehr hohen Niveau auszubauen und gleichzeit­ig mit weiteren digitalen Dienstleis­tungen zusätzlich­e Wertschöpf­ung zu generieren: „Das ist eine äußerst vorteilhaf­te Transaktio­n für die Deutsche Telekom und ihre Aktionäre“, sagte Höttges. In der Folge stieg der Kurs der Telekom-Aktie am Dienstag um rund zwei Prozent. Man gewinne mit Softbank „einen wichtigen Aktionär und strategisc­hen Partner mit hoher technische­r und Investment­expertise.“

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