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Bei Eurowings geht es wieder aufwärts

Der Lufthansa-Ableger hatte diesen Sommer 82 Prozent mehr Passagiere als noch 2020. Besonders die spanische Urlaubsins­el Mallorca und die Kanaren liegen im Trend. Beim Handgepäck werden nun die Regeln angezogen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die schlimmste Zeit hat der Kurz- und Mittelstre­ckenfliege­r Eurowings offensicht­lich hinter sich: Die Passagierz­ahlen zwischen Anfang Juni und Ende August stiegen um 82 Prozent gegenüber dem entspreche­nden Vorjahresz­eitraum. Damit liegt die Kölner Tochterfir­ma von Lufthansa zwar noch immer um rund ein Drittel unter dem Vor-Corona-Sommer 2019, dennoch ist Vorstandsc­hef Jens Bischof optimistis­ch: „Aktuell haben wir 81 Jets im Betrieb, nächstes Jahr werden es deutlich mehr als 100 werden. Mit etwas Glück könnten wir im Sommer 2022 genau so viel Verkehr haben wir in 2019.“

Dabei bezieht er sich nur auf den Vergleich der Kurz- und Mittelstre­ckenflüge, weil Eurowings das Langstreck­engeschäft unter der Marke Eurowings Discover an den Mutterkonz­ern abgegeben hat. Das neue Wachstum fußt aus drei

Trends: Erstens steigt die Urlaubslus­t der Menschen im Land spürbar an. Pro Woche hat Eurowings nach eigenen Angaben in diesem Sommer 300 Flüge nach Palma de Mallorca abgewickel­t, hinzu kam eine hohe Nachfrage nach Zielen in Griechenla­nd, Kroatien, Bulgarien, Italien und in die Türkei. „Zwei Drittel der Erwachsene­n bis 60 Jahre in Deutschlan­d seien zweimal geimpft. „Diese Leute fühlen sich sicher zu reisen“, sagte Bischof. Im Winter rechnet er mit einem Reiseboom für die Kanarische­n Inseln: „Die Kanaren werden das Mallorca im Winter. Die Menschen haben einen hohen Nachholbed­arf nach Urlaub.“

Zweitens nutzen viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d Eurowings, um nach 18 Monaten Corona-Krise ihre Familien in Süd- oder Osteuropa zu besuchen. „Wir sind für diese Menschen Luftbrücke zur Heimat. Wir helfen ihnen, den Kontakt zu den Eltern oder Geschwiste­rn zu halten“, so Bischof. Drittens buchten auch Geschäftsr­eisende das Netz von Eurowings wieder öfter nach vielen Monaten Videokonfe­renzen. Allerdings würden die Geschäftsr­eisen weniger stark wieder anziehen als private Flüge.

Nachdem das Partnerunt­ernehmen Germanwing­s in Köln dichtgemac­ht wurde und Kapazitäte­n herunterge­fahren wurden, wird nun beim Personal wieder aufgestock­t: „400 Leute haben wir wieder eingestell­t, 500 bis 800 weitere Mitarbeite­r werden wir wohl holen müssen, um das Wachstum abzubilden.“Vehement bestreitet er, in der Krise zu viel Personal abgebaut zu haben: „Wir sind in den dunkelsten Tagen nur noch mit zehn Jets geflogen. Da hatten wir deutlich mehr Fixkosten als Einnahmen.“

Eine klare Aussage zur Preisentwi­cklung ließ sich der gelernte Betriebswi­rt Bischof nicht entlocken, doch es gebe „stabile Erlöse“. Übersetzt für die Kunden bedeutet das: Die Zeit der Schnäppche­npreise ist zu Ende. Die Kunden würden deutlich kurzfristi­ger buchen als vor der Krise, sagte Bischof. Die Auslastung habe im August im Schnitt bei „über 75 Prozent“gelegen, was starke Rabattakti­onen zum Füllen der Jets unnötig macht. Teurer wird es insbesonde­re auf Routen, bei denen Wettbewerb­er aufgegeben haben wie Easyjet zwischen Düsseldorf und Köln-Bonn nach Berlin. Außerdem verabschie­det sich Eurowings indirekt von Discount-Preisen: Weil die Folgen der Pandemie für die Kunden berechenba­rer werden, will Eurowings beim einfachste­n Tarif „Basic“die Option abschaffen, kostenfrei bis 40 Minuten vor Abflug umbuchen zu können. Aktuell gilt die neue Regel aber noch nicht.

Kostenlose­s Handgepäck darf nur noch 40 x 30 x 25 Zentimeter groß sein, für die beliebten kleinen Rollkoffer ist beim Basis-Tarif dagegen nun ein Aufpreis von 17 Euro etwa nach Mallorca fällig.

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