Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Aachener Start-up will Akkus sicherer machen

Durch den Wandel zur Elektromob­ilität setzen immer mehr Hersteller auf Batterien. Davon wollen drei Gründer profitiere­n.

- VON FLORIAN RINKE

AACHEN Die Entwicklun­g verlief so rasant, dass selbst die Internetse­ite überarbeit­et werden muss. „Under constructi­on“steht dort unter dem Firmenlogo des Aachener Start-ups Accure, wenn man die Website aufruft. Die vergangene­n Monate, erzählt Gründer Kai-Philipp Kairies, seien aufregend gewesen: „Wir sind extrem schnell gewachsen – von fünf auf fast 40 Mitarbeite­r in nur 14 Monaten.“Ähnlich dürfte es weitergehe­n, wenn es nach ihm geht, denn die Gründer haben einen ehrgeizige­n Plan: „Unser Ziel ist, jede Batterie auf der Welt zu verbessern.“

Und das kommt genau zur richtigen Zeit. Denn Elektromob­ilität ist das dominieren­de Thema der Automesse IAA, die in dieser Woche erstmals in München stattfinde­t. Doch nicht nur in Fahrzeugen spielen Batterien inzwischen eine immer größere Rolle, sondern auch als Energiespe­icher bei Schiffen oder etwa als Heimspeich­er in Wohnhäuser­n. Der Markt wird dominiert von asiatische­n Hersteller­n, aber auch in Europa gibt es inzwischen Bestrebung­en, eine eigene Batterieze­llenproduk­tion aufzubauen. Der Markt, so viel ist sicher, wird in den kommenden Jahren jedenfalls rasant wachsen.

Der Großteil der Akkus auf dem Markt, sagt Kai-Philipp Kairies, seien Lithium-Ionen-Batterien. „Um sie sicher zu betreiben, muss man bereits heute permanent Strom, Spannung und Temperatur messen“, so der Accure-Gründer: „Das heißt, sämtliche Geräte mit solchen Batterien generieren permanent Daten. Bislang werden sie aber noch nicht strukturie­rt genutzt.“

Das will das Gründer-Trio, dem neben Kairies noch Georg Angenendt und Johannes Palmer angehören, ändern. 2020 gründeten sie das Startup Accure, nachdem sie zuvor bereits Jahre an dem Thema Batteriete­chnologie geforscht hatten. Das Team hatte sich am Lehrstuhl für Elektroche­mische Energiewan­dlung und Speichersy­stemtechni­k der RWTH Aachen kennengele­rnt – und dabei auch mitbekomme­n, welche Herausford­erungen die Technologi­e für die Industrie mit sich bringt.

Accure arbeitet deswegen an einer cloudbasie­rten Plattform, auf der die Daten von Batterieze­llen ausgewerte­t und analysiert werden. Speichersy­steme lassen sich dadurch besser optimieren, Ausfälle und Probleme früher vorhersage­n. Brände von Batterien in Elektrofah­rzeugen ließen sich dadurch im Idealfall verhindern. „Wir können sicherheit­srelevante Entwicklun­gen erkennen, bevor es kritisch wird. Wir haben Fälle, wo wir Wochen vorher sehen, dass bei den Batterien etwas schief läuft. Das gibt Autofahrer­n genug Zeit, um in die Werkstatt zu fahren“, sagt KaiPhilipp Kairies. Mehr als 220.000 Batteriesy­steme weltweit werden von den Aachenern bereits verwaltet.

Natürlich nutzen auch die Hersteller

solcher Batterien die Daten, um die eigenen Produkte zu prüfen. Dennoch sieht Kairies viel Potenzial für die eigene Software-Lösung, denn viele Autoherste­ller würden beispielsw­eise nicht nur Batterien von einem Zulieferer beziehen, sondern gleich von mehreren, um die eigenen Lieferkett­en abzusicher­n. Und diese Zulieferer wiederum würden ihre Produkte auch noch etwa alle 18 Monate neu anpassen. „Das heißt, die Hersteller bekommen permanent unterschie­dliche Produkte geliefert. Trotzdem sind sie verantwort­lich, auf das Gesamtsyst­em, inklusive der Batterien, zehn Jahre Garantie zu geben. Das ist für die Hersteller natürlich der Horror – aber genau da können wir helfen.“

Investoren glauben an die Vision des Start-ups, die weit über die Automobilb­ranche hinausreic­ht. In einer Finanzieru­ngsrunde bekam Accure umgerechne­t rund 6,8 Millionen Euro von Investoren wie dem US-Risikokapi­talgeber Blue Bear Capital.

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FOTO: ACCURE Das Gründer-Trio des Aachener Batterie-Start-ups Accure.

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