Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
China überrascht mit großem Exportplus
Die Handelszahlen übertreffen alle Erwartungen. Bisher scheint sich der Zero-Covid-Ansatz auszuzahlen.
PEKING Sämtliche Beobachter hatten eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaftserholung erwartet. Eingetreten ist das genaue Gegenteil: Die am Dienstag publizierten Handelsdaten zeigen allesamt deutlicher nach oben als in den kühnsten Prognosen vorhergesagt war. So sind Chinas Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 25,6 Prozent angestiegen, die Importe wuchsen gar um 33,1 Prozent.
Damit erzielten die Volksrepublik einen Handelsüberschuss von immerhin umgerechnet 58,3 Milliarden US-Dollar.
Diese beeindruckenden Kennzahlen überraschen vor allem deshalb, weil Chinas Behörden in den vergangenen zwei Monaten landesweit gegen die erste Infektionswelle der Delta-Variante des Virus ankämpften. Zwar konnte diese binnen eines Monats unter Kontrolle gebracht werden, allerdings musste die Bevölkerung dafür einen hohen Preis zahlen: Im Zuge der radikalen Zero-Covid-Strategie wurden mehrere Städte temporär in einen Total-Lockdown versetzt, umfassende Reisebeschränkungen eingeführt und ein gesamter Terminal des drittgrößten Containerhafen der Welt in Ningbo vollständig stillgelegt.
Die extrem kostspieligen Maßnahmen scheinen sich jedoch ökonomisch nach wie vor zu rechnen. Das Kalkül der Regierung ist es, mit weitgehend geschlossenen Grenzen und eine Art virusfreie Zone innerhalb des Landes aufrechtzuhalten, um auf diesem Wege die Wirtschaftsproduktion hochzufahren. Schon im vergangenen Jahr führte diese Strategie zu einer raschen Erholung: Die chinesischen Fabriken produzierten, was der Rest der Welt im Lockdown bitter benötigte – von Laptops fürs Homeoffice bis hin zu medizinischen Geräte für die Kliniken. Wie die neuen Daten aus Peking zeigen, dominieren nun Möbel, Haushaltsgeräte und Modeprodukte die Exportpalette.