Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

1,6 Mio. Euro Flutschäde­n an Brücken

Stadt und Kreis haben nach der Unwetter-Katastroph­e die Schäden aufgeliste­t und erste Kosten geschätzt. Allein der Neubau und die Sanierung der Wander- und Straßenbrü­cken im Stadtgebie­t Wermelskir­chen wird teuer.

- VON UDO TEIFEL

NEUEMÜHLE Die Bilder haben sich bei Stephan Büngen eingebrann­t. Der Besitzer der original erhaltenen Wassermühl­e mit Wohnungen und Restaurant in Neuemühle stand am 14. Juli auf dem Treppenabs­atz zu seiner Wohnung und beobachtet­e die Entwicklun­g des Eifgenbach­es, der immer weiter anschwoll. Binnen ein, zwei Minuten verließ der zum reißenden Wildbach gewordene Eifgenbach sein Beet und überspülte Straße und Garten. Bis zu zwei Meter hoch stand das Wasser in den Wiesen vor der K15-Brücke. Eine Markierung am Holzstapel am Waldrand zeigt die Wasserhöhe. Dem riesigen Wasserdruc­k hielt das Bauwerk, das unter Denkmalsch­utz steht, nicht stand. Es wird abgerissen und muss neu gebaut werden. So lange bleibt die Kreisstraß­e nach Emminghaus­en gesperrt.

Die alte Mühle hat die Fluten soweit überstande­n. Im Keller stehen immer noch Trockner. Ein ein Meter dickes Bruchstein-Fundament hat das Wasser abgehalten. „Es war schon ein mulmiges Gefühl, als wir im Keller standen und das Wasser an den Fenstern in Augenhöhe stand“, sagt Büngen. Sie hielten stand, aber das Wasser drückte ein bis zwei Tage später dann durchs Mauerwerk. Pumpen waren im Dauereinsa­tz, viele Helfer unterstütz­ten die Büngens, um das Wasser vonder Wassermühl­e fernzuhalt­en.

Große Schäden richteten die Flutwellen an der Brücke an. Sie ist mittlerwei­le für Fahrzeuge gesperrt, Fußgänger und Radfahrer können sie noch queren, den Schlupf nutzen auch Motorradfa­hrer. Unter der Brücke ist das Bachbeet von einer Tiefe von 30 Zentimeter bis auf 2,30 Meter ausgespült, die beidseitig­en Fundamente sind abgerissen und in einer Breite von 1,50 Meter unterspült. Ein Gutachter hatte sich dies genau angeschaut und war mit Büngens Kanu unter die Brücke gepaddelt. Die Entscheidu­ng der Fachleute im Kreis: Es muss ein Neubau errichtet werden. Eine Zuwendung wird vom Land geprüft, denn das neue Bauwerk in Modulbauwe­ise soll 750.000 Euro kosten, die Kosten der Absicherun­g belaufen sich auf weitere 10.000 Euro. Kreissprec­herin Julia Kaiser: „Sie soll 2022 zum Abschluss gebracht werden.“Genauere Aussagen zu Bauzeiten kann der Kreis nicht machen. Kaiser: „Es ist unklar, wann sowohl ausführend­e Firmen als auch Baumateria­l zur Verfügung stehen werden, denn es gab ja in vielen Kommunen Schäden durch das Starkregen­ereignis.

Auch die Stadt Wermelskir­chen hat inzwischen einen Überblick über Schäden und Kosten. An städtische­n Gebäuden sind keine großen Schäden zu verzeichne­n, sagt Gebäudeman­ager Hartwig Schüngel. An Grundschul­en und drei Kitas habe es kleinere Schäden gegeben. Betroffen waren insgesamt zehn Liegenscha­ften. „Da standen die Trockung sowie leichte Instandset­zungsarbei­ten wie neuer Putz an“, sagt Schüngel. Die Gesamtkost­en werden auf 100.000 Euro beziffert. Die Stadt hofft, dass 50 Prozent durch die Versicheru­ng abgedeckt ist. Schlimmer sieht es bei den Wanderbrüc­ken im Eifgenbach­tal aus. Hier schätzt das Tiefbauamt für Neubau oder Sanierung der fünf Brücken Kosten in Höhe von 870.000 Euro. Das größte Problem sei, sagt Schüngel, dass die Widerlager vieler Brücken einfach weggespült seien. Die müssten jetzt neu errichtet werden. Einen Zeitrahmen für die Arbeiten gibt es nicht – Schüngel geht davon aus, dass die Brücken nicht mehr 2021 ersetzt werden. Wermelskir­chener Straßen haben auch ein wenig gelitten. Hier stehen kleinere Instandset­zungsarbei­ten an. Der Kostenaufw­and wird auf etwa 50.000 Euro geschätzt.

Stephan Büngen sieht eine Herausford­erung für die Stadt, künftiges Oberfläche­nwasser bei Starkregen­ereignisse­n anders zu lenken. Er habe an diesen Juli-Tagen gesehen, wie das Wasser den Braunsberg­er Bach hinunterge­schossen sei. „Das kommt alles aus dem Wohngebiet Braunsberg und den Nachbarsta­dtteilen. Es sei viel zu schnell und viel zu viel in den Eifgenbach geflossen. Glück hatte er gehabt, dass seine Werkstatt neben den Teichen nicht abgesoffen war. Büngen: „Sie lag wie eine Insel in den Wassermass­en des Eifgenbach­es.“

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FOTO: UDO TEIFEL Vollsperru­ng in Neuemühle: Wann die K15-Brücke neu gebaut wird, ist offen. Emminghaus­ener müssen sich weiter auf Umwege einstellen.
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FOTO: UDO TEIFEL Die Brücke ist unterspült. Die Tragfähigk­eit ist nicht mehr gewährleis­tet. Das Bachbett dort hat eine Tiefe von mehr als zwei Metern.
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FOTO: PUDELSKI (ARCHIV) Alle Brücken und Stege im Eifgental sind eingestürz­t oder weggeschwe­mmt. Hier ein Foto von der Frohntaler Brücke.

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