Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Offener Ganztag wird ausgebaut
Grundschulen und Lehrer-Gewerkschaften begrüßen den Rechtsanspruch.
REMSCHEID Die Einigung von Bund und Ländern im Finanzstreit über die Ganztagsbetreuung in Grundschulen stößt beim Remscheider Lehrpersonal, im Schulamt und auch bei den Lehrer-Gewerkschaften auf große Zustimmung. Das zeigte eine Nachfrage am Dienstag.
„Wir begrüßen es sehr, dass der bundesweite Rechtsanspruch ab Sommer 2026 kommen soll“, freut sich Regina Schröder als Schulleiterin der Grundschule Hackenberg wie als Gewerkschafterin des Verbandes Bildung und Erziehung ( VBE). „Die Nachfrage durch die Eltern ist enorm, und der können wir nun endlich gerecht werden.“Wie Schröder, so hält auch Ute Brocke (Gewerkschaft GEW) die Entscheidung im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf für vernünftig.
An den 17 hiesigen Grundschulen existieren Wartelisten. Mal länger, mal kürzer. An der GGS Hackenberg gilt letzteres. 158 der insgesamt 257 Erst- bis Viertklässler besuchen den Offenen Ganztag. Das macht 61,4 Prozent aus. Damit ist Hackenberg leicht überbelegt, aber, wie Regina Schröder betont, in einer vergleichbar komfortablen Lage. Denn die Liste derjenigen, die dringend einen Platz benötigen, ist überschaubar. „Das liegt auch daran, dass unsere OGS-Leitung mit Dorothee Robra und ihrer Tochter Michaela Hohs nicht nur pädagogisch hervorragende Arbeit leistet, sondern auch manche Eltern von älteren Grundschülern davon überzeugen konnte, dass unsere ,Erstis’ im Einzelfall noch eher einen OGS-Platz benötigen.“
Regina Schröder weiß auch, dass die räumlichen Voraussetzungen in fünf Jahren erst geschaffen werden müssen. Hunderttausende neue OGS-Plätze in Deutschland bedeuten milliardenschwere Investitionen in Neu- und Anbauten. Auch in Remscheid gibt es schon jetzt beengte Schulstandorte, bei denen Erweiterungen zumindest eine Herausforderung darstellen. In Hackenberg, so erklärt Schröder, müsse an einen Anbau für die Mensa gedacht werden. Die Fläche dafür wäre vorhanden.
Die Stadt Remscheid hat sich bei den Planungen schon auf den Weg gemacht. Schuldezernent Thomas Neuhaus sieht Remscheid gerüstet. Schon heute befänden sich 61 Prozent der Grundschulkinder in der Betreuung. Das Ministerium rechne mit einer Inanspruchnahme von rund 70 Prozent. „Da sind wir ziemlich nah dran“, sagt Neuhaus. Zum Vergleich: Die Stadt Wuppertal komme gegenwärtig lediglich auf 33 Prozent. Die Schulen werden viele ihrer Räume häufiger nutzen als bisher. Dennoch, sagt Neuhaus: „Es muss ordentlich gebaut werden, und der Ausbau wird uns viele Jahre beschäftigen.“Für einige der Schulen stelle sich zudem die Frage nach dem Standort.
„Wir haben Schulen, die stoßen längst an ihre Grenzen. Die haben keinen Platz für Erweiterungen“, sagt Neuhaus: „Und als Nächstes stellt sich die Frage nach dem Personal.“Das war freilich schon nach der jüngsten Ausbauoffensive bei den Kindertagesstätten so. Dort, erklärt der Sozialdezernent, sei eine Versorgungsquote von 98 Prozent erreicht, jedenfalls bei Über-Dreijährigen. Alles in allem zeigt er sich zufrieden mit dem Beschluss von Bund und Ländern: „Das ist genau der richtige Weg.“