Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Volksfeststimmung am Bavert
Die Solinger Kreismeisterschaft im Elfmeterschießen sorgt bei den 18 teilnehmenden Teams und den Zuschauern für Begeisterung.
SOLINGEN Es hatte beinahe etwas von einem Volksfest. Jedenfalls gab es eine solche Stimmung, wie bei der ersten Solinger Kreismeisterschaft im Elfmeterschießen, auf der Sportanlage am Bavert lange nicht mehr. Was sicherlich auch an den sportlichen Leistungen des ansässigen VfB in der jüngsten Vergangenheit lag, aber vielmehr einer rundum gelungenen Premiere des verrückten neuen Fußballformats zuzuschreiben war. Der von Christian Tiede ins Leben gerufene Vereinswettstreit vom Punkt begeisterte nicht nur die 18 teilnehmenden Mannschaften, sondern auch viele neugierige Zuschauer.
Und auch der Gastgeber geriet ins Schwärmen. „Ich weiß gar nicht, warum nicht vorher schon mal einer auf die Idee gekommen ist“, wunderte sich Manuel Habljak, Sportlicher Leiter des VfB, während er sich das Geschehen genüsslich vom Getränkestand aus anschaute. Dass dieser von vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen häufiger anvisiert wurde, trug sicherlich zur überragenden Stimmung bei. Jedenfalls musste sich Tiede schon zum Ende der Gruppenphase Sorgen um die Beschaffenheit der Banden machen, waren diese doch schnell als praktisches Klanginstrument ausgemacht worden. Aber, um dies vorwegzunehmen: sie hielten.
Bewusst hatte sich der Veranstalter, der sich mit dem Start-up „36feet“(übersetzt 36 Fuß, was elf Metern entspricht) selbstständig gemacht und das Elfmeterschießen irgendwann einmal bundesweit bis zu einer Deutschen Meisterschaft austragen möchte, für einen gemischten Spielplan entschieden. Soll heißen: Das Turnier der Frauen
und das der Männer wurde zeitgleich ausgetragen.
Überhaupt war das Miteinander großartig. Das stellte auch Tiede heraus, der zum krönenden Abschluss alle Mannschaften dazu aufrief, ein Spalier für die Platzierten zu bilden. „Da haben sich alle noch einmal abgeklatscht, das war super“, fand er. Gekürt wurden bei den Männern der HSV Langenfeld als Sieger, der VfL Witzhelden II als Zweiter und der Post SV als Dritter. Bei den Frauen gewann die Britannia vor dem
TSV I und dem BV Bergisch Neukirchen. Sie strichen jeweils ein Preisgeld von 500, 300 und 200 Euro ein und konnten zudem, wie alle anderen Teilnehmer des Turniers auch, einen original Derby-Star-Bundesliga-Spielball sowie sechs Kisten Bergisches Landbier einstreichen.
Was auffiel: Während der Spiele gehörten verbale Provokationen und kleine Sticheleien zum guten Ton, die aber nie die Grenze des Fair Play überschritten. Nach den jeweiligen Partien konnten alle drüber lachen. „Die Fairness untereinander war klasse“, fand Christian Tiede. Dazu gehörte auch, dass niemand den Regelpapst gab und monierte, der Torwart habe sich zu früh von der Linie bewegt. „Das war meine größte Sorge“, gab der Orgachef zu. Er war zudem erstaunt, dass alle für den Spielbetrieb genutzten Bälle wieder den Weg mit zurückfanden. Obwohl längst nicht jeder im Tor landete. . .
Gegenüber der Kreismeisterschaft in Wuppertal eine Woche zuvor fielen
0,2 Tore im Schnitt weniger. „Das würde ich mal dem Alkohol zuschreiben“, sagte Tiede lächelnd. Tatsächlich trumpfte manch ein Team nicht nur am Punkt, sondern auch am Glas auf. Dass beides ging, zeigte die Witzheldener Zweite eindrucksvoll, die in Tim Bogner einen Leistungsträger in beiden Disziplinen hatte. „So ein Turnier macht halt einfach richtig Laune“, schwärmte der ehemalige TSV-Angreifer.
Stark präsentierte sich auch die 1. Spvg. Wald 03, die trotz Spiel am nächsten Tag ihre Erste ins Rennen schickte. „Warum auch nicht?“fragte (Bier-)Kapitän Maurice Dirks, „es geht doch auch um einen guten Zweck.“Tatsächlich wurden wieder 50 Cent pro verwandeltem Elfer an die Organisation Viva con Agua gespendet. Dirks sprach zudem aus, was viele, womöglich sogar alle dachten: „Das ist schon ein geiles Event.“