Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Park-App kommt im Oktober
In Barmen startet das neue System, Elberfeld soll anschließend folgen. Die Parkgebühren könnten steigen. Die Bezahlautomaten sollen noch so lange parallel in Betrieb bleiben, wie sie mit Münzen befüllt werden.
Die Park-App für Wuppertal steht in den Startlöchern. Ab Oktober soll es möglich sein, sie für die Parkplatzsuche und das Bezahlen zu nutzen. Das teilte Stadtkämmerer Johannes Slawig auf Anfrage jetzt mit. Die Verzögerung – eigentlich sollte die App schon im Juli auf den Smartphones laufen – sei darauf zurückzuführen, dass die Vertragspartner Probleme im Zusammenhang mit der Pandemie gehabt hätten, aber auch, weil bestimmte Chips über Wochen nicht verfügbar waren. „Die Sensorik ist mittlerweile bereits in Barmen installiert, derzeit läuft die Anlernphase der künstlichen Intelligenz“, so Slawig. Die Sensorik für Elberfeld soll schnellstmöglich folgen.
Die Gesamtkosten für die App belaufen sich auf rund 55.000 Euro. Die Maßnahme wird hälftig durch das Bundesverkehrsministerium gefördert. Die Autofahrer werden somit künftig auf direktem Wege zu einem Parkplatz in der Nähe des Ziels geführt, erklärt Slawig. „Zielsetzung der Verkehrstechnik ist dabei Verkehrsreduktion und Vermeidung der entsprechenden Emissionen“, betont er. „Zusätzlich wird in diesem Zusammenhang dann auch Pay-byPhone stadtweit eingeführt, mittelfristig zunächst nur als Alternative zu den vorhandenen Parkscheinautomaten.“Wuppertal sei mit der Technik Vorreiter bei der Parkplatzversorgung. Die direkten Nachbarn seien in diesem Fahrwasser noch nicht unterwegs, so Slawig. Köln habe ein ähnliches System eingeführt – „dieses fußt allerdings auf einer elektronischen Wegweisung durch Beschilderung, somit handelt es sich um kein individuelles Routing via App wie bei uns.“
Ob die Parkgebühren in nächster Zeit steigen werden, konnte Slawig nicht verneinen. „Im Rahmen der letzten Haushaltsberatungen sind die Parkgebühren erhöht worden. Angesichts der kritischen Haushaltslage schließe ich für den nächsten Doppelhaushalt eine weitere Erhöhung nicht aus.“
Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter der Straßenverkehrstechnik in Wuppertal, teilte mit, dass die Parkscheinautomaten – parallel zur App – noch so lange stehen blieben, wie Münzen reingeworfen würden. Automaten, die Köln kürzlich entsorgt hat, habe Wuppertal übernommen. Die Sensorik, die erkennt, wo eine freie Parkfläche sei, schlage für die
beiden großen Stadtteile mit je rund einer Viertelmillion Euro zu Buche. Ob für Elberfeld das Budget ausreichend sei, um schnellstmöglich nachzuziehen, könne man angesichts ständig steigender Kosten noch nicht sagen, relativierte er. Ein Sensor kann mehrere Dutzend Parkplätze erfassen.
Sedat Ugurman (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, sieht die Vorteile einer Park-App, über die auch die Gebühr entrichtet werden kann, darin, dass passendes Münzgeld nicht verfügbar sein muss, ein Papierausdruck entfällt und Parkscheinautomaten nicht mehr erforderlich sind. „Dadurch kommt es zu Einsparungen durch den Wegfall der Unterhaltung der Geräte, der Leerung des Münzfachs und Verbuchung des Geldes“, erklärt er. Dass durch ein Aus der Automaten Bürger, Pendler oder Touristen benachteiligt sind, die kein Smartphone haben, ist für ihn vertretbar. „Die Smartphoneverbreitung in der Bevölkerung liegt bei etwa 86 Prozent, lediglich in der Alterskohorte der über 70-Jährigen bei etwa 50 Prozent“, erklärt er.
Caroline Lünenschloss, Bundestagskandidatin der CDU, ärgert sich über die bisher fehlende Flexibilität bei der Bezahlung. Die junge Politikerin, die sich zu dem Thema erst kürzlich in einer Pressemitteilung geäußert hat, sagt: „In keinem anderen Bereich erleben wir es in der Stadt, dass wir Kleingeld brauchen. Selbst das Busticket können wir per App bezahlen.“Mit einer Park-App, findet sie, könne schnell und einfach die Lebensqualität der Bürger erhöht werden: weniger Frust bei der Parkplatzsuche, weniger Knöllchen, weniger Falschparker. Lünenschloss weiß, dass in vielen Städten, auch im Umkreis von Wuppertal, ein Bezahlsystem per App bereits Normalität ist. So seien die Umsätze über die App in Mönchengladbach zwar noch gering, aber steigend.
Thomas Helbig, Geschäftsführer der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG) Barmen-Werth, begrüßt eine Park-App, von der auch Geschäfte in den Innenstädten profitieren werden. Autofahrer könnten bei Bedarf die Parkzeit verlängern, ohne vorher genau abschätzen zu müssen, wie lange sie für einen Einkauf oder ein Treffen brauchen. Unkompliziertes minutengenaues Abrechnen sollte dann möglich sein. Jedoch warnt er davor, die Kosten für die neue Technik auf die Kunden umzulegen: Die Preise sollten eher sinken. Außerdem plädiert Helbig dafür, mit umliegenden Städten zu kooperieren, sodass nicht jede Stadt ihre eigene App hat.