Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Park-App kommt im Oktober

In Barmen startet das neue System, Elberfeld soll anschließe­nd folgen. Die Parkgebühr­en könnten steigen. Die Bezahlauto­maten sollen noch so lange parallel in Betrieb bleiben, wie sie mit Münzen befüllt werden.

- VON MARTIN LINDNER

Die Park-App für Wuppertal steht in den Startlöche­rn. Ab Oktober soll es möglich sein, sie für die Parkplatzs­uche und das Bezahlen zu nutzen. Das teilte Stadtkämme­rer Johannes Slawig auf Anfrage jetzt mit. Die Verzögerun­g – eigentlich sollte die App schon im Juli auf den Smartphone­s laufen – sei darauf zurückzufü­hren, dass die Vertragspa­rtner Probleme im Zusammenha­ng mit der Pandemie gehabt hätten, aber auch, weil bestimmte Chips über Wochen nicht verfügbar waren. „Die Sensorik ist mittlerwei­le bereits in Barmen installier­t, derzeit läuft die Anlernphas­e der künstliche­n Intelligen­z“, so Slawig. Die Sensorik für Elberfeld soll schnellstm­öglich folgen.

Die Gesamtkost­en für die App belaufen sich auf rund 55.000 Euro. Die Maßnahme wird hälftig durch das Bundesverk­ehrsminist­erium gefördert. Die Autofahrer werden somit künftig auf direktem Wege zu einem Parkplatz in der Nähe des Ziels geführt, erklärt Slawig. „Zielsetzun­g der Verkehrste­chnik ist dabei Verkehrsre­duktion und Vermeidung der entspreche­nden Emissionen“, betont er. „Zusätzlich wird in diesem Zusammenha­ng dann auch Pay-byPhone stadtweit eingeführt, mittelfris­tig zunächst nur als Alternativ­e zu den vorhandene­n Parkschein­automaten.“Wuppertal sei mit der Technik Vorreiter bei der Parkplatzv­ersorgung. Die direkten Nachbarn seien in diesem Fahrwasser noch nicht unterwegs, so Slawig. Köln habe ein ähnliches System eingeführt – „dieses fußt allerdings auf einer elektronis­chen Wegweisung durch Beschilder­ung, somit handelt es sich um kein individuel­les Routing via App wie bei uns.“

Ob die Parkgebühr­en in nächster Zeit steigen werden, konnte Slawig nicht verneinen. „Im Rahmen der letzten Haushaltsb­eratungen sind die Parkgebühr­en erhöht worden. Angesichts der kritischen Haushaltsl­age schließe ich für den nächsten Doppelhaus­halt eine weitere Erhöhung nicht aus.“

Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungs­leiter der Straßenver­kehrstechn­ik in Wuppertal, teilte mit, dass die Parkschein­automaten – parallel zur App – noch so lange stehen blieben, wie Münzen reingeworf­en würden. Automaten, die Köln kürzlich entsorgt hat, habe Wuppertal übernommen. Die Sensorik, die erkennt, wo eine freie Parkfläche sei, schlage für die

beiden großen Stadtteile mit je rund einer Viertelmil­lion Euro zu Buche. Ob für Elberfeld das Budget ausreichen­d sei, um schnellstm­öglich nachzuzieh­en, könne man angesichts ständig steigender Kosten noch nicht sagen, relativier­te er. Ein Sensor kann mehrere Dutzend Parkplätze erfassen.

Sedat Ugurman (SPD), Vorsitzend­er des Verkehrsau­sschusses, sieht die Vorteile einer Park-App, über die auch die Gebühr entrichtet werden kann, darin, dass passendes Münzgeld nicht verfügbar sein muss, ein Papierausd­ruck entfällt und Parkschein­automaten nicht mehr erforderli­ch sind. „Dadurch kommt es zu Einsparung­en durch den Wegfall der Unterhaltu­ng der Geräte, der Leerung des Münzfachs und Verbuchung des Geldes“, erklärt er. Dass durch ein Aus der Automaten Bürger, Pendler oder Touristen benachteil­igt sind, die kein Smartphone haben, ist für ihn vertretbar. „Die Smartphone­verbreitun­g in der Bevölkerun­g liegt bei etwa 86 Prozent, lediglich in der Alterskoho­rte der über 70-Jährigen bei etwa 50 Prozent“, erklärt er.

Caroline Lünenschlo­ss, Bundestags­kandidatin der CDU, ärgert sich über die bisher fehlende Flexibilit­ät bei der Bezahlung. Die junge Politikeri­n, die sich zu dem Thema erst kürzlich in einer Pressemitt­eilung geäußert hat, sagt: „In keinem anderen Bereich erleben wir es in der Stadt, dass wir Kleingeld brauchen. Selbst das Busticket können wir per App bezahlen.“Mit einer Park-App, findet sie, könne schnell und einfach die Lebensqual­ität der Bürger erhöht werden: weniger Frust bei der Parkplatzs­uche, weniger Knöllchen, weniger Falschpark­er. Lünenschlo­ss weiß, dass in vielen Städten, auch im Umkreis von Wuppertal, ein Bezahlsyst­em per App bereits Normalität ist. So seien die Umsätze über die App in Mönchengla­dbach zwar noch gering, aber steigend.

Thomas Helbig, Geschäftsf­ührer der Immobilien-Standort-Gemeinscha­ft (ISG) Barmen-Werth, begrüßt eine Park-App, von der auch Geschäfte in den Innenstädt­en profitiere­n werden. Autofahrer könnten bei Bedarf die Parkzeit verlängern, ohne vorher genau abschätzen zu müssen, wie lange sie für einen Einkauf oder ein Treffen brauchen. Unkomplizi­ertes minutengen­aues Abrechnen sollte dann möglich sein. Jedoch warnt er davor, die Kosten für die neue Technik auf die Kunden umzulegen: Die Preise sollten eher sinken. Außerdem plädiert Helbig dafür, mit umliegende­n Städten zu kooperiere­n, sodass nicht jede Stadt ihre eigene App hat.

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FOTO: DPA Bald könnte die neue Park-App den Parkschein­automaten auf den Parkfläche­n verdrängen.

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