Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Warnung per Cell Broadcast bis Ende 2022

Bund und Länder betrachten das System für Handy-Warnungen bei Katastroph­en als sinnvolle Ergänzung.

- VON HOLGER MÖHLE

BONN Horst Seehofer hat es versproche­n. Bei einer nächsten Flut, die hoffentlic­h nicht kommt, sollen alle verfügbare­n „Warnmittel“bereitsteh­en – und funktionie­ren. Im Ahrtal und in anderen Regionen, wo das reißende Hochwasser Häuser zerstört und Existenzen vernichtet hat, hoffen die Menschen nun auf schnelle Wiederaufb­auhilfe und auf Hilfe zum Leben. Und auf ein funktionie­rendes Warnsystem, das die Menschen rechtzeiti­g erreicht, bevor sie sich auf die Dächer ihrer Häuser retten müssen – oder von den Fluten weggespült werden.

Bis Ende 2022 soll nun ein neuer Warnkanal in Betrieb sein, die Katastroph­enwarnung per Cell Broadcast, wie das Bonner Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK) jetzt mitteilte. Dieses System ist seit Jahren technisch möglich. Mit der verheerend­en Flut dieses Sommers ist nun aber auch der politische Wille da. Dafür änderte das Bundeskabi­nett noch im August das Telekommun­ikationsge­setz (TKG) zur Einführung von Cell Broadcast. Seehofer sagte zu diesem nächsten Warninstru­ment, über das Handynutze­r Warnmeldun­gen erhalten sollen: „Die Warnung der Bevölkerun­g muss klappen, auf allen Kanälen. Wenn man nachts geweckt wird, muss man sofort wissen, was passiert ist und wie man sich verhalten soll. Die Einführung von Cell Broadcast wird Sirenen, Apps und den Rundfunk ergänzen.“

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) hatte zum Kabinettsb­eschluss betont, mit der Änderung des Telekommun­ikationsge­setzes

entstehe „der notwendige Rahmen für die Einführung von Cell Broadcast“. Gemeinsam mit der Bundesnetz­agentur, dem Bonner BBK, dem ebenfalls in Bonn ansässigen Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik und den Mobilfunkb­etreibern arbeite man nun an den technische­n Details, damit Cell Broadcast schnell zum Einsatz komme. Künftig würden alle Mobilfunkt­eilnehmer, deren Handy in einer bestimmten Funkzelle eingewählt ist, mit einer Textnachri­cht aufs Telefon, etwa vor Starkregen oder einem drohenden Hochwasser gewarnt. Künftig soll es dann möglich sein, über das vom BBK betriebene „Modulare Warnsystem“auch Cell-Broadcast-Warnungen auszulösen.

Bund und Länder sind gerade dabei, als Reaktion auf das verheerend­e Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen den Warnmittel­mix in Deutschlan­d zu ergänzen (durch Cell Broadcast) beziehungs­weise altbewährt­e Warninstru­mente wie die Sirenen, die teilweise abgebaut wurden, wieder zu aktivieren. So fördert der Bund den Ausbau des Sirenennet­zes in Deutschlan­d mit insgesamt rund 90 Millionen Euro. Analoge Warnungen über Sirenen, digitale Warnmeldun­gen über den Rundfunk oder entspreche­nde Warn-Apps sowie das Cell Broadcast sollen die Bevölkerun­g dann so rechtzeiti­g informiere­n, dass sich Menschen in bedrohten Regionen in Sicherheit bringen können. BBK-Präsident Armin Schuster hatte bereits wenige Monate nach seinem Amtsantrit­t in Bonn die Einführung von Cell Broadcast in einem Punkteplan vorgeschla­gen.

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FOTO: ROESSLER/DPA Die Hochwasser­katastroph­e im Juli, im Bild eine zerstörte Brücke in Ahrweiler, gab den letzten Ausschlag für die Warnung per Cell Broadcast.

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