Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Keine freie Fahrt auf den Rathausplatz
Der Antrag einer Gaststätte auf eine Öffnung des Platzes für Taxis lenkt den Blick auf Probleme und Potenziale der Freifläche zwischen Allee-Center und dem denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude.
INNENSTADT Die Wagen der Marktbeschicker, die zweimal in der Woche hier ihre Stände aufbauen, sind die Ausnahme. Ansonsten ist der Platz vor dem denkmalgeschützten Rathaus nur für Fußgänger gewidmet und damit freigegeben. So hat es der Rat vor fast 30 Jahren einstimmig entschieden.
Mit der Realität hat das aber nur noch wenig zu tun. Spätestens seitdem die Schranke in Höhe der heutigen Barista-Gastronomie, die die Zufahrt zum Platz regelte, kaputt ging und aus Kostengründen nicht ersetzt wurde, wird der Platz immer häufiger von Autofahrern benutzt. Väter fahren quer über den Platz, um ihre Familie an der Treppe zum Eingang des Allee-Centers abzuholen. Vespa-Fahrer nutzen die große Fläche um die Ampeln im Bereich Hochstraße zu umfahren. Bei Hochzeiten im Standesamt wird mit mehreren Fahrzeugen bis zur Rathaustreppe vorgefahren.
„Erlaubt ist das nur für das Fahrzeug des Brautpaars“sagte Ordnungsamtsleiter
Jürgen Beckmann im Gespräch mit der Redaktion. Wenn seine Mitarbeiter die Hochzeitgesellschaften auf Verstöße hinweisen, sei der Ärger groß. Motto: Wie können sie diesen schönen Tag ruinieren? Wenig Einsicht erlebt die Ordnungsbehörde auch bei Kontrollen im Zufahrtsbereich. Er ist verkehrsberuhigter Fußgängerbereich, wo offiziell nur Schritt gefahren werden darf. Auch hier hat der Verkehr zugenommen, Sperrflächen werden regelmäßig zugeparkt. „Ich würde den Platz gerne abpollern“, berichtete Beckmann am Dienstagabend in der Sitzung Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Dem Stadtteil-Parlament lag in der Einwohnerfragestunde der Wunsch der Gaststätte „Grüne Gans“vor, Taxis künftig das Befahren des Rathausplatzes zu erlauben, damit die Fahrer die Gäste direkt an der Kneipe einsteigen lassen können. Als Grund wird angeführt, dass die zum Teil älteren Gäste beim Weg zum gut 100 Meter entfernten Halteplatz von Menschen belästigt werden, die sie um Geld oder Zigaretten anschnorren.
Auch sei es in der dunklen Jahreszeit unangenehm, alleine über den Rathausplatz zu gehen.
Ein Vorschlag, für den sich bis auf die CDU keine Fraktion erwärmen konnte. Der Fußweg zum Taxiplatz an der Seite des Rathauses sei „zumutbar“, sagte Beatrice Schlieper (Grüne). Zudem sei mit dem Taxistand am Teo Otto Theater ein zweiter Ort vorhanden, der noch näher an der Gaststätte liege und über den Durchgang am Allee-Center rund um die Uhr zur Verfügung stehe. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei“, sagte Bezirksbürgermeister Otto Mähler (SPD). Ihn erreichen vermehrt Beschwerden über Autofahrer, die unerlaubt auf den Platz fahren. Das berge Gefahren, denn die Fläche rund um den Löwen wird gerade in der warmen Jahreszeit von Kindern zum Spielen und Rollerfahren genutzt. Mähler erinnerte daran, dass es immer wieder Vorstöße gegeben habe, die Zufahrt zum Platz über Poller zu steuern. „Wir sollten im Auge behalten, wie wir den Platz beleben“, erinnerte er daran, dass die Steigerung der Aufenthaltsqualität auf dem Rathausplatz mal auf der Projekt-Liste für den Stadtumbau Innenstadt gestanden habe. Dort stehe es immer noch, sagte Stadtplanerin Christina Kutschaty. Es sei nur in der Abfolge „nach hinten gestellt“worden.
Beatrice Schlieper bedankte sich bei den Antragstellern, weil sie das Augenmerk der Politik auf die Frage gelenkt haben, wie man die Potenziale des Platzes besser heben könne. Sie schlug vor, in einer Arbeitsgruppe gemeinsam nach Ideen zu suchen.