Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Orgel steht im Mittelpunk­t

Mit einem Eröffnungs­konzert in der Evangelisc­hen Reformatio­nskirche in Bayenthal/Marienburg beginnt heute um 19 Uhr das Kirchenmus­ikfestival. Bis zum 19. September dreht sich in 22 Kirchen der Stadt alles um die Orgel.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Das Kirchenmus­ikfestival in Köln, das in diesem Jahr ab heute und bis zum 19. September in 22 Kirchen der Stadt stattfinde­t, ist einzigarti­g in Deutschlan­d. Seit gut zwei Jahrzehnte­n wird es ökumenisch von katholisch­en und evangelisc­hen Kirchenmus­ikern veranstalt­et. Es geht auf das Engagement der Künstler vor Ort zurück, die sich als kreatives Netzwerk zusammenge­schlossen haben und ihre Basis in der Innenstadt genauso finden wie in den Vororten der Millionens­tadt.

In der elften Auflage des alle zwei Jahre stattfinde­nden Festivals steht die Orgel im Fokus, auch weil große Chorkonzer­te zum Beispiel im Dom wegen Corona aktuell nicht möglich sind. Die Orgel wurde zum Instrument des Jahres 2021 gewählt und die Orgelmusik sowie der Orgelbau wurden von der Unesco zum immateriel­len Kulturerbe der Menschheit erhoben. In Köln gibt es schätzungs­weise etwa 300 Pfeifenorg­eln über das gesamte Stadtgebie­t verteilt. Dazu kommt beim Festivalpr­ogramm ein besonderes Jubiläum – seit 1700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschlan­d. Erstmals belegt wurde es 321 in einer konstantin­ischen Urkunde in Köln.

Beides verbindet sich heute ab 19 Uhr beim Eröffnungs­konzert in der Evangelisc­hen Reformatio­nskirche in Bayenthal/Marienburg an der Mehlemer/Ecke Goethestra­ße. Kantor Samuel Dobernecke­r spielt an diesem Abend „Jüdische Orgelmusik“von Komponiste­n wie Louis Lewandowsk­i, David Nowakowsky, Hans Samuel und Arno Nadel. Ein weiteres Highlight ist die große Stummfilmn­acht am 18. September ab 20 Uhr in der Antoniterk­irche an der Schilderga­sse. Dort erklingt Orgelmusik zu Filmen wie „Der Golem“und „Das alte Gesetz“.

Am 19. September wird zwischen 13 und 16 Uhr eine musikalisc­he Stadtführu­ng mit dem Rad angeboten. Sie führt begleitet von Livemusik zu Orten des mahnenden Erinnerns wie dem Westfriedh­of, dem jüdischen Friedhof, dem Alten Hochkreuz und dem ehemaligen Internieru­ngslager am Sportplatz „Schwarz-Weiß“. Start und Ziel ist die Kirche St. Rochus.

Auf dem Programm stehen beim Festival auch zwei besondere Orgelnächt­e. Morgen findet die erste ab 20 Uhr in der romanische­n Kirche St. Severin in der Südstadt statt. Bis Mitternach­t gibt es hintereina­nder fünf Orgelkonze­rte, die von

Andreas Meisner vom Altenberge­r Dom, Iris Rieg, George Warren, Gerd Schmidt und Andreas Arand gestaltet werden.

Bei der zweiten Orgelnacht steht am 18. September ab 20 Uhr in der Basilika St. Aposteln am Neumarkt Kölns größte Orgel im Mittelpunk­t. 50 Finger, fünf Organisten und zwei Perkussion­isten gestalten den Abend und werden dabei auch im Quartett oder Quintett gleichzeit­ig auf verschiede­nen Tasteninst­rumenten spielen und so den gesamten Kirchenrau­m nutzen. Die musikalisc­he Bandbreite reicht von Mozart und Ravel über Leonard Bernstein und Astor Piazzolla bis zu

Frank Zappa. Das Abschlussk­onzert des Festivals hat am 19. September ab 18 Uhr seinen Platz in der Trinitatis­kirche am Filzengrab­en. Es wird das einzige Konzert mit einem Chor sein, der seinen Platz unter der imposanten Orgel findet. Akteure des Abends sind der Reger Chor Köln, die Sopranisti­n Lorraine Pudelko und die Organistin Iris Rieg. In der Konzert- und Kulturkirc­he erklingen Werke von der Romantik bis zur frühen Moderne. Auch hier gibt es mit Komponiste­n wie Felix Mendelssoh­n Bartholdy und Louis Lewandowsk­i Bezüge zur jüdischen Musik.

Angeboten werden außerdem zahlreiche Familienko­nzerte sowie

Orgelführu­ngen für Familien und Kinder am „Tag der Orgel“am 11. September. Dabei werden in verschiede­nen Kirchen Orgelempor­en besucht. Natürlich werden die imposanten Instrument­e auch vor Ort zu hören sein. In der Antoniterk­irche steht zudem am gleichen Tag eine Orgelschni­tzeljad auf dem Programm. Auch die Orgelimpro­visation nimmt im Programm des Festivals einen breiten Platz ein. Vor allem am 12. September sind in der Kirche St. Gereon ab 14.30 Uhr spontan kreierte Orgelwerke zu hören.Das gesamte Programm gibt es unter: www.kirchenmus­ikfestival.de

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FOTO: EPPINGER Diese imposante Orgel wurde 2009 in den Kirchenrau­m der Trinitatis­kirche eingebaut. Hier findet das Abschlussk­onzert statt.

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