Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Berufskolleg beeindruckt Bundespolitiker
Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP im Deutschen Bundestag, Reinhard Houben, war zu Besuch in der SchlossStadt. Vor Ort informierte er sich über das Hückeswagener Berufskolleg und schaute sich die Firma Recknagel an.
HÜCKESWAGEN Sichtlich beeindruckt war Reinhard Houben, seines Zeichens wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, nachdem er das Hückeswagener Berufskolleg am Mittwochvormittag besucht hatte. „Es ist ein motivierendes und beeindruckendes Modell, das sie hier haben. Vor allem deswegen, weil es nach dem Prinzip ‚Erfolg durch Leistung‘ funktioniert“, sagte das liberale Bundestagsmitglied.
Zuvor hatten Berufskollegsleiter Gunnar Mühlenstädt, sein Stellvertreter Heinz Dörpinghaus und der Hückeswagener Unternehmer Peter Recknagel dem Besuch aus Berlin sowie der FDP-Kreistagsabgeordneten Ina Albowitz, dem Hückeswagner FDP-Fraktionschef Jörg von Polheim und weiteren Vertretern der liberalen Partei die private Berufsschule nähergebracht.
Zunächst zeigte Mühlenstädt den Gästen die Räume im ehemaligen Marienhospital. „Es ist schön, dass viel von diesem alten Gebäude genutzt werden kann“, sagte der FDP-Politiker. Er selbst könne sich schon rein beruflich gut in die Thematik rund um Ausbildung und Berufsschule einfühlen. „Ich bin selbst Unternehmer, habe ein Handelsunternehmen in Köln mit 15 Mitarbeitern – mein Sohn ist schon in der dritten Generation im Betrieb tätig“, sagte Houben. Er erkundigte sich nach der Gründung und der ersten Zeit des Berufskollegs, das vor elf Jahren unter anderem von Harald Pflitsch und fünf anderen Unternehmen als Gesellschafter gegründet wurde. Dabei berichtete vor allem Unternehmer Recknagel aus der damaligen Zeit. „Wir merkten, dass es zwischen Berufsschulen und Azubis damals nicht so einfach war
– es lief nicht unbedingt zu unserer Zufriedenheit ab“, sagte Recknagel. Die Idee sei dann gewesen, eine eigene Berufsschule direkt vor Ort zu gründen. Man habe damals durchaus die eine oder andere Hürde aus dem Weg räumen müssen. „Vor allem bei den anderen Berufsschulen kam das zunächst nicht so gut an. Aber zum Glück hatten wir mit Dieter Schruff, dem ehemaligen Leiter der Realschule in Hückeswagen, einen sehr guten Schulleiter gewinnen können“, sagte der Unternehmer. Auch die Stadt sei glücklich über die Nutzung des weitgehend leerstehenden ehemaligen Hospitals gewesen. „Und dass es künftig am Ort eine eigene Berufsschule geben würde, hat man natürlich auch gerne gesehen“, sagte Recknagel. Mühlenstädt machte die großen Vorteile der privaten Schule gegenüber regulärer Berufskollegs deutlich. „Wir haben ein sehr engagiertes Kollegium, das auch länger als nötig arbeitet. Wir konnten während der ganzen bisherigen – und auch künftigen – Corona-Pandemie garantieren, dass keine einzige Stunde Unterricht ausfallen musste“, sagte Mühlenstädt. Wie man
das denn geschafft habe, wollte der Gast aus Berlin wissen. „Zum einen eben durch unsere Kolleginnen und Kollegen, aber auch durch unseren großen Vorsprung bei der Digitalisierung, den wir bereits vor Corona in die Wege geleitet haben“, sagte der Schulleiter. Auch künftig wolle man, wenn es nach seinem Wunsch
gehe, „das Beste aus beiden Unterrichtswelten“mitnehmen, ergänzte Mühlenstädt. Das sei derzeit aber politisch – noch – nicht gewünscht. „Wir hoffen da aber auf anderweitige Entscheidungen aus der Politik“, sagte der Schulleiter. Zu Beginn, vor elf Jahren, habe in gewisser Weise noch ein Elite-Gedanke im Berufskolleg
vorgeherrscht, sagte Recknagel. „Das hat mir aber persönlich nie so wirklich gut gefallen. Denn wir müssen doch mit den Auszubildenden arbeiten, die da sind – auch aus diesem Grund bin ich sehr froh, dass es jetzt auch die nur zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik gibt“, sagte der Unternehmer. Das würde eher der Lebensrealität für viele junge Menschen entsprechen. „Darauf kann man immer noch aufbauen, aber als Einstieg ins Berufsleben ist es auch für junge Menschen eine Möglichkeit, die vielleicht den komplexeren Anforderungen an den Zerspanungsoder Industriemechaniker nicht direkt gewachsen sind“, sagte Mühlenstädt.
Im Anschluss an den Besuch des Berufskollegs, fuhr die FDP-Delegation noch weiter zum Betriebsrundgang bei der Firma Recknagel an der Stahlschmidtsbrücke.