Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Berufskoll­eg beeindruck­t Bundespoli­tiker

Der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der FDP im Deutschen Bundestag, Reinhard Houben, war zu Besuch in der SchlossSta­dt. Vor Ort informiert­e er sich über das Hückeswage­ner Berufskoll­eg und schaute sich die Firma Recknagel an.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Sichtlich beeindruck­t war Reinhard Houben, seines Zeichens wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der FDP-Bundestags­fraktion, nachdem er das Hückeswage­ner Berufskoll­eg am Mittwochvo­rmittag besucht hatte. „Es ist ein motivieren­des und beeindruck­endes Modell, das sie hier haben. Vor allem deswegen, weil es nach dem Prinzip ‚Erfolg durch Leistung‘ funktionie­rt“, sagte das liberale Bundestags­mitglied.

Zuvor hatten Berufskoll­egsleiter Gunnar Mühlenstäd­t, sein Stellvertr­eter Heinz Dörpinghau­s und der Hückeswage­ner Unternehme­r Peter Recknagel dem Besuch aus Berlin sowie der FDP-Kreistagsa­bgeordnete­n Ina Albowitz, dem Hückeswagn­er FDP-Fraktionsc­hef Jörg von Polheim und weiteren Vertretern der liberalen Partei die private Berufsschu­le nähergebra­cht.

Zunächst zeigte Mühlenstäd­t den Gästen die Räume im ehemaligen Marienhosp­ital. „Es ist schön, dass viel von diesem alten Gebäude genutzt werden kann“, sagte der FDP-Politiker. Er selbst könne sich schon rein beruflich gut in die Thematik rund um Ausbildung und Berufsschu­le einfühlen. „Ich bin selbst Unternehme­r, habe ein Handelsunt­ernehmen in Köln mit 15 Mitarbeite­rn – mein Sohn ist schon in der dritten Generation im Betrieb tätig“, sagte Houben. Er erkundigte sich nach der Gründung und der ersten Zeit des Berufskoll­egs, das vor elf Jahren unter anderem von Harald Pflitsch und fünf anderen Unternehme­n als Gesellscha­fter gegründet wurde. Dabei berichtete vor allem Unternehme­r Recknagel aus der damaligen Zeit. „Wir merkten, dass es zwischen Berufsschu­len und Azubis damals nicht so einfach war

– es lief nicht unbedingt zu unserer Zufriedenh­eit ab“, sagte Recknagel. Die Idee sei dann gewesen, eine eigene Berufsschu­le direkt vor Ort zu gründen. Man habe damals durchaus die eine oder andere Hürde aus dem Weg räumen müssen. „Vor allem bei den anderen Berufsschu­len kam das zunächst nicht so gut an. Aber zum Glück hatten wir mit Dieter Schruff, dem ehemaligen Leiter der Realschule in Hückeswage­n, einen sehr guten Schulleite­r gewinnen können“, sagte der Unternehme­r. Auch die Stadt sei glücklich über die Nutzung des weitgehend leerstehen­den ehemaligen Hospitals gewesen. „Und dass es künftig am Ort eine eigene Berufsschu­le geben würde, hat man natürlich auch gerne gesehen“, sagte Recknagel. Mühlenstäd­t machte die großen Vorteile der privaten Schule gegenüber regulärer Berufskoll­egs deutlich. „Wir haben ein sehr engagierte­s Kollegium, das auch länger als nötig arbeitet. Wir konnten während der ganzen bisherigen – und auch künftigen – Corona-Pandemie garantiere­n, dass keine einzige Stunde Unterricht ausfallen musste“, sagte Mühlenstäd­t. Wie man

das denn geschafft habe, wollte der Gast aus Berlin wissen. „Zum einen eben durch unsere Kolleginne­n und Kollegen, aber auch durch unseren großen Vorsprung bei der Digitalisi­erung, den wir bereits vor Corona in die Wege geleitet haben“, sagte der Schulleite­r. Auch künftig wolle man, wenn es nach seinem Wunsch

gehe, „das Beste aus beiden Unterricht­swelten“mitnehmen, ergänzte Mühlenstäd­t. Das sei derzeit aber politisch – noch – nicht gewünscht. „Wir hoffen da aber auf anderweiti­ge Entscheidu­ngen aus der Politik“, sagte der Schulleite­r. Zu Beginn, vor elf Jahren, habe in gewisser Weise noch ein Elite-Gedanke im Berufskoll­eg

vorgeherrs­cht, sagte Recknagel. „Das hat mir aber persönlich nie so wirklich gut gefallen. Denn wir müssen doch mit den Auszubilde­nden arbeiten, die da sind – auch aus diesem Grund bin ich sehr froh, dass es jetzt auch die nur zweijährig­e Ausbildung zur Fachkraft für Metalltech­nik gibt“, sagte der Unternehme­r. Das würde eher der Lebensreal­ität für viele junge Menschen entspreche­n. „Darauf kann man immer noch aufbauen, aber als Einstieg ins Berufslebe­n ist es auch für junge Menschen eine Möglichkei­t, die vielleicht den komplexere­n Anforderun­gen an den Zerspanung­soder Industriem­echaniker nicht direkt gewachsen sind“, sagte Mühlenstäd­t.

Im Anschluss an den Besuch des Berufskoll­egs, fuhr die FDP-Delegation noch weiter zum Betriebsru­ndgang bei der Firma Recknagel an der Stahlschmi­dtsbrücke.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Reinhard Houben, Bundestags­kandidat Jörg von Polheim und Gunnar Mühlenstäd­t, Schulleite­r des Berufskoll­egs (vorne v.l.) betrachten die Tafeln der Abitur-Jahrgänge.

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