Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Positive Lolli-Tests an Grundschulen
Gleich nach den Sommerferien mussten die ersten Grundschüler wieder in den Distanzunterricht. Es gab positive Ergebnisse bei den Lolli-Tests und massive Probleme bei den Einzeltests. Wir haben uns in den Schulen umgehört.
Gleich nach den Sommerferien mussten die ersten Grundschüler wieder in den Distanzunterricht. Es gab Probleme bei den Einzeltests.
HÜCKESWAGEN Auch im neuen Schuljahr wird in den Schulen wieder flächendeckend auf das CoronaVirus getestet. Schon seit dem 10. Mai wurde an den Grund- und Förderschulen der häusliche Selbsttest durch die sogenannten Lolli-Tests abgelöst. Die anonyme Pooltestung bietet größtmögliche Sicherheit, stellt die Schulen aber auch vor große Herausforderungen. Deutlich wurde das direkt nach dem Ende der Sommerferien, als es in zwei Klassen der Grundschule Wiehagen wie auch in einer Klasse der LöwenGrundschule erstmals zu positiven Testergebnissen kam.
In diesem Fall müssen die Eltern Einzeltests ihrer Kinder nachreichen. „Bei uns war das direkt zur Einschulung der Erstklässler – ein Tag, der eh schon aufregend ist“, berichtete Claudia Sträter, Rektorin der Löwen-Grundschule an der Kölner Straße. Der Pooltest war an einem Mittwoch. „An dem Donnerstag mussten die Eltern dann die Einzelproben in die Schule bringen“, erklärte die Schulleiterin. Bis auf das betroffene Kind, das keine Sitznachbarn hatte, durfte die restliche Klasse dann schon am Freitag wieder zur Schule kommen. „Das hat funktioniert, aber wir müssen vorher alles beim Gesundheitsamt erfragen“, fügt Claudia Sträter hinzu.
Nicht ganz so glatt lief es in der Grundschule Wiehagen, wo die beiden betroffenen Klassen gleich drei oder vier Tage in häusliche Isolation mussten. „Das lag aber nur daran, da alle von den Eltern eingereichten Einzeltests negativ waren“, sagte Schulleiterin Claudia Paradies. Dieser Umstand hatte nicht nur die Eltern vor Probleme gestellt, die ihre Arbeitgeber informieren und eine Betreuung für ihr Kind organisieren mussten, sondern auch die Lehrer. „Wir haben gefühlt rund um die Uhr gearbeitet“, berichtete Paradies, die dankbar für eine einheitliche Regelung in so einem Fall wäre. „Wir möchten ja die Schule so lange wie möglich offenhalten, auch wenn die Inzidenzzahlen hoch sind“, betont Paradies. Stattdessen mussten die Lehrer nur wenige Tage nach Beginn des Schuljahres von jetzt auf gleich in den Distanzunterricht wechseln und die Schüler mit Aufgaben versorgen. Dabei sei die soziale Begegnung im Präsenzunterricht überaus wichtig für die Kinder.
Es gibt gleich mehrere Faktoren, die die Rückkehr in den Präsenzunterricht nach einer positiven Pooltestung verzögern können. Eine große Fehlerquelle sind die Einzeltests für zu Hause. Daher hat die Grundschule Wiehagen eine sehr detaillierte Information für die Eltern erstellt, die auch auf der Internetseite einzusehen ist. So müssen die Teströhrchen zunächst von den Eltern
registriert werden – nur so erhalten sie im Anschluss die Mitteilung vom Labor. „Wichtig ist dabei die Angabe der Handynummer und die Erreichbarkeit. Fehlerhafte oder fehlende Registrierungen führen zu unnötigen Verzögerungen und Nachtestungen“, heißt es in dem Schreiben. Zudem müssen die Einzeltests pünktlich zwischen 8.05 bis 8.30 Uhr auf dem Schulhof abgegeben werden, da sie von einem Kurier abgeholt werden. Das Ergebnis vom Labor erhalten die Eltern, die dann umgehend die Klassenlehrerin des Kindes informieren müssen. Sollte ein Elternteil nicht erreichbar sein, ein Test zu spät abgegeben werden oder auch die Lehrerin nicht zeitnah informiert werden, verzögert sich der gesamte Ablauf. Denn, wie Claudia Paradies betont: „Eine automatische Befundübermittlung an die Schulen erfolgt bei den Einzeltestungen nicht.“
Für die Schulen ist das mit viel Aufwand verbunden. „Wir stehen unter Beschuss, müssen Rede und Antwort stehen“, sagt Paradies. Ob und wann die Kinder wieder in die Schule dürfen, bestimme jedoch nicht die Schule, sondern das Gesundheitsamt.
„Wir geben hier alles, wie auch alle anderen Schulen“, sagt die Schulleiterin.
Verschont von diesem nervenaufreibenden Szenario blieb bislang die Erich-Kästner-Förderschule. „Wir hatten bis jetzt kein positives Ergebnis“, berichtet Konrektorin Stephanie Langmesser. Da die Förderschule Nordkreis als Verbundschule zwei Standorte hat (Hückeswagen und Radevormwald), werden die Pooltests auch von zwei unterschiedlichen Laboren mit verschiedenen Vorgehensweisen ausgewertet. „Die Kommunikation klappt, und wir sind sehr gut darauf eingestellt“, sagt die Konrektorin. Das Warten auf die Laborbefunde sei jedoch immer eine Zitterpartie. Sollten die Ergebnisse nicht mehr am Abend bis 22 Uhr eintreffen, so würde die Schulleitung die Handys gegen 5 Uhr am Morgen kontrollieren, damit auch die Lehrer, die von weiter her kommen, rechtzeitig informiert werden können. „Sie müssen das sehr früh wissen, denn wenn ein Ergebnis positiv ist, dürfen Schüler und Lehrer am nächsten Tag nicht mehr in die Schule kommen,“betont Stephanie Langmesser. Die Dauerbereitschaft hinterlässt ihre Spuren. „Wir sind froh, wenn wir freitags früher ins Bett können und nicht auf das Ergebnis warten müssen“, gesteht sie und lacht.