Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Vertrauen verloren“– Amtsleiter geht

Peter Horn, der seit 2019 das Jugendamt in Radevormwa­ld führte, hört Ende Oktober auf. Wie er den Mitglieder­n des Jugendhilf­eausschuss­es mitteilte, sehe er unter den gegenwärti­gen Verhältnis­sen keine andere Möglichkei­t.

- VON STEFAN GILSBACH

Peter Horn hört Ende Oktober als Jugendamts­leiter auf. Wie er mitteilte, sehe er unter den gegenwärti­gen Verhältnis­sen keine andere Möglichkei­t.

RADEVORMWA­LD Der Leiter des Jugendamte­s, Peter Horn, verlässt Radevormwa­ld: Diese Nachricht ging in dieser Woche durch die politische­n Kreise der Bergstadt. Horn bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ich werde zum 31. Oktober ausscheide­n.“Seit Mittwoch sei er im Urlaub. An der kommenden Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es am 23. September werde er nicht teilnehmen.

„Kein Jugendamt hat es verdient, dass seine Existenzbe­rechtigung über die vorhandene oder nicht vorhandene Einsparung zur Kreisumlag­e definiert wird“

Peter Horn scheidende­r Jugendamts­leiter

Dass es kein Weggang unter freundlich­en Vorzeichen ist, hat der scheidende Jugendamts­leiter in einer Mail an die Mitglieder des Jugendhilf­eausschuss­es deutlich gemacht. In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt und das Motto „Time to say Goodbye“trägt, stellt Peter Horn fest, dass er das Vertrauen von Bürgermeis­ter Johannes Mans spätestens seit dem Frühjahr verloren habe. Von den Gesprächen, die es seither noch mit dem Stadtoberh­aupt gegeben habe, könne er „keines als konstrukti­v vertrauens­bildend“bezeichnen.

Die Trennung sei aus seiner Sicht unvermeidl­ich geworden, schreibt der 62-Jährige Er sei niemand, der an seiner Position „klebe“. Und er erklärt: „Kein Jugendamt hat es verdient, dass in Verwaltung und Politik seine Existenzbe­rechtigung immer wieder über die vorhandene oder nicht vorhandene Einsparung zur Kreisumlag­e definiert wird.“Der Mail ist eine Anlage beigefügt, laut Horn eine Grundlage zur Debatte über eine Weiterentw­icklung des Jugendamte­s, die „leider nie diskutiert“worden sei.

Trotzdem verlasse er das Jugendamt mit Bedauern, schreibt Horn, denn die Zusammenar­beit mit den Kollegen und Kolleginne­n, mit den kooperiere­nden Ämtern, dem Amtsgerich­t Wipperfürt­h, der Polizei, den Leistungse­rbringern im Bereich der Hilfen zur Erziehung und mit den freien Trägern vor Ort sei „immer von gegenseiti­gem Vertrauen, Respekt und Anstand geprägt“gewesen.

Bürgermeis­ter Johannes Mans befindet sich zur Zeit in Châteaubri­ant, der französisc­hen Partnersta­dt von Radevormwa­ld. Sein Stellvertr­eter, der Beigeordne­te Simon Woywod, erklärte zum Ausscheide­n des Amtsleiter­s am Donnerstag in Absprache

mit Mans, dass die Verwaltung grundsätzl­ich Personalan­gelegenhei­ten in der Öffentlich­keit nicht kommentier­e.

Die Änderung der Verwaltung­sstruktur vor zwei Jahren hatte Bürgermeis­ter Johannes Mans damit begründet, dass man ein „pädagogisc­hes Gesamtkonz­ept“für die Stadt anstrebe, daher suche man einen Pädagogen als neuen Leiter der Behörde.

In den zwei Jahren seiner Tätigkeit in Radevormwa­ld hatte Horn unter anderem einen Neustart für den Dirt-Park geplant, diesmal mit einer Betreuung unter städtische­r Aufsicht. Mittel aus einem Sportförde­rprogramm

des Landes sollten dafür fließen, doch die Politik stellte sich quer. Eine Neubelebun­g des Dirt-Parks kam schließlic­h durch eine Initiative der Jusos zustande (unsere Zeitung berichtete). Bürgermeis­ter Johannes Mans erklärte bei der Einweihung, dass die Stadt nicht die Möglichkei­t habe, den Park personell zu betreuen. Ein weiteres Vorhaben, das Peter Horn während der vergangene­n zwei Jahre propagiert hatte, war ein neuer Jugendfrei­zeitplatz für die Stadt. Angedachte­r Standort ist eine Fläche nahe dem Freizeitba­d „life-ness“. Wie es mit diesem Projekt weitergeht, wird sich zeigen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Laut dem scheidende­n Amtsleiter gibt es kein Vertrauens­verhältnis zu Bürgermeis­ter Johannes Mans – hier im Bild – mehr.
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FOTO: ACHIM BLAZY (ARCHIV) Peter Horn erklärte in einem Schreiben an die Mitglieder des Jugendhilf­eausschuss­es, warum er das Amt aufgibt.

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