Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Als die Guillotine zum letzten Mal fiel
Die Guillotine wurde ursprünglich aus humanitären
Gründen erfunden. Der Arzt
Joseph-Ignac Guillotin hatte die
Einführung angeregt, um andere, quälendere Methoden des Tötens zu ersetzen. Die Forderung des Mediziners wurde von dem berühmten Pariser Scharfrichter Charles Henri Sanson unterstützt. Dass man das Gerät gleich nach ihm benannte, soll dem Arzt Guillotin allerdings sein Leben lang missfallen haben. Seine Nachfahren änderten später ihren Namen. Die Guillotine wird, obwohl sie auch in anderen Ländern genutzt wurde, wohl immer mit Frankreich verbunden bleiben: Dort kam sie vor allem während der Französischen Revolution und den folgenden Jahren des Terrors massenhaft zum Einsatz. Und dort wurde sie im 20. Jahrhundert auch zum letzten Mal verwendet. Der letzte Mensch, der unter der Guillotine starb, war ein Mann aus Marseille. Hamida Djandoubi hatte seine 21-jährige Ex-Freundin entführt, gefoltert und ermordet, nachdem sie ihn bei der Polizei angezeigt hatte. Djandoubi war von einem Gericht zum Tode verurteilt worden. Im September 1977 bat er in einem Gnadengesuch den Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing um Umwandlung seiner Strafe in lebenslange Haft. Der Staatschef, der als Gegner der Todesstrafe galt und Begnadigungen in der Vergangenheit häufig ausgesprochen hatte, lehnte in diesem Fall ab. Am frühen Morgen des 10. September 1977 wurde Djandoubi im Gefängnis von Marseille hingerichtet. Es war der letzte bekannte Einsatz einer Guillotine weltweit. Djandoubi war zudem der letzte Mensch in Westeuropa, an dem die Todesstrafe vollstreckt wurde. 1981 schaffte Frankreich diese Form der Bestrafung ab.