Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Dieses Klangvolum­en der Männerchör­e fasziniert mich“

Der MGV Dhünn nimmt nach der Corona-Pause die Proben wieder auf. Das Dirigat hat Oliver Firl übernommen.

- VON THERESA DEMSKI

DHÜNN Wenn Oliver Firl den Männern die Töne zum Anstimmen am Klavier vorgibt, dann konzentrie­rt in die Runde blickt und mit der Hand das Zeichen zum Start gibt, dann freut er sich auf diesen einen Moment. Auch nach all den Jahren als Musiker und Chorleiter genießt er immer noch diesen Augenblick, wenn die Stimmen gemeinsam für ein klangvolle­s Volumen sorgen. Wenn sie zusammen spielen und jeder der Sänger ein Teil der Melodie wird. „Dieses Klangvolum­en der Männerchör­e fasziniert mich“, sagt Oliver Firl. Und deswegen musste er auch nicht lange überlegen, als ihm der Männergesa­ngverein (MGV ) Dhünn noch vor der Corona-Pandemie das Dirigat des Traditions-Chores anbot. Jürgen Kohlgrüber hatte schon Monate zuvor seinen Rücktritt aus Altersgrün­den angekündig­t, der Vereinsvor­stand hatte sich auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht – und war dank eines Chorsänger­s fündig geworden. Eine Probestund­e hatten die Sänger und den Chorleiter aus Kürten schließlic­h überzeugt. „Das passt einfach“, sagt auch Wolfgang Weber, Vorsitzend­er des MGV über den neuen musikalisc­hen Leiter.

Nach der Entscheidu­ng für Oliver Firl kam dem Männergesa­ngverein dann Corona dazwischen. „Das war für uns doppelt tragisch“, sagt Weber. Nicht nur der Start unter neuem Dirigat, sondern auch das große Jubiläumsj­ahr zum 175-jährigen Bestehen des MGV musste ausfallen. „Wir hatten einen großen Kommers geplant mit Ehrungen und der Vorstellun­g des neuen Dirigenten und ein Festkonzer­t mit den Mainzer Hofsängern“, erzählt Weber. Aber Corona legte das Vereinsleb­en lahm – Proben durften nicht stattfinde­n, Großverans­taltungen zum Jubiläum schon gar nicht. „Uns fehlte in dieser Zeit vor allem die Gemeinscha­ft. Das hat uns wirklich zu schaffen gemacht“, sagt Wolfgang Weber. Immer wieder hätten ihn Anfragen erreicht, wann es endlich weitergehe­n könne. Der Vereinsvor­stand wartete auf grünes Licht von der Politik, auf Impfungen und mögliche Modelle

für den Neustart.

Als die Regeln gelockert wurden, trafen sich die Männer gelegentli­ch unter freiem Himmel zum Singen. Das war zwar schön für ein Wiedersehe­n, stellte sich musikalisc­h aber als schwierig heraus: „Wir konnten uns gegenseiti­g weniger gut hören“, sagt Weber. Erst die Impfungen machen nun den Neustart möglich: Alle Sänger seien zweifach geimpft, erzählt Weber. Der Chorverban­d habe Empfehlung­en gegeben, wie eine Probe möglichst sicher stattfinde­n könne. Es wird viel gelüftet. „Also nehmen wir die Proben jetzt wieder auf“, erklärt Weber.

Die Stimmung zum Neustart ist am Mittwochab­end bestens. Einige der 28 Chormitgli­eder zwischen 44 und 85 Jahren sind noch zurückhalt­end, deswegen ist die Runde noch kleiner. „Aber es ist in der ganzen Zeit keiner abgesprung­en“, erzählt Weber, „wir haben sogar zwei neue Sänger, die Interesse zeigen.“

Nach dem langen Lockdown werden die Stimmen nun ein Weilchen brauchen, um wieder zu alter Kondition

Oliver Firl

Neuer Dirigent des MGV Dhünn

zu finden. „Aber wir setzen dort an, wo der Chor vor Corona aufgehört hat“, sagt Oliver Firl. Schließlic­h würden einige der Männer schon mehr als 50 Jahre im Chor singen. Da könne auch nach einer langen Pause drauf aufgebaut werden.

Auf dem Programm stehen vertraute Volksliede­r, aber auch klassische Stücke. Edvard Grieg und Giuseppe Verdi. „Die Bandbreite ist groß“, sagt Oliver Firl, „sie reicht von Klassik bis Jazz.“Und dann erzählt er, wie er damals als Zweijährig­er vor dem Radio saß und das Halleluja aus Händels „Messias“gehört habe. Er habe es kaum ausspreche­n können und fragte bei seinen Eltern künftig häufig nach dem „Kaluja“. Es sei dann kaum ein Tag vergangen, an dem er es nicht wieder hören wollte. Die Liebe zur Musik habe sein Leben geprägt – er studierte Klavier, arbeitet heute als Organist zwischen Köln und Bonn und leitet verschiede­ne Chöre – nun auch den Männergesa­ngverein in Dhünn. „Wir hoffen, dass wir schon im November unser Festkonzer­t nachholen und auch zu unserem Weihnachts­konzert einladen können“, sagt Weber. Das stehe allerdings nach wie vor in den Sternen. Geprobt wieder nun aber trotzdem.

Newspapers in German

Newspapers from Germany