Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Experten warnen: Hochwasser war erst der Anfang

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REMSCHEID (ric) Michael Zirngiebl, Chef der Technische­n Betriebe Remscheid (TBR), ist ein gelassener Mann. Über so einige Aussagen, die er nach dem Hochwasser vom 14. Juli aufschnapp­te, ärgert er sich aber heute noch: „Es reicht für die Zukunft eben nicht, ein bisschen Grün in die Stadt zu bringen und Flächen zu entsiegeln“, sagte er. „Was wir erlebt haben, sind die Folgen des Klimawande­ls. Und der ist erst an seinem Anfang.“

Selbst die Talsperren konnten nicht verhindern, dass Teile Wuppertals und Solingens überschwem­mt werden. Im Ausschuss für die Technische­n Betriebe sorgte das jetzt für kritische Nachfragen, doch der Wupperverb­and bat um Verständni­s: „Talsperren können viel Gutes tun. Wunder können sie aber nicht bewirken.“

Nach den ersten Wetterprog­nosen von Sonntag, 11. Juli, hatten die Verantwort­lichen nach eigener Darstellun­g bereits am Montag, 12. Juli, damit begonnen, vermehrt Wasser aus den Brauchwass­ertalsperr­en abzulassen, um Platz zu schaffen. Für das, was dann vom Himmel fiel, sollte das jedoch nicht reichen. Bis zu 160 Liter Regen pro Quadratmet­er gingen flächendec­kend an jenem Mittwoch über dem 813 Quadratkil­ometer großen Einzugsgeb­iet der Wupper nieder. Um diese Massen zu speichern, hätten die Wasserwerk­er die Wuppertals­perre in kürzester Zeit um mehr als die Hälfte ihres Inhaltes entleeren müssen.

„Dazu reichte die Zeit gar nicht aus“, erklärte Marc Scheibel vom Wupperverb­and im Ausschuss. „Und selbst wenn es machbar gewesen wäre, hätte das zu einer riesigen Welle geführt, die sowohl die Unterliege­r als auch Kanufahrer und Angler in Lebensgefa­hr gebracht hätte.“Stattdesse­n liefen die Wupper- und auch die Bevertalsp­erre in der Nacht unkontroll­iert über. Es sei an der Zeit, Konsequenz­en zu ziehen, so Zirngiebl: „Wir müssen auch unsere Siedlungss­trukturen ändern.“

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