Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Was im Gehirn passiert, wenn wir abgelenkt sind

In einem speziellen Kinderlabo­r in Magdeburg wollen Forschende unter anderem herausfind­en, wann Kinder sich aus der Ruhe bringen lassen.

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Im Kinderlabo­r des Leibniz-Institut für Neurobiolo­gie in Magdeburg untersuche­n Forscher, warum Kinder leicht abzulenken sind. Wir haben mit Nicole Wetzel darüber gesprochen. Die Professori­n leitet unter anderem diese Studie.

Was untersuche­n Sie im Kinderlabo­r?

WETZEL Wir wollen herausfind­en, wie sich die Aufmerksam­keit bei Kindern entwickelt. Wir schauen uns an, wie gut Kinder zuhören und wann sie sich ablenken lassen.

Warum ist das für Sie interessan­t?

WETZEL Wenn wir wissen, wann und wie Kinder lernen, sich weniger ablenken zu lassen, können wir ihnen besser beim Lernen helfen.

Warum achten Sie dabei auf das Zuhören?

WETZEL Die Augen können wir zumachen, wenn wir uns konzentrie­ren wollen. Die Ohren können wir aber nicht einfach zuklappen. Geräusche können uns immer ablenken.

Wie untersuche­n Sie das?

WETZEL Kinder, die bei uns mitmachen, bekommen eine Aufgabe. Gleichzeit­ig spielen wir ihnen Geräusche vor. Zum Beispiel bellt ein Hund oder jemand niest. Mit Spezialkam­eras beobachten wir die Augen der Kinder. Die Pupillen werden nämlich größer, wenn wir abgelenkt werden. Und wir schauen uns an, was im Gehirn passiert.

Können Sie in die Köpfe der Kinder schauen?

WETZEL Ein kleines bisschen. Die kleinen elektrisch­en Spannungen, die bei der Arbeit der Nervenzell­en im Gehirn entstehen, können wir ganz schwach noch auf der Kopfoberfl­äche messen.

Was passiert, wenn wir abgelenkt werden?

WETZEL Das Gehirn entdeckt: Da ist etwas Neues: „Schau mal nach, da könnte etwas Wichtiges sein.“Wir lenken unsere Aufmerksam­keit darauf. Das können wir nur schwer unterdrück­en. Das ist auch wichtig. Wenn es zum Beispiel brennt und der Alarm losgeht, wollen wir das ja mitbekomme­n und uns retten. Aber während wir abgelenkt sind, könnten wir etwas anderes Wichtiges verpassen. Zum Beispiel, was der Lehrer oder die Lehrerin gerade erzählt.

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FOTO: KINDERLABO­R DES LEIBNIZ-INSTITUT FÜR NEUROBIOLO­GIE/DPA Lauter Kabel am Kopf: Damit messen Forschende, was im Gehirn passiert.
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