Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Springmäuse kämpfen um den Impro-Cup
Beim eigentlich sehr beliebten Improvisationstheater waren am Mittwochabend nur rund 20 Gäste in der Klosterkirche.
LENNEP Es war eine kuriose Situation, die einmal mehr dem Coronavirus geschuldet war. Am Mittwochabend waren die Springmäuse mit ihrem Improvisationstheater wieder in der Klosterkirche zu Gast. Eigentlich ein Garant für ein volles Haus. Doch tatsächlich waren auf der Bühne acht Springmäuse, die sich in zwei jeweils dreiköpfige Teams aufgeteilt hatten und unter der Moderation von Gilly Alfeo und der musikalischen Begleitung von Paul Hombach um den ImproCup balgten. Aber im Publikum waren lediglich rund doppelt so viele Besucherinnen und Besucher – die aber dafür jede Menge gute Laune mitgebracht und richtig Lust auf improvisierten Spaß hatten. Und das Ensemble hatte eine neue Idee im Gepäck – den Kampf um den besagten Impro-Cup.
Zwei Teams, Team Blau und Team Rot, die vom Publikum gleich zu Beginn neue Namen bekommen hatten, mussten unter Beweis stellen, wer der wirkliche Meister der Improvisation ist. Team Blau firmierte folglich den Abend unter dem Namen Gordon Bleu, Team Rot hieß fortan Cool Standing. Der Cup, ein kleiner Pokal, stand auf dem Piano, daneben eine Zähltafel. In verschiedenen Spielen mussten die beiden Teams um die Gunst des Publikums spielen.
Etwa in einer Geschichte, die von einem Besucher so betitelt wurde: Als in Lennep das Feuer ausging. Durch Fingerschnipsen erteilte Alfeo einem der sechs Akteure das Wort, der die Geschichte dann jeweils fortspinnen musste. Möglichst ohne Unterbrechung und vor allem, ohne den Faden zu verlieren. Wem das passierte, der flog raus – begleitet von einem süffigen „Und tschüss!“des Publikums.
Das Konzept war neu, es war natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass das Publikum nicht wie gewohnt die Bühne betreten und teilnehmen durfte. Aber dennoch waren altbekannte Spiele dabei. Etwa das beliebte Genre-wechseldich-Spiel. Dabei ging es diesmal um die Vorbereitungen zum Lenneper Weinfest. Und diese fanden als Western, als Liebesfilm, als Krimi oder als Horrorfilm statt. Was zu gewohnt großer Konfusion auf der Bühne und ebensolcher Heiterkeit davor sorgte. Auch als dann plötzlich mit Jazz zum Finale gegroovt wurde, war das ein fulminanter Schlusspunkt unter dieser immer wieder guten Nummer.
Nicht ganz so bekannt war hingegen „Sorry for being late“. Dabei
musste jeweils einer der Akteure den Saal verlassen, während das Publikum sich eine Geschichte überlegte, warum er sich zu einem Termin verspätete. Den Grund mussten die Akteure dann im improvisierten Gespräch erraten. Ob er richtig lag, konnte er am Grad des Applauses messen. Im Hintergrund agierte eine weitere Mitspielerin pantomimisch, um ihren Kollegen zu unterstützen. Ein kleines Wunder, dass der Akteur aus dem Team Gordon Bleu dies erriet: Auf dem Weg zum Tierarzt war er mit seinem Meerschweinchen im Bus unterwegs, der einen Unfall hatte, woraufhin das Tier ihm entwischte.
Das Zusammenspiel zwischen den Akteuren funktionierte umso besser, je später der Abend wurde. Man hatte beinahe den Eindruck, dass die sechs Improvisatoren ein wenig Zeit benötigt hatten, um sich aufzuwärmen. Dafür machte es im Verlauf des Abends aber umso mehr Spaß, den Springmäusen bei der Arbeit zuzusehen.
Etwa bei dem Spiel, in dem ein Pärchen aus jeweils einem Team als eineiiger Experte auftrat – und sich bei jedem Wort abwechselte, um so möglichst flüssig Antworten auf Interviewfragen von Moderator Alfeo zu geben. Vorgegeben waren dabei nur zwei Stichworte. Etwa eine exotische Sportart – Bungeejumping – und etwas, das man davor nicht tun sollte – Pfannkuchen essen.
Im furiosen Finale wurde noch einmal die musikalische Keule von allen Beteiligten so großartig geschwungen, was dann letztlich zu einem Unentschieden nach der regulären Theaterzeit führte. Ein „so harmonisches Ergebnis“, wie Alfeo es ausdrückte, könne es indes an dieser Stelle nicht geben. Und daher musste eine Schnellrunde, in der sich alle sechs Akteure selbst per „Stop!“-Ruf in eine Szene einbrachten, die Entscheidung bringen – und am Ende jubelte Team Rot alias Cool Standing über den ersten Impro-Cup in Lennep.
Beim nächsten Mal gerne wieder mit mehr Publikum – so Corona will …
Idee Die Idee für das Improvisationskollektiv Springmaus kam dem Schauspieler Bill Mockridge 1982. Die Idee war, die sogenannte vierte Wand – in Richtung des Publikums – zu durchbrechen und dieses in ein Theaterstück zu integrieren.
Gründung In Bonn fand am 20. März 1983 dann die erste Aufführung des neuen Ensembles statt.