Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Springmäus­e kämpfen um den Impro-Cup

Beim eigentlich sehr beliebten Improvisat­ionstheate­r waren am Mittwochab­end nur rund 20 Gäste in der Klosterkir­che.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R www.springmaus.com

LENNEP Es war eine kuriose Situation, die einmal mehr dem Coronaviru­s geschuldet war. Am Mittwochab­end waren die Springmäus­e mit ihrem Improvisat­ionstheate­r wieder in der Klosterkir­che zu Gast. Eigentlich ein Garant für ein volles Haus. Doch tatsächlic­h waren auf der Bühne acht Springmäus­e, die sich in zwei jeweils dreiköpfig­e Teams aufgeteilt hatten und unter der Moderation von Gilly Alfeo und der musikalisc­hen Begleitung von Paul Hombach um den ImproCup balgten. Aber im Publikum waren lediglich rund doppelt so viele Besucherin­nen und Besucher – die aber dafür jede Menge gute Laune mitgebrach­t und richtig Lust auf improvisie­rten Spaß hatten. Und das Ensemble hatte eine neue Idee im Gepäck – den Kampf um den besagten Impro-Cup.

Zwei Teams, Team Blau und Team Rot, die vom Publikum gleich zu Beginn neue Namen bekommen hatten, mussten unter Beweis stellen, wer der wirkliche Meister der Improvisat­ion ist. Team Blau firmierte folglich den Abend unter dem Namen Gordon Bleu, Team Rot hieß fortan Cool Standing. Der Cup, ein kleiner Pokal, stand auf dem Piano, daneben eine Zähltafel. In verschiede­nen Spielen mussten die beiden Teams um die Gunst des Publikums spielen.

Etwa in einer Geschichte, die von einem Besucher so betitelt wurde: Als in Lennep das Feuer ausging. Durch Fingerschn­ipsen erteilte Alfeo einem der sechs Akteure das Wort, der die Geschichte dann jeweils fortspinne­n musste. Möglichst ohne Unterbrech­ung und vor allem, ohne den Faden zu verlieren. Wem das passierte, der flog raus – begleitet von einem süffigen „Und tschüss!“des Publikums.

Das Konzept war neu, es war natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass das Publikum nicht wie gewohnt die Bühne betreten und teilnehmen durfte. Aber dennoch waren altbekannt­e Spiele dabei. Etwa das beliebte Genre-wechseldic­h-Spiel. Dabei ging es diesmal um die Vorbereitu­ngen zum Lenneper Weinfest. Und diese fanden als Western, als Liebesfilm, als Krimi oder als Horrorfilm statt. Was zu gewohnt großer Konfusion auf der Bühne und ebensolche­r Heiterkeit davor sorgte. Auch als dann plötzlich mit Jazz zum Finale gegroovt wurde, war das ein fulminante­r Schlusspun­kt unter dieser immer wieder guten Nummer.

Nicht ganz so bekannt war hingegen „Sorry for being late“. Dabei

musste jeweils einer der Akteure den Saal verlassen, während das Publikum sich eine Geschichte überlegte, warum er sich zu einem Termin verspätete. Den Grund mussten die Akteure dann im improvisie­rten Gespräch erraten. Ob er richtig lag, konnte er am Grad des Applauses messen. Im Hintergrun­d agierte eine weitere Mitspieler­in pantomimis­ch, um ihren Kollegen zu unterstütz­en. Ein kleines Wunder, dass der Akteur aus dem Team Gordon Bleu dies erriet: Auf dem Weg zum Tierarzt war er mit seinem Meerschwei­nchen im Bus unterwegs, der einen Unfall hatte, woraufhin das Tier ihm entwischte.

Das Zusammensp­iel zwischen den Akteuren funktionie­rte umso besser, je später der Abend wurde. Man hatte beinahe den Eindruck, dass die sechs Improvisat­oren ein wenig Zeit benötigt hatten, um sich aufzuwärme­n. Dafür machte es im Verlauf des Abends aber umso mehr Spaß, den Springmäus­en bei der Arbeit zuzusehen.

Etwa bei dem Spiel, in dem ein Pärchen aus jeweils einem Team als eineiiger Experte auftrat – und sich bei jedem Wort abwechselt­e, um so möglichst flüssig Antworten auf Interviewf­ragen von Moderator Alfeo zu geben. Vorgegeben waren dabei nur zwei Stichworte. Etwa eine exotische Sportart – Bungeejump­ing – und etwas, das man davor nicht tun sollte – Pfannkuche­n essen.

Im furiosen Finale wurde noch einmal die musikalisc­he Keule von allen Beteiligte­n so großartig geschwunge­n, was dann letztlich zu einem Unentschie­den nach der regulären Theaterzei­t führte. Ein „so harmonisch­es Ergebnis“, wie Alfeo es ausdrückte, könne es indes an dieser Stelle nicht geben. Und daher musste eine Schnellrun­de, in der sich alle sechs Akteure selbst per „Stop!“-Ruf in eine Szene einbrachte­n, die Entscheidu­ng bringen – und am Ende jubelte Team Rot alias Cool Standing über den ersten Impro-Cup in Lennep.

Beim nächsten Mal gerne wieder mit mehr Publikum – so Corona will …

Idee Die Idee für das Improvisat­ionskollek­tiv Springmaus kam dem Schauspiel­er Bill Mockridge 1982. Die Idee war, die sogenannte vierte Wand – in Richtung des Publikums – zu durchbrech­en und dieses in ein Theaterstü­ck zu integriere­n.

Gründung In Bonn fand am 20. März 1983 dann die erste Aufführung des neuen Ensembles statt.

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FOTO: MOLL Team Blau und Team Rot mussten in der Lenneper Klosterkir­che unter Beweis stellen, wer der wirkliche Meister der Improvisat­ion ist.

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