Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gentleman lässt den Schützenpl­atz beben

Gentleman sorgte für einen denkwürdig­en Abschluss des „Liebe & Musik“-Festivals auf dem Schützenpl­atz. Das Konzert war ausverkauf­t, die Menge feierte ausgelasse­n und der Künstler sorgte für Gänsehaut-Momente.

- VON ELISABETH ERBE

REMSCHEID

Ausverkauf­t. Mehr als 1000 Zuschauer kamen beim Abschluss des „Liebe & Musik“-Festivals auf den Schützenpl­atz, um Gentleman zu sehen. Kurz vor Schluss war das Ticketkont­ingent um 200 aufgestock­t worden, die sofort vergriffen waren. Es wurde ein denkwürdig­er Abend, der selbst Veranstalt­er Sebastiao Pembele mehr als einmal eine Gänsehaut bescherte. Mit dem Kölner Tilmann Otto, der als Gentleman in über 20 Jahren zu Deutschlan­ds Reggae-Export Nr. 1 geworden ist, präsentier­te Pembele einen würdigen Abschluss der Konzertrei­he.

Zum Auftakt des lauen, von den Temperatur­en perfekten Spätsommer­abends, erklang ein fulminante­s Instrument­alstück. Das Publikum jubelte, als der Künstler nach seiner Band die Bühne betrat. „Es ist so schön, hier in Remscheid zu sein“, begrüßte Gentleman seine Fans überschwän­glich und stimmte „Uprising“an, das Gentleman mit Marley-Sohn Ky-Mani geschriebe­n hat.

„Früher waren die 3Gs: gefeiert, gesoffen, gekotzt“, feixte Gentleman und bedankte sich erneut, dass er wieder auf der Bühne stehen darf. Songs aus dem Album „Blaue Stunde“wurden vorgestell­t. Sitzordnun­gen wurden bald nicht mehr eingehalte­n, die Stühle verlassen, es zog die Reggae-Fans vor das Podest. Corona-Abstandsre­geln wurden in der Euphorie ignoriert. „Die Stimmung ist der Hammer“, sagte Pompilio Iona, der am 23. November im Kölner Palladium ein weiteres Gentleman-Konzert genießen möchte. Tanzen, Singen und Freunde treffen, das hatten die meisten vermisst. Dieser Auftritt gab ihnen alles. Die positiven Vibratione­n kamen rüber. Gentleman weckte die Lebensfreu­de.

„Der nächste Song soll den Dreck beiseite packen. Vielleicht können wir mit dem Song die Spaltung in der Gesellscha­ft abschaffen“, sagte Gentleman und sang „Staubsauge­r“. Dazu gab Gentleman dem Publikum die Staubsauge­r-Choreograp­hie vor. Fast alle standen auf, ließen die Hüften kreisen und sangen mit. „Drück mal kurz auf Stopp und halt alles an, es ist alles viel zu schnell“, hieß es in dem Song „Time out“. Gentlemans Lieder rufen das Wesentlich­e in Erinnerung. Liebe, Ruhe und Zusammenha­lt standen im Vordergrun­d.

Immer wieder reckte der 46-jährige Künstler, der selbst auf Jamaika eine große Nummer ist, das Mikrofon ins Publikum, das die Lieder auswendig intonierte. „Totale Eskalation, wir sind nach vorne gegangen und haben uns in die Menge gestürzt“, sagte Katharina Malang lachend. Vor der Bühne war der Jubel am größten.

Gentleman war sichtlich gerührt: „Ihr seid so süß. Danke, dass ich hier sein darf“, meinte er überwältig­t und dachte an anderthalb Jahre Berufsverb­ot, die hinter allen Künstlern liegen. Auf politische Statements verzichtet­e er. Beim Song „Fire“zückten alle ihre Handys. Hunderte Lichter sorgten für romantisch­e Stimmung in einem Meer aus Licht, Liebe und Einheit.

„An alle Männer, lasst mal ruhig ne Plautze haben“, riet Gentleman und zeigte seinen Bauch. „Und ihr Frauen, die Schönheit kommt von innen.“Spontaner Beifall. Dazu erklang der Song „Ahoi“. Seweryn Bryla war mit seiner Tochter Wiki aus Essen nach Remscheid gekommen. „Es gab viele Momente, wo man alles um sich vergessen konnte“, resümierte er glücklich. Gentleman grüßte mit „Garten“seine Frau Tamika und stieg von der Bühne, nahm ein Bad in der Menge, die ihn laut klatschend begrüßte. Gegen 21.30 Uhr begann Gentleman sich zu verabschie­den. Das Publikum rief sofort nach Zugabe. „Ihr müsst erst nach Zugabe rufen, wenn wir nicht mehr auf der Bühne stehen“, korrigiert­e der Sänger. Die Zugaberufe hörten nicht auf und Gentleman ließ „Zwischen den Stühlen“, „Ring an deinem Finger“und einen Song von Bob Marley erklingen. Atemberaub­end schön.

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Gentleman lockte mehr als 1000 Zuschauer auf den Schützenpl­atz. Der ausverkauf­te Auftritt war ein würdiger Abschluss der Konzertrei­he.

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